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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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beygesetzten allerhand zierlichen Reden/ veränderlichen Glückes-Fällen/ schönen Lehrreichen Moral und Physical-Discursen/ Liebes- und Zauber-Händeln/ sc. außgespickt und gezieret werden/ dermassen/ daß man hernach selbst nicht eigentlich weiß/ was davon wahr / und was von freyem Geist des Autoris darzu gesetzt/ gleich wie auß itztgedachter Romaine von Ibrahim Bassa/ wie sonsten auch aus der vom Barclajo schön-inventirten Argenis, auß der Ariana, auß der Arcadia, und sonderlich auß Herrn Buchholtzens/ denen allen weit-vorgehendem / ja unvergleichlichem Teutschen Hercules und Herculiscus, gnugsam ist zusehen: vor dergleichen herrlichen Schrifften ersten Vatter und Großvater ich aber gar bald halten dürffte die Griechisch-geschriebenen schönen AEthiopica des Heliodori, aus welchem/ meines behalts/ in der Arcadia ein und anders subtil abgestohlen ist.

§. 4. Doch heutiges Tages ermangelts auch nicht bey etlichen jungen Poetischen Flatter-Geistern/ an Unwissenheit des Zweckes und Manier/ eine rechte Romaine zu schreiben: und bringende/ statt derer/ nur etliche zaghaffte lebnnd geist-lose/ ungesaltzene Liebes-Träume vor/ verdienen allermeist das Urtheil des Herrn Harsdörffers/ welcher im 47 sten Gespräch-Spiel des I. Theils/ (§. 23.) also schreibet: Betreffende die ohne Reimen gesetzt in ungebundener Rede verfaste Lust- und Liebs-Gedicht/ (les Romans) wollen solche einen sonderlichen Lehrnutzen/ benebenst erfreulicher weiß vor wenden: Aber es ist ein süsser Gifft/ und tieff-verborgene Gemühts-Gefahr/ bey welcher ein so beliebtes Verderben waltet. Die vorgebildte Ritter zu Fuß (Cavelleros andandes) die fleissigen Schäfferinnen ohne Stab und staub/ erregen dergestalt unjere Gedancken/ daß wir mit ihnen weine/ lachen/ trauren / Verlangen tragen/ und allen ihren Begierden gleichsam würcklich beypflichten/ ob wol sie nur erdichtet/ und niemals gewesen/ noch seyn werden.

§. 5. Ob derhalben nun alles/ oder ob es nur kaum halb/ oder ein viertheil wahr und unwahr seye/ was vorhin-gedachter Zesius von der vortrefflichen Magnificentz Ibrahim Bassä vorbringt; davor lasse ich einen jedweden Leser selbst rathen: und will/ bloß nur Extracts weise/ nach Ordnung der Blätter setzen/ was vorgenommenem Zweck/ von Kunst und Naturäl-Rariteten zu handeln/ mehr oder minder (doch etlicher massen) etwa scheint zu dienen.

§. 6. Und schneidet also der Autor wacker auff/ pag. 138. schreibende/ die Thore am neuaufgebauten Schloß wären von Ebenholtz/ und mit silbernen Nagel-Puckeln reichiich besetzt gewesen. pag. 139. den Schlüssel zu solchem Bau/ hätte er von Ouich-stein/ einer verwunderlichen Grösse gehabt. Im Vorhoffe (pag. 140.) sey gewesen ein köstlicher Brunn/ da aus etlichen Stücken von Agat/ Ouich/ Türckis/ Corallen/ Topaß/ und Smaragd/ Wasser Strahlen herfür gesprungen. Und was mehr merckwürdig erzehlet wird/ sind folgende Dinge:

§. 7. Ein Lust-Garten (pag. 143.) ehe man in das gantz-Inwendige gekominen. Ein Gewölbe / darunter man aus dem Vorhoff hinein gangen auf einem Alabasternen Grund mit unterschiedenem Marmel und Jaspis aufs künstlichste eingelegt.

§. 8. Im Garten ein schöner Brunu (pag. 144.) ein Irrgarten (ibid.) und Busch-werck (pag. 145.) von Pomerantzen-Citronen-Granat-Bäumen/ und Myrten Sträuchen. Eine acht-eckichte Lust-Höle/ oder Grotte/ worinnen gleichsam alle Wunder der grossen Zeug-Mutter (Zesius hätte nur lieber bald das Wort Natur setzen mögen] beysammen: und unter denen köstliche Perlen-Mutter und Meer-Muscheln/ woran die Sonne prächtig gespielet/ feuer-färbige/ als schwartz- und weisse: seltzam-gehärtete (ich verstehe in Stein verwandelte) Dinge: zugeschweigen der dabeybefindlichen Wasser-Künste/ Cascaden/ oder Wasser-Fälle von Crystallenen Felsen; und tansenderley köstliche Dinge mehr.

§. 9. Aus der Lust-Höle und Garten hernach/ von hinten des Schlosses hinauff pag. 147.) durch ein köstlich Vorgemach/ über den Saal/ ein Bibliothek/ da alle Bücher/ in vielerley Sprachen/ mit göldenen weiß- und grüngeätzten Blächen überzogen/ und in Schräncken von Ebenholtz mit güldnen Spitzen; mit vielen außerlesenen dabey befindlichen Land-Taffeln/ Erd- und Hinmels-Kugeln/ und allerhand Instrumenten; benahmentlich Perspectiven/ Spiegeln / Uhrwercken/ Zirckeln/ und dergleichen. Perspectivische Gemählde/ Prysmata (die nennet Zesius pag. 148. Waltzen; hat sich wol gewaltzet/ man siehet wol/ daß Herr Zesius in Opticis und Geometricis trefflich erfahren ist /) oder drey-eckete Crystall/ darinnen alles/ gleichsam mit Regenbogen bortiret außsiehet/ Brillen.

§. 10. Schönund köstlich mit Stein-werckaußgesetzte Schreib-Lädgen: ein Tisch von Ebenholtz / mit golde geätzt/ und außstaffiret: oben darauff ein Schreibezeug/ mit licht-braumen Sinaragden allenthalben außgelegt. Er wird vielleicht Hyacinthen meynen/ weil sonsten die Smaragden grün. Doch kan der Herr Pferde-Hold im blauen Feld/ Herr Zesius/ wol auch braune Smaragden geschen haben.

beygesetzten allerhand zierlichen Reden/ veränderlichen Glückes-Fällen/ schönen Lehrreichen Moral und Physical-Discursen/ Liebes- und Zauber-Händeln/ sc. außgespickt und gezieret werden/ dermassen/ daß man hernach selbst nicht eigentlich weiß/ was davon wahr / und was von freyem Geist des Autoris darzu gesetzt/ gleich wie auß itztgedachter Romaine von Ibrahim Bassa/ wie sonsten auch aus der vom Barclajo schön-inventirten Argenis, auß der Ariana, auß der Arcadia, und sonderlich auß Herrn Buchholtzens/ denen allen weit-vorgehendem / ja unvergleichlichem Teutschen Hercules und Herculiscus, gnugsam ist zusehen: vor dergleichen herrlichen Schrifften ersten Vatter und Großvater ich aber gar bald halten dürffte die Griechisch-geschriebenen schönen AEthiopica des Heliodori, aus welchem/ meines behalts/ in der Arcadia ein uñ anders subtil abgestohlen ist.

§. 4. Doch heutiges Tages ermangelts auch nicht bey etlichen jungen Poetischen Flatter-Geistern/ an Unwissenheit des Zweckes und Manier/ eine rechte Romaine zu schreiben: und bringende/ statt derer/ nur etliche zaghaffte lebnnd geist-lose/ ungesaltzene Liebes-Träume vor/ verdienen allermeist das Urtheil des Herrn Harsdörffers/ welcher im 47 sten Gespräch-Spiel des I. Theils/ (§. 23.) also schreibet: Betreffende die ohne Reimen gesetzt in ungebundener Rede verfaste Lust- und Liebs-Gedicht/ (les Romans) wollen solche einen sonderlichen Lehrnutzen/ benebenst erfreulicher weiß vor wenden: Aber es ist ein süsser Gifft/ und tieff-verborgene Gemühts-Gefahr/ bey welcher ein so beliebtes Verderben waltet. Die vorgebildte Ritter zu Fuß (Cavelleros andandes) die fleissigen Schäfferinnen ohne Stab und staub/ erregen dergestalt unjere Gedancken/ daß wir mit ihnen weine/ lachen/ trauren / Verlangen tragen/ und allen ihren Begierden gleichsam würcklich beypflichten/ ob wol sie nur erdichtet/ und niemals gewesen/ noch seyn werden.

§. 5. Ob derhalben nun alles/ oder ob es nur kaum halb/ oder ein viertheil wahr und unwahr seye/ was vorhin-gedachter Zesius von der vortrefflichen Magnificentz Ibrahim Bassä vorbringt; davor lasse ich einen jedweden Leser selbst rathen: und will/ bloß nur Extracts weise/ nach Ordnung der Blätter setzen/ was vorgenommenem Zweck/ von Kunst und Naturäl-Rariteten zu handeln/ mehr oder minder (doch etlicher massen) etwa scheint zu dienen.

§. 6. Und schneidet also der Autor wacker auff/ pag. 138. schreibende/ die Thore am neuaufgebauten Schloß wären von Ebenholtz/ und mit silbernen Nagel-Puckeln reichiich besetzt gewesen. pag. 139. den Schlüssel zu solchem Bau/ hätte er von Ouich-stein/ einer verwunderlichen Grösse gehabt. Im Vorhoffe (pag. 140.) sey gewesen ein köstlicher Brunn/ da aus etlichen Stücken von Agat/ Ouich/ Türckis/ Corallen/ Topaß/ und Smaragd/ Wasser Strahlen herfür gesprungen. Und was mehr merckwürdig erzehlet wird/ sind folgende Dinge:

§. 7. Ein Lust-Garten (pag. 143.) ehe man in das gantz-Inwendige gekominen. Ein Gewölbe / darunter man aus dem Vorhoff hinein gangen auf einem Alabasternen Grund mit unterschiedenem Marmel und Jaspis aufs künstlichste eingelegt.

§. 8. Im Garten ein schöner Brunu (pag. 144.) ein Irrgarten (ibid.) und Busch-werck (pag. 145.) von Pomerantzen-Citronen-Granat-Bäumen/ und Myrten Sträuchen. Eine acht-eckichte Lust-Höle/ oder Grotte/ worinnen gleichsam alle Wunder der grossen Zeug-Mutter (Zesius hätte nur lieber bald das Wort Natur setzen mögen] beysammen: und unter denen köstliche Perlen-Mutter und Meer-Muscheln/ woran die Sonne prächtig gespielet/ feuer-färbige/ als schwartz- und weisse: seltzam-gehärtete (ich verstehe in Stein verwandelte) Dinge: zugeschweigen der dabeybefindlichen Wasser-Künste/ Cascaden/ oder Wasser-Fälle von Crystallenen Felsen; und tansenderley köstliche Dinge mehr.

§. 9. Aus der Lust-Höle und Garten hernach/ von hinten des Schlosses hinauff pag. 147.) durch ein köstlich Vorgemach/ über den Saal/ ein Bibliothek/ da alle Bücher/ in vielerley Sprachen/ mit göldenen weiß- und grüngeätzten Blächen überzogen/ und in Schräncken von Ebenholtz mit güldnen Spitzen; mit vielen außerlesenen dabey befindlichen Land-Taffeln/ Erd- und Hinmels-Kugeln/ und allerhand Instrumenten; benahmentlich Perspectiven/ Spiegeln / Uhrwercken/ Zirckeln/ und dergleichen. Perspectivische Gemählde/ Prysmata (die nennet Zesius pag. 148. Waltzen; hat sich wol gewaltzet/ man siehet wol/ daß Herr Zesius in Opticis und Geometricis trefflich erfahren ist /) oder drey-eckete Crystall/ darinnen alles/ gleichsam mit Regenbogen bortiret außsiehet/ Brillen.

§. 10. Schönund köstlich mit Stein-werckaußgesetzte Schreib-Lädgen: ein Tisch von Ebenholtz / mit golde geätzt/ und außstaffiret: oben darauff ein Schreibezeug/ mit licht-braumen Sinaragden allenthalben außgelegt. Er wird vielleicht Hyacinthen meynen/ weil sonsten die Smaragden grün. Doch kan der Herr Pferde-Hold im blauen Feld/ Herr Zesius/ wol auch braune Smaragden geschen haben.

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beygesetzten allerhand zierlichen Reden/ veränderlichen Glückes-Fällen/ schönen       Lehrreichen Moral und Physical-Discursen/ Liebes- und Zauber-Händeln/ sc. außgespickt und       gezieret werden/ dermassen/ daß man hernach selbst nicht eigentlich weiß/ was davon wahr /       und was von freyem Geist des Autoris darzu gesetzt/ gleich wie auß itztgedachter Romaine von       Ibrahim Bassa/ wie sonsten auch aus der vom Barclajo schön-inventirten Argenis, auß der       Ariana, auß der Arcadia, und sonderlich auß Herrn Buchholtzens/ denen allen weit-vorgehendem /       ja unvergleichlichem Teutschen Hercules und Herculiscus, gnugsam ist zusehen: vor dergleichen       herrlichen Schrifften ersten Vatter und Großvater ich aber gar bald halten dürffte die       Griechisch-geschriebenen schönen AEthiopica des Heliodori, aus welchem/ meines behalts/ in       der Arcadia ein un&#x0303; anders subtil abgestohlen ist.</p>
        <p>§. 4. Doch heutiges Tages ermangelts auch nicht bey etlichen jungen Poetischen       Flatter-Geistern/ an Unwissenheit des Zweckes und Manier/ eine rechte Romaine zu schreiben:       und bringende/ statt derer/ nur etliche zaghaffte lebnnd geist-lose/ ungesaltzene       Liebes-Träume vor/ verdienen allermeist das Urtheil des Herrn Harsdörffers/ welcher im 47       sten Gespräch-Spiel des I. Theils/ (§. 23.) also schreibet: Betreffende die ohne Reimen       gesetzt in ungebundener Rede verfaste Lust- und Liebs-Gedicht/ (les Romans) wollen solche       einen sonderlichen Lehrnutzen/ benebenst erfreulicher weiß vor wenden: Aber es ist ein süsser       Gifft/ und tieff-verborgene Gemühts-Gefahr/ bey welcher ein so beliebtes Verderben waltet.       Die vorgebildte Ritter zu Fuß (Cavelleros andandes) die fleissigen Schäfferinnen ohne Stab und       staub/ erregen dergestalt unjere Gedancken/ daß wir mit ihnen weine/ lachen/ trauren /       Verlangen tragen/ und allen ihren Begierden gleichsam würcklich beypflichten/ ob wol sie nur       erdichtet/ und niemals gewesen/ noch seyn werden.</p>
        <p>§. 5. Ob derhalben nun alles/ oder ob es nur kaum halb/ oder ein viertheil wahr und unwahr       seye/ was vorhin-gedachter Zesius von der vortrefflichen Magnificentz Ibrahim Bassä vorbringt;       davor lasse ich einen jedweden Leser selbst rathen: und will/ bloß nur Extracts weise/ nach       Ordnung der Blätter setzen/ was vorgenommenem Zweck/ von Kunst und Naturäl-Rariteten zu       handeln/ mehr oder minder (doch etlicher massen) etwa scheint zu dienen.</p>
        <p>§. 6. Und schneidet also der Autor wacker auff/ pag. 138. schreibende/ die Thore am       neuaufgebauten Schloß wären von Ebenholtz/ und mit silbernen Nagel-Puckeln reichiich besetzt       gewesen. pag. 139. den Schlüssel zu solchem Bau/ hätte er von Ouich-stein/ einer       verwunderlichen Grösse gehabt. Im Vorhoffe (pag. 140.) sey gewesen ein köstlicher Brunn/ da       aus etlichen Stücken von Agat/ Ouich/ Türckis/ Corallen/ Topaß/ und Smaragd/ Wasser       Strahlen herfür gesprungen. Und was mehr merckwürdig erzehlet wird/ sind folgende Dinge:</p>
        <p>§. 7. Ein Lust-Garten (pag. 143.) ehe man in das gantz-Inwendige gekominen. Ein Gewölbe /       darunter man aus dem Vorhoff hinein gangen auf einem Alabasternen Grund mit unterschiedenem       Marmel und Jaspis aufs künstlichste eingelegt.</p>
        <p>§. 8. Im Garten ein schöner Brunu (pag. 144.) ein Irrgarten (ibid.) und Busch-werck (pag.       145.) von Pomerantzen-Citronen-Granat-Bäumen/ und Myrten Sträuchen. Eine acht-eckichte       Lust-Höle/ oder Grotte/ worinnen gleichsam alle Wunder der grossen Zeug-Mutter (Zesius hätte       nur lieber bald das Wort Natur setzen mögen] beysammen: und unter denen köstliche Perlen-Mutter       und Meer-Muscheln/ woran die Sonne prächtig gespielet/ feuer-färbige/ als schwartz- und       weisse: seltzam-gehärtete (ich verstehe in Stein verwandelte) Dinge: zugeschweigen der       dabeybefindlichen Wasser-Künste/ Cascaden/ oder Wasser-Fälle von Crystallenen Felsen; und       tansenderley köstliche Dinge mehr.</p>
        <p>§. 9. Aus der Lust-Höle und Garten hernach/ von hinten des Schlosses hinauff pag. 147.)       durch ein köstlich Vorgemach/ über den Saal/ ein Bibliothek/ da alle Bücher/ in vielerley       Sprachen/ mit göldenen weiß- und grüngeätzten Blächen überzogen/ und in Schräncken von       Ebenholtz mit güldnen Spitzen; mit vielen außerlesenen dabey befindlichen Land-Taffeln/ Erd-       und Hinmels-Kugeln/ und allerhand Instrumenten; benahmentlich Perspectiven/ Spiegeln /       Uhrwercken/ Zirckeln/ und dergleichen. Perspectivische Gemählde/ Prysmata (die nennet Zesius       pag. 148. Waltzen; hat sich wol gewaltzet/ man siehet wol/ daß Herr Zesius in Opticis und       Geometricis trefflich erfahren ist /) oder drey-eckete Crystall/ darinnen alles/ gleichsam       mit Regenbogen bortiret außsiehet/ Brillen.</p>
        <p>§. 10. Schönund köstlich mit Stein-werckaußgesetzte Schreib-Lädgen: ein Tisch von Ebenholtz /       mit golde geätzt/ und außstaffiret: oben darauff ein Schreibezeug/ mit licht-braumen       Sinaragden allenthalben außgelegt. Er wird vielleicht Hyacinthen meynen/ weil sonsten die       Smaragden grün. Doch kan der Herr Pferde-Hold im blauen Feld/ Herr Zesius/ wol auch braune       Smaragden geschen haben.</p>
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[56/0632] beygesetzten allerhand zierlichen Reden/ veränderlichen Glückes-Fällen/ schönen Lehrreichen Moral und Physical-Discursen/ Liebes- und Zauber-Händeln/ sc. außgespickt und gezieret werden/ dermassen/ daß man hernach selbst nicht eigentlich weiß/ was davon wahr / und was von freyem Geist des Autoris darzu gesetzt/ gleich wie auß itztgedachter Romaine von Ibrahim Bassa/ wie sonsten auch aus der vom Barclajo schön-inventirten Argenis, auß der Ariana, auß der Arcadia, und sonderlich auß Herrn Buchholtzens/ denen allen weit-vorgehendem / ja unvergleichlichem Teutschen Hercules und Herculiscus, gnugsam ist zusehen: vor dergleichen herrlichen Schrifften ersten Vatter und Großvater ich aber gar bald halten dürffte die Griechisch-geschriebenen schönen AEthiopica des Heliodori, aus welchem/ meines behalts/ in der Arcadia ein uñ anders subtil abgestohlen ist. §. 4. Doch heutiges Tages ermangelts auch nicht bey etlichen jungen Poetischen Flatter-Geistern/ an Unwissenheit des Zweckes und Manier/ eine rechte Romaine zu schreiben: und bringende/ statt derer/ nur etliche zaghaffte lebnnd geist-lose/ ungesaltzene Liebes-Träume vor/ verdienen allermeist das Urtheil des Herrn Harsdörffers/ welcher im 47 sten Gespräch-Spiel des I. Theils/ (§. 23.) also schreibet: Betreffende die ohne Reimen gesetzt in ungebundener Rede verfaste Lust- und Liebs-Gedicht/ (les Romans) wollen solche einen sonderlichen Lehrnutzen/ benebenst erfreulicher weiß vor wenden: Aber es ist ein süsser Gifft/ und tieff-verborgene Gemühts-Gefahr/ bey welcher ein so beliebtes Verderben waltet. Die vorgebildte Ritter zu Fuß (Cavelleros andandes) die fleissigen Schäfferinnen ohne Stab und staub/ erregen dergestalt unjere Gedancken/ daß wir mit ihnen weine/ lachen/ trauren / Verlangen tragen/ und allen ihren Begierden gleichsam würcklich beypflichten/ ob wol sie nur erdichtet/ und niemals gewesen/ noch seyn werden. §. 5. Ob derhalben nun alles/ oder ob es nur kaum halb/ oder ein viertheil wahr und unwahr seye/ was vorhin-gedachter Zesius von der vortrefflichen Magnificentz Ibrahim Bassä vorbringt; davor lasse ich einen jedweden Leser selbst rathen: und will/ bloß nur Extracts weise/ nach Ordnung der Blätter setzen/ was vorgenommenem Zweck/ von Kunst und Naturäl-Rariteten zu handeln/ mehr oder minder (doch etlicher massen) etwa scheint zu dienen. §. 6. Und schneidet also der Autor wacker auff/ pag. 138. schreibende/ die Thore am neuaufgebauten Schloß wären von Ebenholtz/ und mit silbernen Nagel-Puckeln reichiich besetzt gewesen. pag. 139. den Schlüssel zu solchem Bau/ hätte er von Ouich-stein/ einer verwunderlichen Grösse gehabt. Im Vorhoffe (pag. 140.) sey gewesen ein köstlicher Brunn/ da aus etlichen Stücken von Agat/ Ouich/ Türckis/ Corallen/ Topaß/ und Smaragd/ Wasser Strahlen herfür gesprungen. Und was mehr merckwürdig erzehlet wird/ sind folgende Dinge: §. 7. Ein Lust-Garten (pag. 143.) ehe man in das gantz-Inwendige gekominen. Ein Gewölbe / darunter man aus dem Vorhoff hinein gangen auf einem Alabasternen Grund mit unterschiedenem Marmel und Jaspis aufs künstlichste eingelegt. §. 8. Im Garten ein schöner Brunu (pag. 144.) ein Irrgarten (ibid.) und Busch-werck (pag. 145.) von Pomerantzen-Citronen-Granat-Bäumen/ und Myrten Sträuchen. Eine acht-eckichte Lust-Höle/ oder Grotte/ worinnen gleichsam alle Wunder der grossen Zeug-Mutter (Zesius hätte nur lieber bald das Wort Natur setzen mögen] beysammen: und unter denen köstliche Perlen-Mutter und Meer-Muscheln/ woran die Sonne prächtig gespielet/ feuer-färbige/ als schwartz- und weisse: seltzam-gehärtete (ich verstehe in Stein verwandelte) Dinge: zugeschweigen der dabeybefindlichen Wasser-Künste/ Cascaden/ oder Wasser-Fälle von Crystallenen Felsen; und tansenderley köstliche Dinge mehr. §. 9. Aus der Lust-Höle und Garten hernach/ von hinten des Schlosses hinauff pag. 147.) durch ein köstlich Vorgemach/ über den Saal/ ein Bibliothek/ da alle Bücher/ in vielerley Sprachen/ mit göldenen weiß- und grüngeätzten Blächen überzogen/ und in Schräncken von Ebenholtz mit güldnen Spitzen; mit vielen außerlesenen dabey befindlichen Land-Taffeln/ Erd- und Hinmels-Kugeln/ und allerhand Instrumenten; benahmentlich Perspectiven/ Spiegeln / Uhrwercken/ Zirckeln/ und dergleichen. Perspectivische Gemählde/ Prysmata (die nennet Zesius pag. 148. Waltzen; hat sich wol gewaltzet/ man siehet wol/ daß Herr Zesius in Opticis und Geometricis trefflich erfahren ist /) oder drey-eckete Crystall/ darinnen alles/ gleichsam mit Regenbogen bortiret außsiehet/ Brillen. §. 10. Schönund köstlich mit Stein-werckaußgesetzte Schreib-Lädgen: ein Tisch von Ebenholtz / mit golde geätzt/ und außstaffiret: oben darauff ein Schreibezeug/ mit licht-braumen Sinaragden allenthalben außgelegt. Er wird vielleicht Hyacinthen meynen/ weil sonsten die Smaragden grün. Doch kan der Herr Pferde-Hold im blauen Feld/ Herr Zesius/ wol auch braune Smaragden geschen haben.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/632>, abgerufen am 22.11.2024.