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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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schön weiß/ trucken und frisch gemacht seyn/ auch auß rafinirtem und nicht rohem Salpeter bestehen/ welches auß der Weise zu sehen ist. Daß er aber mit Alaun verfälscht werden könne/ ist gantz falsch/ indem sich der Salpeter eben so/ wie der Zucker / mit dem Alaun nicht vereinigen lässet/ wie Pomet l. c. pag. 76. zeiget. Wird sonsten innerlich wie der Salpeter/ und äusserlich in den Gurgel-Wassern gebrauchet. Wann man den Salpeter ohne Schwefel mit einer glüenden Kohle anstecket/ und dieses so offt widerholet/ biß er nicht mehr zischet/ so bekombt man das

NITRUM FIXUM,

woraus Glauberus seinen Liquorem Alkahest machet/ welches ein trefflich Menstruum ist. Destilliret man aber den rohen Salpeter mit truckenem Thon oder Lette/ auß einer Retort in einen grossen Recipienten/ so gehet ein roth feuriger Nebel über/ welcher sich in einen hellen und weissen Spiritum coaguliret/ welcher

SPIRITUS NITRI

genennet wird: muß klar/ wie Wasser seyn und immer rauchen/ wann er gut ist; woran auch zu sehen/ ob er aus Scheid-Wasser bestehe/ womit er von den Canaillen verfälschet wird. Ist sonsten gar corrosiv, weßwegen er wie der [unleserliches Material] mit dem Spiritu Vini dulcificiret wird/ welcher alsdann den Urin und Stein treibet/ auch die Winde zertheilet/ absonderlich/ wann man denselben über die Römische Camillen und andere carminativa abtreibet und also D. Michels SPIRITUM ANTICOLICUM daraus machet. Diesen [unleserliches Material] machen die Laboranten in Thüringen in grosser Menge/ und wann sie zu einem Theil [unleserliches Material] zwey Theil [unleserliches Material] nehmen und destilliren/ so gehet das Scheid-Wasser oder so genandte

AQUA FORTIS

herüber/ welches doch nichts anderst/ als der [unleserliches Material] ist/ indem vom [unleserliches Material] wenig oder gar nichts übergehet/ und thut der [unleserliches Material] so viel/ als das Scheid-Wasser. Dieses dienet das Silber und andere Metallen zu solviren/ und wird von den Kupfferstechern/ Goldschmieden/ und andern gesuchet. Thut man das [unleserliches Material] * darzu/ hat man die AQUAM REGIAM, welche das Gold solviret. Aus dem Cap. Mortuo des Scheid-Wassers kan man ein Saltz elixiviren/ welches

ARCANUM DUPLICATUM,

[unleserliches Material] latum, Panaca Holsaticea &amp;amp;c. genennet wird; weilen man aber das [unleserliches Material] nicht immer haben kan/ so macht es Dan. Ludovici c. solut. [unleserliches Material], wie in dessen Pharmacia Mod. Seculo appl. pag. 427. zu sehen: Ist ein vortrefflich digestiv in den Wechsel-Fiebern/ Scorbuto und andern Kranckheiten.

§. 6.

Im übrigen sind einige/ welche den Borres oder Venedischen

BORRAX

vor eine Art Salpeter halten/ ohne Zweiffel/ weilen Nitrum in der Arabischen Sprach Baurac heisset/ woher das Wort Borrax herzukommen scheinet. Dieses ist ein hell-weisses Saltz/ wie Eyß und Alaun anzusehen/ hat einen scharffen/ laugichten Geschmack/ und wird meistens aus Venedig überschicket/ wo es zum ersten refinirt worden. Man bringt zwar auch Borres aus Holl- und Engeland/ er will aber nicht allerdings verrichten/ was jener thut. Die Holländer sollen ihn aus Ceilon bringen/ wie Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer pag. 43. schreibet.

§. 7.

Was aber der Borres eigentlich seye? ob es ein natürlich oder gemacht Werck zu nennen? davon sind die gelährten Naturkündiger noch nicht eins. D. Schroeder hält es vor ein gemachtes Saltz / welches zu Venedig auß [unleserliches Material] *, [unleserliches Material], [unleserliches Material] com. und Tartaro [unleserliches Material]n. zubereitet würde: Andere meynen / es bestehe auß [unleserliches Material] und [unleserliches Material] wie in gemeldten Authoris Pharmacopoeia p. 208. zu sehen ist. Allein seine Außleger/ als D. Hoffmann und D. Ettmüller, gehen hier von ihm ab/ und halten davor/ daß der Borrax eine natürliche Minera sey/ welche in Indien soll gefunden werden. Pomet nennet solche rohen Borres/ und schreibet/ daß dessen zwey Species auß Indien kämen / eine so eine röthlichte Fettigkeit umb sich hätte: die andere aber graulicht/ welche die Venetianer in Wasser solvirten/ und über Baum-Wollen Seilern oder andern Stänglein zu Crystallen machten. Jungius hergegen gibt in seiner Doxoscopia c. l. vor/ daß es ein weisser Stein sey/ welcher keinen Geschmack hätte/ auch sich im Wasser nicht solvirenlasse / sonderndurch die Calcination einen Geschmack/ wie die buchene Aschen bekomme/ auch wie dieselbe einen Geruch von sich gebe/ wann sie gekostet werde. Dem sey nun wie ihm wolle/ so ist doch dieses in Acht zu nehmen/ daß der Borrax grob/ weiß/ schön hell und durchsichtig seyn müsse. Man gebe auch Achtung/ daß er nicht mit Alaun vermischet sey/ welcher im Feur nicht so auffschwält/ wie der Borrax.

§. 8.

Diesen Borres brauchen die Goldschmiede sehr/ das Gold und Silber damit zu löthen/ da es dann bey der Goldlöthung grünlicht/ wie ein Salpeter wird. Feines Silber greiffet er allein an. So aber Kupffer untermischet ist/ thut man Glas-Galle hierzu und bleibet er alsdann weisse. Er soll auch den Metallen den Fluß geben. In der Artzney dienet er vortrefflich die Geburt zu befördern/ worinnen ich dessen Effect etlichmahl mit gutem Successerfahren hab / absonderlich/ wann bey einer gewaltigen Blutstürtzung der Mutter ein Abortus fortzutreiben ist; worvon (ob GOtt will) in meiner Prax. Infallibili mit mehrerm soll gehandelt werden.

schön weiß/ trucken und frisch gemacht seyn/ auch auß rafinirtem und nicht rohem Salpeter bestehen/ welches auß der Weise zu sehen ist. Daß er aber mit Alaun verfälscht werden könne/ ist gantz falsch/ indem sich der Salpeter eben so/ wie der Zucker / mit dem Alaun nicht vereinigen lässet/ wie Pomet l. c. pag. 76. zeiget. Wird sonsten innerlich wie der Salpeter/ und äusserlich in den Gurgel-Wassern gebrauchet. Wann man den Salpeter ohne Schwefel mit einer glüenden Kohle anstecket/ und dieses so offt widerholet/ biß er nicht mehr zischet/ so bekombt man das

NITRUM FIXUM,

woraus Glauberus seinen Liquorem Alkahest machet/ welches ein trefflich Menstruum ist. Destilliret man aber den rohen Salpeter mit truckenem Thon oder Lette/ auß einer Retort in einen grossen Recipienten/ so gehet ein roth feuriger Nebel über/ welcher sich in einen hellen und weissen Spiritum coaguliret/ welcher

SPIRITUS NITRI

genennet wird: muß klar/ wie Wasser seyn und immer rauchen/ wann er gut ist; woran auch zu sehen/ ob er aus Scheid-Wasser bestehe/ womit er von den Canaillen verfälschet wird. Ist sonsten gar corrosiv, weßwegen er wie der [unleserliches Material] mit dem Spiritu Vini dulcificiret wird/ welcher alsdann den Urin und Stein treibet/ auch die Winde zertheilet/ absonderlich/ wann man denselben über die Römische Camillen und andere carminativa abtreibet und also D. Michels SPIRITUM ANTICOLICUM daraus machet. Diesen [unleserliches Material] machen die Laboranten in Thüringen in grosser Menge/ und wann sie zu einem Theil [unleserliches Material] zwey Theil [unleserliches Material] nehmen und destilliren/ so gehet das Scheid-Wasser oder so genandte

AQUA FORTIS

herüber/ welches doch nichts anderst/ als der [unleserliches Material] ist/ indem vom [unleserliches Material] wenig oder gar nichts übergehet/ und thut der [unleserliches Material] so viel/ als das Scheid-Wasser. Dieses dienet das Silber und andere Metallen zu solviren/ und wird von den Kupfferstechern/ Goldschmieden/ und andern gesuchet. Thut man das [unleserliches Material] * darzu/ hat man die AQUAM REGIAM, welche das Gold solviret. Aus dem Cap. Mortuo des Scheid-Wassers kan man ein Saltz elixiviren/ welches

ARCANUM DUPLICATUM,

[unleserliches Material] latum, Panaca Holsaticea &amp;amp;c. genennet wird; weilen man aber das [unleserliches Material] nicht immer haben kan/ so macht es Dan. Ludovici c. solut. [unleserliches Material], wie in dessen Pharmaciâ Mod. Seculo appl. pag. 427. zu sehen: Ist ein vortrefflich digestiv in den Wechsel-Fiebern/ Scorbuto und andern Kranckheiten.

§. 6.

Im übrigen sind einige/ welche den Borres oder Venedischen

BORRAX

vor eine Art Salpeter halten/ ohne Zweiffel/ weilen Nitrum in der Arabischen Sprach Baurac heisset/ woher das Wort Borrax herzukommen scheinet. Dieses ist ein hell-weisses Saltz/ wie Eyß und Alaun anzusehen/ hat einen scharffen/ laugichten Geschmack/ und wird meistens aus Venedig überschicket/ wo es zum ersten refinirt worden. Man bringt zwar auch Borres aus Holl- und Engeland/ er will aber nicht allerdings verrichten/ was jener thut. Die Holländer sollen ihn aus Ceilon bringen/ wie Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer pag. 43. schreibet.

§. 7.

Was aber der Borres eigentlich seye? ob es ein natürlich oder gemacht Werck zu nennen? davon sind die gelährten Naturkündiger noch nicht eins. D. Schroëder hält es vor ein gemachtes Saltz / welches zu Venedig auß [unleserliches Material] *, [unleserliches Material], [unleserliches Material] com. und Tartaro [unleserliches Material]n. zubereitet würde: Andere meynen / es bestehe auß [unleserliches Material] und [unleserliches Material] wie in gemeldten Authoris Pharmacopoeia p. 208. zu sehen ist. Allein seine Außleger/ als D. Hoffmann und D. Ettmüller, gehen hier von ihm ab/ und halten davor/ daß der Borrax eine natürliche Minera sey/ welche in Indien soll gefunden werden. Pomet nennet solche rohen Borres/ und schreibet/ daß dessen zwey Species auß Indien kämen / eine so eine röthlichte Fettigkeit umb sich hätte: die andere aber graulicht/ welche die Venetianer in Wasser solvirten/ und über Baum-Wollen Seilern oder andern Stänglein zu Crystallen machten. Jungius hergegen gibt in seiner Doxoscopia c. l. vor/ daß es ein weisser Stein sey/ welcher keinen Geschmack hätte/ auch sich im Wasser nicht solvirenlasse / sonderndurch die Calcination einen Geschmack/ wie die buchene Aschen bekomme/ auch wie dieselbe einen Geruch von sich gebe/ wann sie gekostet werde. Dem sey nun wie ihm wolle/ so ist doch dieses in Acht zu nehmen/ daß der Borrax grob/ weiß/ schön hell und durchsichtig seyn müsse. Man gebe auch Achtung/ daß er nicht mit Alaun vermischet sey/ welcher im Feur nicht so auffschwält/ wie der Borrax.

§. 8.

Diesen Borres brauchen die Goldschmiede sehr/ das Gold und Silber damit zu löthen/ da es dann bey der Goldlöthung grünlicht/ wie ein Salpeter wird. Feines Silber greiffet er allein an. So aber Kupffer untermischet ist/ thut man Glas-Galle hierzu und bleibet er alsdann weisse. Er soll auch den Metallen den Fluß geben. In der Artzney dienet er vortrefflich die Geburt zu befördern/ worinnen ich dessen Effect etlichmahl mit gutem Successerfahren hab / absonderlich/ wann bey einer gewaltigen Blutstürtzung der Mutter ein Abortus fortzutreiben ist; worvon (ob GOtt will) in meiner Prax. Infallibili mit mehrerm soll gehandelt werden.

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[20/0064] schön weiß/ trucken und frisch gemacht seyn/ auch auß rafinirtem und nicht rohem Salpeter bestehen/ welches auß der Weise zu sehen ist. Daß er aber mit Alaun verfälscht werden könne/ ist gantz falsch/ indem sich der Salpeter eben so/ wie der Zucker / mit dem Alaun nicht vereinigen lässet/ wie Pomet l. c. pag. 76. zeiget. Wird sonsten innerlich wie der Salpeter/ und äusserlich in den Gurgel-Wassern gebrauchet. Wann man den Salpeter ohne Schwefel mit einer glüenden Kohle anstecket/ und dieses so offt widerholet/ biß er nicht mehr zischet/ so bekombt man das NITRUM FIXUM, woraus Glauberus seinen Liquorem Alkahest machet/ welches ein trefflich Menstruum ist. Destilliret man aber den rohen Salpeter mit truckenem Thon oder Lette/ auß einer Retort in einen grossen Recipienten/ so gehet ein roth feuriger Nebel über/ welcher sich in einen hellen und weissen Spiritum coaguliret/ welcher SPIRITUS NITRI genennet wird: muß klar/ wie Wasser seyn und immer rauchen/ wann er gut ist; woran auch zu sehen/ ob er aus Scheid-Wasser bestehe/ womit er von den Canaillen verfälschet wird. Ist sonsten gar corrosiv, weßwegen er wie der _ mit dem Spiritu Vini dulcificiret wird/ welcher alsdann den Urin und Stein treibet/ auch die Winde zertheilet/ absonderlich/ wann man denselben über die Römische Camillen und andere carminativa abtreibet und also D. Michels SPIRITUM ANTICOLICUM daraus machet. Diesen _ machen die Laboranten in Thüringen in grosser Menge/ und wann sie zu einem Theil _ zwey Theil _ nehmen und destilliren/ so gehet das Scheid-Wasser oder so genandte AQUA FORTIS herüber/ welches doch nichts anderst/ als der _ ist/ indem vom _ wenig oder gar nichts übergehet/ und thut der _ so viel/ als das Scheid-Wasser. Dieses dienet das Silber und andere Metallen zu solviren/ und wird von den Kupfferstechern/ Goldschmieden/ und andern gesuchet. Thut man das _ * darzu/ hat man die AQUAM REGIAM, welche das Gold solviret. Aus dem Cap. Mortuo des Scheid-Wassers kan man ein Saltz elixiviren/ welches ARCANUM DUPLICATUM, _ latum, Panaca Holsaticea &amp;amp;c. genennet wird; weilen man aber das _ nicht immer haben kan/ so macht es Dan. Ludovici c. solut. _ , wie in dessen Pharmaciâ Mod. Seculo appl. pag. 427. zu sehen: Ist ein vortrefflich digestiv in den Wechsel-Fiebern/ Scorbuto und andern Kranckheiten. §. 6. Im übrigen sind einige/ welche den Borres oder Venedischen BORRAX vor eine Art Salpeter halten/ ohne Zweiffel/ weilen Nitrum in der Arabischen Sprach Baurac heisset/ woher das Wort Borrax herzukommen scheinet. Dieses ist ein hell-weisses Saltz/ wie Eyß und Alaun anzusehen/ hat einen scharffen/ laugichten Geschmack/ und wird meistens aus Venedig überschicket/ wo es zum ersten refinirt worden. Man bringt zwar auch Borres aus Holl- und Engeland/ er will aber nicht allerdings verrichten/ was jener thut. Die Holländer sollen ihn aus Ceilon bringen/ wie Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer pag. 43. schreibet. §. 7. Was aber der Borres eigentlich seye? ob es ein natürlich oder gemacht Werck zu nennen? davon sind die gelährten Naturkündiger noch nicht eins. D. Schroëder hält es vor ein gemachtes Saltz / welches zu Venedig auß _ *, _ , _ com. und Tartaro _ n. zubereitet würde: Andere meynen / es bestehe auß _ und _ wie in gemeldten Authoris Pharmacopoeia p. 208. zu sehen ist. Allein seine Außleger/ als D. Hoffmann und D. Ettmüller, gehen hier von ihm ab/ und halten davor/ daß der Borrax eine natürliche Minera sey/ welche in Indien soll gefunden werden. Pomet nennet solche rohen Borres/ und schreibet/ daß dessen zwey Species auß Indien kämen / eine so eine röthlichte Fettigkeit umb sich hätte: die andere aber graulicht/ welche die Venetianer in Wasser solvirten/ und über Baum-Wollen Seilern oder andern Stänglein zu Crystallen machten. Jungius hergegen gibt in seiner Doxoscopia c. l. vor/ daß es ein weisser Stein sey/ welcher keinen Geschmack hätte/ auch sich im Wasser nicht solvirenlasse / sonderndurch die Calcination einen Geschmack/ wie die buchene Aschen bekomme/ auch wie dieselbe einen Geruch von sich gebe/ wann sie gekostet werde. Dem sey nun wie ihm wolle/ so ist doch dieses in Acht zu nehmen/ daß der Borrax grob/ weiß/ schön hell und durchsichtig seyn müsse. Man gebe auch Achtung/ daß er nicht mit Alaun vermischet sey/ welcher im Feur nicht so auffschwält/ wie der Borrax. §. 8. Diesen Borres brauchen die Goldschmiede sehr/ das Gold und Silber damit zu löthen/ da es dann bey der Goldlöthung grünlicht/ wie ein Salpeter wird. Feines Silber greiffet er allein an. So aber Kupffer untermischet ist/ thut man Glas-Galle hierzu und bleibet er alsdann weisse. Er soll auch den Metallen den Fluß geben. In der Artzney dienet er vortrefflich die Geburt zu befördern/ worinnen ich dessen Effect etlichmahl mit gutem Successerfahren hab / absonderlich/ wann bey einer gewaltigen Blutstürtzung der Mutter ein Abortus fortzutreiben ist; worvon (ob GOtt will) in meiner Prax. Infallibili mit mehrerm soll gehandelt werden.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/64>, abgerufen am 21.11.2024.