Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum eigentlich in dem Malabrischen pane, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet / genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam, welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem Malabarischen bey das Wort pane und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl uff Java, Baly &c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte pana, dessen Blätter etwas weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb[unleserliches Material]rein/ oder gehet doch nur zuweilen ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird. Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar, welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen / so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch ungewiß/ ob sie allda das Carim pane oder das Am-pane, daß ist/ das Männgen/ oder das Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset / zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben. Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum eigentlich in dem Malabrischen panè, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet / genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam, welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem Malabarischen bey das Wort panè und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl uff Java, Baly &c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte panà, dessen Blätter etwas weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb[unleserliches Material]rein/ oder gehet doch nur zuweilen ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird. Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar, welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen / so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch ungewiß/ ob sie allda das Carim panè oder das Am-panè, daß ist/ das Männgen/ oder das Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset / zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0662" n="6"/> <p>Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum eigentlich in dem Malabrischen panè, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet / genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam, welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem Malabarischen bey das Wort panè und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl uff Java, Baly &amp;c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte panà, dessen Blätter etwas weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb<gap reason="illegible"/>rein/ oder gehet doch nur zuweilen ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird. Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar, welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen / so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch ungewiß/ ob sie allda das Carim panè oder das Am-panè, daß ist/ das Männgen/ oder das Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset / zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben.</p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0662]
Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum eigentlich in dem Malabrischen panè, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet / genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam, welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem Malabarischen bey das Wort panè und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl uff Java, Baly &c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte panà, dessen Blätter etwas weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb_ rein/ oder gehet doch nur zuweilen ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird. Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar, welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen / so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch ungewiß/ ob sie allda das Carim panè oder das Am-panè, daß ist/ das Männgen/ oder das Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset / zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben.
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/662>, abgerufen am 26.06.2024. |