Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum eigentlich in dem Malabrischen pane, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet / genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam, welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem Malabarischen bey das Wort pane und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl uff Java, Baly &amp;c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte pana, dessen Blätter etwas weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb[unleserliches Material]rein/ oder gehet doch nur zuweilen ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird. Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar, welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen / so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch ungewiß/ ob sie allda das Carim pane oder das Am-pane, daß ist/ das Männgen/ oder das Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset / zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben.

Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum eigentlich in dem Malabrischen panè, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet / genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam, welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem Malabarischen bey das Wort panè und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl uff Java, Baly &amp;c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte panà, dessen Blätter etwas weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb[unleserliches Material]rein/ oder gehet doch nur zuweilen ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird. Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar, welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen / so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch ungewiß/ ob sie allda das Carim panè oder das Am-panè, daß ist/ das Männgen/ oder das Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset / zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0662" n="6"/>
        <p>Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van       Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten       Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum       eigentlich in dem Malabrischen panè, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet /       genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen       darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam,       welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort       Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem       Malabarischen bey das Wort panè und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet       wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala       und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn       dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten       Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff       Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl       uff Java, Baly &amp;amp;c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche       sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so       bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der       Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte panà, dessen Blätter etwas       weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen       Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein       Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von       der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum       wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der       Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer       anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb<gap reason="illegible"/>rein/ oder gehet doch nur zuweilen       ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden       eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird.       Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar,       welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches       ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen       Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das       bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht       allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen /       so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall       gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist       gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von       Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die       vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen      / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie       auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr       dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon       wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen       von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch       ungewiß/ ob sie allda das Carim panè oder das Am-panè, daß ist/ das Männgen/ oder das       Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset /       zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch       des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist       ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich       däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne       die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll       auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich       Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser       Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein       dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter       Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern       Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet       selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften       zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine      / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0662] Damit wir aber zu der Sach selbsten kommen/ so ist zwischen dem Nahmen/ so der Herr van Rheede setzet/ und zwischen dem meinigen eben so ein grosser Unterscheid nicht/ als im ersten Auffschlagen wohl jemanden auß Unwissenheit der Sprachen scheinen dörffte/ in dem dieser Baum eigentlich in dem Malabrischen panè, und nicht pana, als der Herr van Rheede schreibet / genennet wird/ welches doch wenig außmachet. Das Wort Metem aber/ das in meinem Tractätgen darbey gefüget stehet/ bedeutet in derselben einen Baum/ gleich auch das Wort Wruksjam, welches im Sanskrietsschen/ das ist/ in der gelahrten Sprach der Braminen/ bey dem Wort Talaha oder Tala gefunden wird/ dergleichen Bedeutung hat; weßwegen das erste meistens in dem Malabarischen bey das Wort panè und das letzte in der andern Sprache bey das Wort Tala gesetzet wird: welches Bramnesische Wort auch überall in Macassar gebräuchlich ist/ da diese Bäume Tala und uff der Insul Java Tal heissen/ gleich wie Meinem Hochgeehrten Herrn gnugsam dekandt seyn dörffte: Nicht anderst/ als wie das Wort Lavvang am oder Lavvang, so in derselben gelahrten Sprach die Nägel-Specerey bedeutet/ zu gleich auch in die Moluccischen Insulen/ und auff Ambonia übergepflantzet ist; gleich wie das Heidenthum von der Küst Choromandel ehehands sowohl uff Java, Baly &amp;c. mit einem grossen Theil seiner Sprache/ als auch in die Maleitsche sc. sich gesetzet hat. Damit wir aber ohne einigen Umbschweiff bey diesem Stück bleiben/ so bedeutet das Wort Carim, das der Herr van Rheede vor das Wort Pana setzet/ in der Malabarischen Sprach schwartz/ zum Unterscheid einer andern Sorte panà, dessen Blätter etwas weisser sind/ als von dem ersten Geschlecht. Was aber das Wort Tamado, so hinter dem vorigen Tala stehet/ anlanget/ so ist desselbigen Bedeutung mir unbekandt/ und ist ohne zweiffel ein Canariisches oder anderes Wort/ so auff der Küste von Kaukan gebräuchlich ist und nicht von der gelahrten Sprach der Braminer herrühret/ worinnen ich zum theil versiret bin/ zum wenigsten so viel/ daß ich unterscheiden kan/ daß dasselbe kein Sanskriets ist; wiewohlen der Herr van Rheede in seinem gantzen Werck diese gantz generaliter vor die Sprach der Braminer anßgibt. Unterdessen kombt sie in vielen Worten damit üb_ rein/ oder gehet doch nur zuweilen ein wenig davon ab/ zumahlen sie beyde auch einerley Buchstaben gebrauchen und im schreiden eine grosse Gleichheit haben/ wormit das Sanskriets und das Hindostanische außgedrucket wird. Diesem Baum nun wird in dem Hindostanischen der Nahme Taar, mit Zufügung des Worts dzjaar, welches in derselben Sprach einen Baum bedeutet/ beygelegt; wann nun die particula hi, welches ein Zeichen des Genitivi ist/ dem Nominativo vorgesetzet wird/ so lautet es in der gantzen Zusammensetzung Taar hi dzjaar, das ist ein Palmen-Baum. Von diesem Wort Taar kombt nun das bekandte Tari her/ so den Tranck/ welcher von diesem Baum kommet/ bedeutet/ und nicht allein dem Safft dieses Baums/ sondern auch dem wilden Dattelbaum/ ja auch anderen Bäumen / so einigen Safft geben/ gemein ist/ wie in Suratten dieses Wort in solcher Bedeutung überall gebräuchlich ist. Die Telingasische Sprach/ deren in meinem Tractätgen auch gedacht/ ist gleichfals von der Malabarischen unterschieden und regieret allein auff der Nordküst von Choromandel/ dicht nach Bengala zu/ gleich wie sie auch gantz andere Buchstaben hat/ als die vorige Sprachen. Sonsten wird dieser Baum im Javanischen und Malaitschen auch Lontar geheissen / und wird dessen ein groß Quantität auff Batavia, absonderlich zu Bantam gesehen/ allwo sie auch die Blätter darvon gebrauchen und darauff schreiben; weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr dessen Ernennung und Herleitung in dieser letzten Sprach sehr wohl getroffen hat. Ob aber schon wohl sein kan/ daß Dieselbe diesen Baum auff Lariquen gesehen hätten/ so ist doch das Weibgen von dem Männlein/ ehe sie Früchte tragen/ gar schwer zu unterscheiden/ und ist also noch ungewiß/ ob sie allda das Carim panè oder das Am-panè, daß ist/ das Männgen/ oder das Weibgen von dem Palmbaum gefunden/ welches die Frucht/ so im Javanischen Sibalon heisset / zeigen muß; weilen aber die Beschreibung und Abbildung von allen beyden Bäumen im zweyten Buch des Horti Malab. des Herrn van Rheede weitläufftig und zur Gnüge zu finden sind/ so ist ohnnöthig solche weiter außzuführen. Dieses nur hab noch erinnern wollen/ daß/ wie mich däucht/ die Portugiesen diesem Baum den Nahmen Palmeira bravva gegeben haben/ weilen er ohne die geringste Wartung und Pflantzung hervor kombt und von sich selbsten zu gantzen Wäldern voll auffwächset: gleich ich auch auf der Küste von Choromandel sothanige Bäum-Stätte von etlich Meilen lang angetroffen hab. Ingleichen kan nicht mit Stillschweigen (ehe wir von dieser Materie gäntzlich abbrechen) vorbey gehen/ daß das Wort Jagra oder Jagar-Zucker nicht allein dem Zucker/ so von diesem Baum kommet/ eigentlich und allein zukomme/ wie Mein Hochgeehrter Herr zu glauben scheinet/ sondern auch dem Zucker von den Cocus-Bäumen/ ja noch vielen andern Sorten des schwartzen Zuckers/ so in Klumpen gehalten werden und also von dem Zucker-Riet selbsten kommen/ gemein sey: wiewohlen es mehr dem Zucker von dergleichen Bäum-Säfften zukombt. Wormit also den verschiedenen Nahmen dieses Baums ein Genügen gethan zu haben vermeine / wie sie in dem Brieff an Monsieur de Vicq von mir verlanget haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/662
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/662>, abgerufen am 17.06.2024.