Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können / und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich mit denen von Madagascar, oder reciproce diese mit jenen einige Commercien getrieben haben möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstimmung unser gemeinen Ambonischen, Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen / gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen. Mit gröstem Verlangen erwarte nach Di. H. Herrn beliebten näheren Bericht und ein wenig Holtz / beneben seinen Blättern von dem berühmten Holtz Dewadarne oder Djoedaar, zumahlen ich vernehme/ daß er auff Java zufinden seyn soll. Sicherlich der blose Name Daemonum acbor erinnert mich dessen/ was in meinem Herbario, in dem Capitel von dem Casuwaris-Baum/ aus dem Arabischen Lexico Golij geschrieben hab/ welche meinem hochgeehrten Herrn zu fernerem Nachdencken hier beyzufügen vor gut befinde/ lautend also: Bey den Arabier Betharides findet man einige Meldung des Baumes Dejudaar, welches ein Persianischer Nahme ist und soviel heisset / als Daemonum arbor eine Sorte Sabinae Indicae. Ich muthmasse daß solches unser Casuwaris-Baum seyn mus/ so deßwegen Drommelbaum genennet wird/ weilen man ein besonderes Sausen oder Pfeiffen darauff höret/ wann der Wind geht/ dergleichen man auch an unserm Daunenbaum höret / welches der gemeine Mann/ so dessen Ursach nicht weiß/ einigen Vögeln/ so darauff sitzen sollen/ zuschreibet. Dieses ist mir A. 1662. selbsten geschehen/ daß mir ein solcher Zweig von einer vornehmen Person aus Ternaten zugesandt worden/ welche aus Meinung/ daß er mir unbekandt wäre/ mit Verwunderung darbey berichtete/ daß es ein Baum wäre/ darauff man den Orpheus mit all seinem schnarrenden Spiel hören könte. Soviel von diesen Extract. Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch einen gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden / welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren. Ja es hat mir Hr. Melchior Hurt, ein Bruder von dem Hr. Alt-Directeur Anthonio Hurt, gewesenes Ober-Haupt von der West-Rüst A. 1672. einen Stein verehrt/ in der grösse von einer runden Pflaume und artlich mit Flecken bemahlet/ auch so hart/ wie ein Wetzstein/ welcher aus dem Eingeweid eines/ auf derselben Küste gefangenen und mit grosser Mühe getödteten Tyger-Thiers geschnitten worden/ wie er nach Bericht/ mit seinen Augen gesehen hat. Wann ich solchen Stein jetzo noch hätte/ so wolte ich bey den Javanen ein schön stück Geld davor bekommen: allein er ist vor 7. Jahren/ unter meinen andern Raritäten nacher Italien gesendet worden. Ich weiß auch wohl/ daß bey vielen Neu-Gelährten vor fabelhafftig gehalten wird/ was man von dem Gold/ so von dem blossen Donnerkeil herrühret/ erzehlet: Wie solte ich dann Glauben finden/ wann ich sagen würde/ daß ich dergleichen selbsten habe/ welches glaubwürdige Bürger/ als hiesige Officirer mit eigenen Augen in dem inneren Hertzen eines Eisenholtz-Baums gestocken zuhaben/ gesehen haben/ welcher kurtz zuvor von einem Donnerschlag getroffen worden: Ja/ was noch das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können / und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich mit denen von Madagascar, oder reciprocè diese mit jenen einige Commercien getrieben haben möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstim̃ung unser gemeinen Ambonischen, Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen / gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen. Mit gröstem Verlangen erwarte nach Di. H. Herrn beliebten näheren Bericht und ein wenig Holtz / beneben seinen Blättern von dem berühmten Holtz Dewadarne oder Djoedaar, zumahlen ich vernehme/ daß er auff Java zufinden seyn soll. Sicherlich der blose Name Daemonum acbor erinnert mich dessen/ was in meinem Herbario, in dem Capitel von dem Casuwaris-Baum/ aus dem Arabischen Lexico Golij geschrieben hab/ welche meinem hochgeehrten Herrn zu fernerem Nachdencken hier beyzufügen vor gut befinde/ lautend also: Bey den Arabier Betharides findet man einige Meldung des Baumes Dejudaar, welches ein Persianischer Nahme ist und soviel heisset / als Daemonum arbor eine Sorte Sabinae Indicae. Ich muthmasse daß solches unser Casuwaris-Baum seyn mus/ so deßwegen Drommelbaum genennet wird/ weilen man ein besonderes Sausen oder Pfeiffen darauff höret/ wann der Wind geht/ dergleichen man auch an unserm Daunenbaum höret / welches der gemeine Mann/ so dessen Ursach nicht weiß/ einigen Vögeln/ so darauff sitzen sollen/ zuschreibet. Dieses ist mir A. 1662. selbsten geschehen/ daß mir ein solcher Zweig von einer vornehmen Person aus Ternaten zugesandt worden/ welche aus Meinung/ daß er mir unbekandt wäre/ mit Verwunderung darbey berichtete/ daß es ein Baum wäre/ darauff man den Orpheus mit all seinem schnarrenden Spiel hören könte. Soviel von diesen Extract. Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch einẽ gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden / welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren. Ja es hat mir Hr. Melchior Hurt, ein Bruder von dem Hr. Alt-Directeur Anthonio Hurt, gewesenes Ober-Haupt von der West-Rüst A. 1672. einen Stein verehrt/ in der grösse von einer runden Pflaume und artlich mit Flecken bemahlet/ auch so hart/ wie ein Wetzstein/ welcher aus dem Eingeweid eines/ auf derselben Küste gefangenen und mit grosser Mühe getödteten Tyger-Thiers geschnitten worden/ wie er nach Bericht/ mit seinen Augen gesehen hat. Wann ich solchen Stein jetzo noch hätte/ so wolte ich bey den Javanen ein schön stück Geld davor bekommen: allein er ist vor 7. Jahren/ unter meinen andern Raritäten nacher Italien gesendet worden. Ich weiß auch wohl/ daß bey vielen Neu-Gelährten vor fabelhafftig gehalten wird/ was man von dem Gold/ so von dem blossen Donnerkeil herrühret/ erzehlet: Wie solte ich dann Glauben finden/ wann ich sagen würde/ daß ich dergleichen selbsten habe/ welches glaubwürdige Bürger/ als hiesige Officirer mit eigenen Augen in dem inneren Hertzen eines Eisenholtz-Baums gestocken zuhaben/ gesehen haben/ welcher kurtz zuvor von einem Donnerschlag getroffen worden: Ja/ was noch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0703" n="47"/> das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können / und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich mit denen von Madagascar, oder reciprocè diese mit jenen einige Commercien getrieben haben möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstim̃ung unser gemeinen Ambonischen, Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen / gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen.</p> <p>Mit gröstem Verlangen erwarte nach Di. H. Herrn beliebten näheren Bericht und ein wenig Holtz / beneben seinen Blättern von dem berühmten Holtz Dewadarne oder Djoedaar, zumahlen ich vernehme/ daß er auff Java zufinden seyn soll. Sicherlich der blose Name Daemonum acbor erinnert mich dessen/ was in meinem Herbario, in dem Capitel von dem Casuwaris-Baum/ aus dem Arabischen Lexico Golij geschrieben hab/ welche meinem hochgeehrten Herrn zu fernerem Nachdencken hier beyzufügen vor gut befinde/ lautend also: Bey den Arabier Betharides findet man einige Meldung des Baumes Dejudaar, welches ein Persianischer Nahme ist und soviel heisset / als Daemonum arbor eine Sorte Sabinae Indicae. Ich muthmasse daß solches unser Casuwaris-Baum seyn mus/ so deßwegen Drommelbaum genennet wird/ weilen man ein besonderes Sausen oder Pfeiffen darauff höret/ wann der Wind geht/ dergleichen man auch an unserm Daunenbaum höret / welches der gemeine Mann/ so dessen Ursach nicht weiß/ einigen Vögeln/ so darauff sitzen sollen/ zuschreibet. Dieses ist mir A. 1662. selbsten geschehen/ daß mir ein solcher Zweig von einer vornehmen Person aus Ternaten zugesandt worden/ welche aus Meinung/ daß er mir unbekandt wäre/ mit Verwunderung darbey berichtete/ daß es ein Baum wäre/ darauff man den Orpheus mit all seinem schnarrenden Spiel hören könte. Soviel von diesen Extract.</p> <p>Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch einẽ gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden / welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren.</p> <p>Ja es hat mir Hr. Melchior Hurt, ein Bruder von dem Hr. Alt-Directeur Anthonio Hurt, gewesenes Ober-Haupt von der West-Rüst A. 1672. einen Stein verehrt/ in der grösse von einer runden Pflaume und artlich mit Flecken bemahlet/ auch so hart/ wie ein Wetzstein/ welcher aus dem Eingeweid eines/ auf derselben Küste gefangenen und mit grosser Mühe getödteten Tyger-Thiers geschnitten worden/ wie er nach Bericht/ mit seinen Augen gesehen hat. Wann ich solchen Stein jetzo noch hätte/ so wolte ich bey den Javanen ein schön stück Geld davor bekommen: allein er ist vor 7. Jahren/ unter meinen andern Raritäten nacher Italien gesendet worden. Ich weiß auch wohl/ daß bey vielen Neu-Gelährten vor fabelhafftig gehalten wird/ was man von dem Gold/ so von dem blossen Donnerkeil herrühret/ erzehlet: Wie solte ich dann Glauben finden/ wann ich sagen würde/ daß ich dergleichen selbsten habe/ welches glaubwürdige Bürger/ als hiesige Officirer mit eigenen Augen in dem inneren Hertzen eines Eisenholtz-Baums gestocken zuhaben/ gesehen haben/ welcher kurtz zuvor von einem Donnerschlag getroffen worden: Ja/ was noch </p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0703]
das Caliaturs-Holtz mit halben Schiffladungen von der Küst abgeholet haben sc. Durch welche Objection M. hochgeehrten Herrn nur anspornen wollen/ mir noch mehr rare Dinge zu communiciren/ welche ich sonsten auff keine andere Weiß hätte erwarten können / und vor welche auch danckbahr seyn und bleiben werde. Ich bin sicherlich sehr vergnügt gewesen / da ich aus meines hochgeehrten Herrn Brieffen nun verstanden habe/ daß sie auff der Persianischen Reise viele Dinge/ so das rothe Holtz betreffen/ erfahren haben/ die zuvor von uns beyden in Disputat gezogen worden. Worvon die alte Maleyers und Javanen den Nahmen Tsjendana, Djingi oder Zingi genommen haben/ war mir zuvor unbekandt und nur allein als eine blosse Muthmassung vorgebracht: Nun aber bin ich aus M. H. H. Schreiben versichert/ daß dieser Nahm aus Africa gekommen: Ob nun vor alten Zeiten die Javanen mit den Africanen/ absonderlich mit denen von Madagascar, oder reciprocè diese mit jenen einige Commercien getrieben haben möchten? lasse jetzo an seinem Ort beruhen; doch habe nicht unterlassen können/ unter den Beylagen zu M. H. H. Betrachtung die Ubereinstim̃ung unser gemeinen Ambonischen, Javanischen und Madagascharsen Sprach/ soviel das Zehlen anbelanget/ zu übermachen / gleichwie sie mir von den naturellen Einwohnern dieser Landen gegeben werden/ absonderlich zwischen Ambon und Madagascar: nichts destoweniger glaub ich nicht/ daß diese letztbenahmte Nationen sich jemahlen einander besucht haben/ und möchten die Javaner wohl eher von ihrer Sprach diesen beyden Nationen etwas mitgetheilet haben. Von Amboina weiß ich solches sicherlich / indem gantze Dörffer und Geschlechter hier wohnen/ welche aus ihrer Voreltern Tradition wissen/ daß sie ursprüngl. Javanen seyen; gleichwie noch bey der Niederländer ehemahligen Regierung/ die von Ditoe, zum Widerwillen der unseren/ mit denen von Ghiri, hinter Grisseck gelegen/ correspondiret haben/ von welchen sie/ nach ihrem Bericht/ herstammen sollen.
Mit gröstem Verlangen erwarte nach Di. H. Herrn beliebten näheren Bericht und ein wenig Holtz / beneben seinen Blättern von dem berühmten Holtz Dewadarne oder Djoedaar, zumahlen ich vernehme/ daß er auff Java zufinden seyn soll. Sicherlich der blose Name Daemonum acbor erinnert mich dessen/ was in meinem Herbario, in dem Capitel von dem Casuwaris-Baum/ aus dem Arabischen Lexico Golij geschrieben hab/ welche meinem hochgeehrten Herrn zu fernerem Nachdencken hier beyzufügen vor gut befinde/ lautend also: Bey den Arabier Betharides findet man einige Meldung des Baumes Dejudaar, welches ein Persianischer Nahme ist und soviel heisset / als Daemonum arbor eine Sorte Sabinae Indicae. Ich muthmasse daß solches unser Casuwaris-Baum seyn mus/ so deßwegen Drommelbaum genennet wird/ weilen man ein besonderes Sausen oder Pfeiffen darauff höret/ wann der Wind geht/ dergleichen man auch an unserm Daunenbaum höret / welches der gemeine Mann/ so dessen Ursach nicht weiß/ einigen Vögeln/ so darauff sitzen sollen/ zuschreibet. Dieses ist mir A. 1662. selbsten geschehen/ daß mir ein solcher Zweig von einer vornehmen Person aus Ternaten zugesandt worden/ welche aus Meinung/ daß er mir unbekandt wäre/ mit Verwunderung darbey berichtete/ daß es ein Baum wäre/ darauff man den Orpheus mit all seinem schnarrenden Spiel hören könte. Soviel von diesen Extract.
Viel von den so genandten Mosticas oder Mesticas Steinger zu discuriren/ dörffte nicht nöthig seyn/ dieweilen es doch scheinet/ daß M. H. H derselben Meinung sey/ daß sie alle dergleichen Natur seyen/ wie sie der König von Palimbang gemacht und practiciret hat/ auch ich aus meiner eigenen Experienz von denselben nicht viel sagen kan/ indem ich wenige öder gar keine in ihrem Geburts-Platz gefunden hab: Gleichwie sie auch nicht in allen/ sondern etlichen Landen fallen. Nichtsdestoweniger wil ich dasjenige nicht eben vor Fabeln halten/ was ich von andern glaubwürdigen Leuten darvon gehöret hab/ angesehen ich nicht derjenigen Secte zugethan bin/ welche alle Wercke der Natur sobalden verneinen und verwerffen/ die wir nicht sobald mit unsern Verstand begreiffen können. Gleich wie nun einem jeden bekandt ist/ daß die Bezoar-Steine mit kausenden verfälschet werden/ und nichtsweniger in der That selbsten auch wahrhafftige gefunden werden/ welche nicht allein aus einem gewissen Geschlecht wilder Böcken so unserer Nation bekandt sind/ sondern auch auf der Insul Borneo in einem sicheren Schlag aus Affen gesuchet werden: also ist es auch mir andern beschaffen Offters hab durch einẽ gewissen Chinesen verschiedene Bezoar-Steine zu Bantham vor mich aufkauffen lassen/ welche mit dem Chinesischen Nahmen Gautscho und dem Bastard Maleytschen Culiga kees beleget wurden / welche gleichfals nach meinem und andern Urtheil aufrichtige Bezoar waren.
Ja es hat mir Hr. Melchior Hurt, ein Bruder von dem Hr. Alt-Directeur Anthonio Hurt, gewesenes Ober-Haupt von der West-Rüst A. 1672. einen Stein verehrt/ in der grösse von einer runden Pflaume und artlich mit Flecken bemahlet/ auch so hart/ wie ein Wetzstein/ welcher aus dem Eingeweid eines/ auf derselben Küste gefangenen und mit grosser Mühe getödteten Tyger-Thiers geschnitten worden/ wie er nach Bericht/ mit seinen Augen gesehen hat. Wann ich solchen Stein jetzo noch hätte/ so wolte ich bey den Javanen ein schön stück Geld davor bekommen: allein er ist vor 7. Jahren/ unter meinen andern Raritäten nacher Italien gesendet worden. Ich weiß auch wohl/ daß bey vielen Neu-Gelährten vor fabelhafftig gehalten wird/ was man von dem Gold/ so von dem blossen Donnerkeil herrühret/ erzehlet: Wie solte ich dann Glauben finden/ wann ich sagen würde/ daß ich dergleichen selbsten habe/ welches glaubwürdige Bürger/ als hiesige Officirer mit eigenen Augen in dem inneren Hertzen eines Eisenholtz-Baums gestocken zuhaben/ gesehen haben/ welcher kurtz zuvor von einem Donnerschlag getroffen worden: Ja/ was noch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |