Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

thumsforschung geleistet hat, ist der Welt bekannt. Er
ist Urheber und Vorbild einer neuen, großartigen Be¬
handlung dieser Wissenschaften geworden, die aus dem
verjährten Staube der Schule durch ihn mit geistvoller
Gründlichkeit in die freie Gemeinschaft aller Bildungs¬
kreise emporgeführt worden. Den Scharfsinn seiner
Untersuchungen, den Umfang und die Tiefe seiner Kennt¬
nisse, den Werth seiner zahlreichen und mannigfachen
Schriften, vor allen seiner unsterblichen Forschungen
über die homerischen Gesänge, mögen die Berufenen
des Faches würdig darstellen. Auch von den großen,
schwer zu überschauenden Arbeiten, der beseelten Thätig¬
keit und ergreifenden Wirkung, welche er als Universi¬
tätslehrer durch eine lange Reihe von Jahren ausgeübt,
worin er mehr als 50 verschiedene Lehrgänge, und
deren manche in doppelt und dreifach, ja bis zu zehn¬
mal wiederholten Vorträgen, vor einer zahlreichen, durch
ihn der Weihe des klassischen Alterthums zugeführten
Jugend mit stets belebter Kraft gehalten; von seinem
antiken Geiste und von seinem klassischen Talent, in
welchem die Welt der Griechen und Römer eine neue
Stätte des Lebens und Wirkens gefunden; von seiner
bildnerischen Beweglichkeit endlich, die ihm erlaubte,
nach dargelegten Werken einer in römischen Formen
sich aussprechenden Genialität, dann auch in deutscher
Zunge mit schöpferischer Meisterschaft eigenthümlich auf¬
zutreten: von allem diesen, wovon jedes Einzelne hin¬

thumsforſchung geleiſtet hat, iſt der Welt bekannt. Er
iſt Urheber und Vorbild einer neuen, großartigen Be¬
handlung dieſer Wiſſenſchaften geworden, die aus dem
verjaͤhrten Staube der Schule durch ihn mit geiſtvoller
Gruͤndlichkeit in die freie Gemeinſchaft aller Bildungs¬
kreiſe emporgefuͤhrt worden. Den Scharfſinn ſeiner
Unterſuchungen, den Umfang und die Tiefe ſeiner Kennt¬
niſſe, den Werth ſeiner zahlreichen und mannigfachen
Schriften, vor allen ſeiner unſterblichen Forſchungen
uͤber die homeriſchen Geſaͤnge, moͤgen die Berufenen
des Faches wuͤrdig darſtellen. Auch von den großen,
ſchwer zu uͤberſchauenden Arbeiten, der beſeelten Thaͤtig¬
keit und ergreifenden Wirkung, welche er als Univerſi¬
taͤtslehrer durch eine lange Reihe von Jahren ausgeuͤbt,
worin er mehr als 50 verſchiedene Lehrgaͤnge, und
deren manche in doppelt und dreifach, ja bis zu zehn¬
mal wiederholten Vortraͤgen, vor einer zahlreichen, durch
ihn der Weihe des klaſſiſchen Alterthums zugefuͤhrten
Jugend mit ſtets belebter Kraft gehalten; von ſeinem
antiken Geiſte und von ſeinem klaſſiſchen Talent, in
welchem die Welt der Griechen und Roͤmer eine neue
Staͤtte des Lebens und Wirkens gefunden; von ſeiner
bildneriſchen Beweglichkeit endlich, die ihm erlaubte,
nach dargelegten Werken einer in roͤmiſchen Formen
ſich ausſprechenden Genialitaͤt, dann auch in deutſcher
Zunge mit ſchoͤpferiſcher Meiſterſchaft eigenthuͤmlich auf¬
zutreten: von allem dieſen, wovon jedes Einzelne hin¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" n="137"/>
thumsfor&#x017F;chung gelei&#x017F;tet hat, i&#x017F;t der Welt bekannt. Er<lb/>
i&#x017F;t Urheber und Vorbild einer neuen, großartigen Be¬<lb/>
handlung die&#x017F;er Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften geworden, die aus dem<lb/>
verja&#x0364;hrten Staube der Schule durch ihn mit gei&#x017F;tvoller<lb/>
Gru&#x0364;ndlichkeit in die freie Gemein&#x017F;chaft aller Bildungs¬<lb/>
krei&#x017F;e emporgefu&#x0364;hrt worden. Den Scharf&#x017F;inn &#x017F;einer<lb/>
Unter&#x017F;uchungen, den Umfang und die Tiefe &#x017F;einer Kennt¬<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e, den Werth &#x017F;einer zahlreichen und mannigfachen<lb/>
Schriften, vor allen &#x017F;einer un&#x017F;terblichen For&#x017F;chungen<lb/>
u&#x0364;ber die homeri&#x017F;chen Ge&#x017F;a&#x0364;nge, mo&#x0364;gen die Berufenen<lb/>
des Faches wu&#x0364;rdig dar&#x017F;tellen. Auch von den großen,<lb/>
&#x017F;chwer zu u&#x0364;ber&#x017F;chauenden Arbeiten, der be&#x017F;eelten Tha&#x0364;tig¬<lb/>
keit und ergreifenden Wirkung, welche er als Univer&#x017F;<lb/>
ta&#x0364;tslehrer durch eine lange Reihe von Jahren ausgeu&#x0364;bt,<lb/>
worin er mehr als <hi rendition="#b">50</hi> ver&#x017F;chiedene Lehrga&#x0364;nge, und<lb/>
deren manche in doppelt und dreifach, ja bis zu zehn¬<lb/>
mal wiederholten Vortra&#x0364;gen, vor einer zahlreichen, durch<lb/>
ihn der Weihe des kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Alterthums zugefu&#x0364;hrten<lb/>
Jugend mit &#x017F;tets belebter Kraft gehalten; von &#x017F;einem<lb/>
antiken Gei&#x017F;te und von &#x017F;einem kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Talent, in<lb/>
welchem die Welt der Griechen und Ro&#x0364;mer eine neue<lb/>
Sta&#x0364;tte des Lebens und Wirkens gefunden; von &#x017F;einer<lb/>
bildneri&#x017F;chen Beweglichkeit endlich, die ihm erlaubte,<lb/>
nach dargelegten Werken einer in ro&#x0364;mi&#x017F;chen Formen<lb/>
&#x017F;ich aus&#x017F;prechenden Genialita&#x0364;t, dann auch in deut&#x017F;cher<lb/>
Zunge mit &#x017F;cho&#x0364;pferi&#x017F;cher Mei&#x017F;ter&#x017F;chaft eigenthu&#x0364;mlich auf¬<lb/>
zutreten: von allem die&#x017F;en, wovon jedes Einzelne hin¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0151] thumsforſchung geleiſtet hat, iſt der Welt bekannt. Er iſt Urheber und Vorbild einer neuen, großartigen Be¬ handlung dieſer Wiſſenſchaften geworden, die aus dem verjaͤhrten Staube der Schule durch ihn mit geiſtvoller Gruͤndlichkeit in die freie Gemeinſchaft aller Bildungs¬ kreiſe emporgefuͤhrt worden. Den Scharfſinn ſeiner Unterſuchungen, den Umfang und die Tiefe ſeiner Kennt¬ niſſe, den Werth ſeiner zahlreichen und mannigfachen Schriften, vor allen ſeiner unſterblichen Forſchungen uͤber die homeriſchen Geſaͤnge, moͤgen die Berufenen des Faches wuͤrdig darſtellen. Auch von den großen, ſchwer zu uͤberſchauenden Arbeiten, der beſeelten Thaͤtig¬ keit und ergreifenden Wirkung, welche er als Univerſi¬ taͤtslehrer durch eine lange Reihe von Jahren ausgeuͤbt, worin er mehr als 50 verſchiedene Lehrgaͤnge, und deren manche in doppelt und dreifach, ja bis zu zehn¬ mal wiederholten Vortraͤgen, vor einer zahlreichen, durch ihn der Weihe des klaſſiſchen Alterthums zugefuͤhrten Jugend mit ſtets belebter Kraft gehalten; von ſeinem antiken Geiſte und von ſeinem klaſſiſchen Talent, in welchem die Welt der Griechen und Roͤmer eine neue Staͤtte des Lebens und Wirkens gefunden; von ſeiner bildneriſchen Beweglichkeit endlich, die ihm erlaubte, nach dargelegten Werken einer in roͤmiſchen Formen ſich ausſprechenden Genialitaͤt, dann auch in deutſcher Zunge mit ſchoͤpferiſcher Meiſterſchaft eigenthuͤmlich auf¬ zutreten: von allem dieſen, wovon jedes Einzelne hin¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/151
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/151>, abgerufen am 21.11.2024.