erleuchtete sich auch jede zufällige Umgebung; seine Eigenschaften wirkten nach allen Seiten. Die Wendung seines Geistes war in den geringsten Dingen merk¬ würdig; ja bis in den kleinlichsten, durch die er bis¬ weilen, mehr der scherzenden Nachrede doch, als dem eigentlichen Tadel, Raum gab, blieb sie noch immer mit dem Reize seiner Größe behaftet.
Er war umgänglich und mittheilend; allzu reich, um zu kargen, gab er willig jeder Ansprache von seinen geistigen Schätzen, und verschmähte nicht zu empfangen, wo er schon längst besaß. Eine neuerschlossene Ansicht, ein bedeutend leitendes Wort von ihm, hat bis auf die letzte Zeit Männer und Jünglinge in seiner Umgebung mehr als manche anderweite vielfache Anstrengung ge¬ fördert.
Nie vergaß er seiner Würde, er hielt darauf in an¬ geborner Vornehmheit; in ihr stellte er die Ehre des Gelehrten dar, wie in dem Fleiße dessen Tapferkeit. Seinen Werth kannte er, wie jeder Tüchtige aus innerer Thatsache sich als solchen fühlt und kennt. Und wie hätte er seinen Ruhm nicht kennen sollen, der ihm aus allen Ländern Europa's zurückstrahlte, aus allen Ge¬ bieten der Wissenschaft und Kunst, sei es, daß ihn die berühmtesten Anstalten in ihre Mitte begehrten, sei es, daß Goethe in den Elegien verherrlichend ihn grüßt, oder Alexander von Humboldt einen kostbaren Ertrag seiner naturwissenschaftlichen Forschungen ihm zueignet!
erleuchtete ſich auch jede zufaͤllige Umgebung; ſeine Eigenſchaften wirkten nach allen Seiten. Die Wendung ſeines Geiſtes war in den geringſten Dingen merk¬ wuͤrdig; ja bis in den kleinlichſten, durch die er bis¬ weilen, mehr der ſcherzenden Nachrede doch, als dem eigentlichen Tadel, Raum gab, blieb ſie noch immer mit dem Reize ſeiner Groͤße behaftet.
Er war umgaͤnglich und mittheilend; allzu reich, um zu kargen, gab er willig jeder Anſprache von ſeinen geiſtigen Schaͤtzen, und verſchmaͤhte nicht zu empfangen, wo er ſchon laͤngſt beſaß. Eine neuerſchloſſene Anſicht, ein bedeutend leitendes Wort von ihm, hat bis auf die letzte Zeit Maͤnner und Juͤnglinge in ſeiner Umgebung mehr als manche anderweite vielfache Anſtrengung ge¬ foͤrdert.
Nie vergaß er ſeiner Wuͤrde, er hielt darauf in an¬ geborner Vornehmheit; in ihr ſtellte er die Ehre des Gelehrten dar, wie in dem Fleiße deſſen Tapferkeit. Seinen Werth kannte er, wie jeder Tuͤchtige aus innerer Thatſache ſich als ſolchen fuͤhlt und kennt. Und wie haͤtte er ſeinen Ruhm nicht kennen ſollen, der ihm aus allen Laͤndern Europa's zuruͤckſtrahlte, aus allen Ge¬ bieten der Wiſſenſchaft und Kunſt, ſei es, daß ihn die beruͤhmteſten Anſtalten in ihre Mitte begehrten, ſei es, daß Goethe in den Elegien verherrlichend ihn gruͤßt, oder Alexander von Humboldt einen koſtbaren Ertrag ſeiner naturwiſſenſchaftlichen Forſchungen ihm zueignet!
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erleuchtete ſich auch jede zufaͤllige Umgebung; ſeine
Eigenſchaften wirkten nach allen Seiten. Die Wendung
ſeines Geiſtes war in den geringſten Dingen merk¬
wuͤrdig; ja bis in den kleinlichſten, durch die er bis¬
weilen, mehr der ſcherzenden Nachrede doch, als dem
eigentlichen Tadel, Raum gab, blieb ſie noch immer
mit dem Reize ſeiner Groͤße behaftet.
Er war umgaͤnglich und mittheilend; allzu reich,
um zu kargen, gab er willig jeder Anſprache von ſeinen
geiſtigen Schaͤtzen, und verſchmaͤhte nicht zu empfangen,
wo er ſchon laͤngſt beſaß. Eine neuerſchloſſene Anſicht,
ein bedeutend leitendes Wort von ihm, hat bis auf die
letzte Zeit Maͤnner und Juͤnglinge in ſeiner Umgebung
mehr als manche anderweite vielfache Anſtrengung ge¬
foͤrdert.
Nie vergaß er ſeiner Wuͤrde, er hielt darauf in an¬
geborner Vornehmheit; in ihr ſtellte er die Ehre des
Gelehrten dar, wie in dem Fleiße deſſen Tapferkeit.
Seinen Werth kannte er, wie jeder Tuͤchtige aus innerer
Thatſache ſich als ſolchen fuͤhlt und kennt. Und wie
haͤtte er ſeinen Ruhm nicht kennen ſollen, der ihm aus
allen Laͤndern Europa's zuruͤckſtrahlte, aus allen Ge¬
bieten der Wiſſenſchaft und Kunſt, ſei es, daß ihn die
beruͤhmteſten Anſtalten in ihre Mitte begehrten, ſei es,
daß Goethe in den Elegien verherrlichend ihn gruͤßt,
oder Alexander von Humboldt einen koſtbaren Ertrag
ſeiner naturwiſſenſchaftlichen Forſchungen ihm zueignet!
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/153>, abgerufen am 22.11.2024.
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