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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

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r eundlich war er überall eifrig bei der Hand, wo für
Einzelne oder für Gemeinsames in dieser Richtung sich
irgend ein Wirken eröffnet zeigte. In persönlicher Be¬
kanntschaft stand er nach und nach mit den hervor¬
ragendsten Männern der Revolution, und wirkte auch
wohl nach Umständen auf ihre Ansichten und Wege
durch seinen Geist und Karakter ein; aber niemals fand
er sich bewogen, selber eine sogenannte Rolle zu spielen,
wie vielfach und dringend auch die Lockungen dazu sein
mochten. Das Schicksal so vieler Deutschen, welche
ein Opfer solchen Strebens entweder alsbald selbst wur¬
den, oder in später Enttäuschung ihren besten Sinn
und Willen als solches dargebracht sehen mußten, be¬
weist nur, wie richtig Schlabrendorf seine Eigenschaft
als Fremder bei diesen französischen Vorgängen, in aller
Begeisterung für sie, doch erkannt und bewahrt hat.
Mit den Redlichen unter seinen Landsleuten hielt er
innig zusammen, mochten auch ihre Wege von den sei¬
nigen verschieden sein. Georg Forster schrieb im Mai
1793 an seine Frau von ihm: "Einige Deutsche, die
sich hier aufhalten, kommen öfter mit mir zusammen;
unter andern ist ein Graf Schlabrendorf aus Schlesien,
der Dich, als Du als Mädchen mit Onkel Blumen¬
bach reistest, in Zürich gesehen hat; ein junger Oelsner,
eben daher, der auch in Christie's Haus bekannt; ein
junger Schwabe, Namens Kerner, der für die ham¬
burger Zeitung hier Nachrichten schreibt. -- Schlabren¬

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r eundlich war er uͤberall eifrig bei der Hand, wo fuͤr
Einzelne oder fuͤr Gemeinſames in dieſer Richtung ſich
irgend ein Wirken eroͤffnet zeigte. In perſoͤnlicher Be¬
kanntſchaft ſtand er nach und nach mit den hervor¬
ragendſten Maͤnnern der Revolution, und wirkte auch
wohl nach Umſtaͤnden auf ihre Anſichten und Wege
durch ſeinen Geiſt und Karakter ein; aber niemals fand
er ſich bewogen, ſelber eine ſogenannte Rolle zu ſpielen,
wie vielfach und dringend auch die Lockungen dazu ſein
mochten. Das Schickſal ſo vieler Deutſchen, welche
ein Opfer ſolchen Strebens entweder alsbald ſelbſt wur¬
den, oder in ſpaͤter Enttaͤuſchung ihren beſten Sinn
und Willen als ſolches dargebracht ſehen mußten, be¬
weiſt nur, wie richtig Schlabrendorf ſeine Eigenſchaft
als Fremder bei dieſen franzoͤſiſchen Vorgaͤngen, in aller
Begeiſterung fuͤr ſie, doch erkannt und bewahrt hat.
Mit den Redlichen unter ſeinen Landsleuten hielt er
innig zuſammen, mochten auch ihre Wege von den ſei¬
nigen verſchieden ſein. Georg Forſter ſchrieb im Mai
1793 an ſeine Frau von ihm: „Einige Deutſche, die
ſich hier aufhalten, kommen oͤfter mit mir zuſammen;
unter andern iſt ein Graf Schlabrendorf aus Schleſien,
der Dich, als Du als Maͤdchen mit Onkel Blumen¬
bach reiſteſt, in Zuͤrich geſehen hat; ein junger Oelsner,
eben daher, der auch in Chriſtie’s Haus bekannt; ein
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burger Zeitung hier Nachrichten ſchreibt. — Schlabren¬

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[145/0159] r eundlich war er uͤberall eifrig bei der Hand, wo fuͤr Einzelne oder fuͤr Gemeinſames in dieſer Richtung ſich irgend ein Wirken eroͤffnet zeigte. In perſoͤnlicher Be¬ kanntſchaft ſtand er nach und nach mit den hervor¬ ragendſten Maͤnnern der Revolution, und wirkte auch wohl nach Umſtaͤnden auf ihre Anſichten und Wege durch ſeinen Geiſt und Karakter ein; aber niemals fand er ſich bewogen, ſelber eine ſogenannte Rolle zu ſpielen, wie vielfach und dringend auch die Lockungen dazu ſein mochten. Das Schickſal ſo vieler Deutſchen, welche ein Opfer ſolchen Strebens entweder alsbald ſelbſt wur¬ den, oder in ſpaͤter Enttaͤuſchung ihren beſten Sinn und Willen als ſolches dargebracht ſehen mußten, be¬ weiſt nur, wie richtig Schlabrendorf ſeine Eigenſchaft als Fremder bei dieſen franzoͤſiſchen Vorgaͤngen, in aller Begeiſterung fuͤr ſie, doch erkannt und bewahrt hat. Mit den Redlichen unter ſeinen Landsleuten hielt er innig zuſammen, mochten auch ihre Wege von den ſei¬ nigen verſchieden ſein. Georg Forſter ſchrieb im Mai 1793 an ſeine Frau von ihm: „Einige Deutſche, die ſich hier aufhalten, kommen oͤfter mit mir zuſammen; unter andern iſt ein Graf Schlabrendorf aus Schleſien, der Dich, als Du als Maͤdchen mit Onkel Blumen¬ bach reiſteſt, in Zuͤrich geſehen hat; ein junger Oelsner, eben daher, der auch in Chriſtie’s Haus bekannt; ein junger Schwabe, Namens Kerner, der fuͤr die ham¬ burger Zeitung hier Nachrichten ſchreibt. — Schlabren¬ 10

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/159>, abgerufen am 23.11.2024.