ihrem Werthe noch erhöht, brachte er rücksichtslos dem Vaterlande dar. Wichtige Dienste leistete er der Sache der Verbündeten noch nach dem Einzuge in Paris. Die angesehensten Staatsmänner und Feldherrn besuch¬ ten ihn dort. Sein edler Vaterlandseifer empfing zur Belohnung das eiserne Kreuz, welches ihm, der sonst kaum auf Orden und Ehrenzeichen achtete, als eine durch Stiftung und Bedeutung vor allen andern aus¬ gezeichnete Zierde galt. Nach dem zweiten Einzuge der Verbündeten in Paris, im Jahre 1815, regte sich häu¬ figer in ihm der Wunsch und die Neigung, nach Deutsch¬ land zurückzukehren, und seine Tage im Vaterlande zu beschließen. Gewohnheit hielt ihn jedoch in Paris fest, und er unterließ jene Rückkehr, wie so Vieles, was er eifrig gewollt, und lebhaft besprochen, indem die Thä¬ thigkeit, die sich so leicht dem Durchdenken von Ab¬ sichten und Planen zuwandte, nur schwer oder gar nicht zu den Anstalten der Ausführung überging.
Seine Lebensart blieb im Ganzen dieselbe, nur daß die Besuche, die er empfing, jetzt auch aus den unteren Klassen häufiger wurden, ohne daß die der Vornehmen sich merklich verringerten; leider auch mit manchen Wichten und Lumpen gab er sich nur allzu gütig ab, und hatte später wenig Dank davon. Aus Bequem¬ lichkeit ließ er seinen Bart wachsen, bald wurde dies eine Liebhaberei, und zuletzt eine ernstliche Hauptsache bei ihm, die er mündlich und schriftlich mit Lebhaftigkeit
ihrem Werthe noch erhoͤht, brachte er ruͤckſichtslos dem Vaterlande dar. Wichtige Dienſte leiſtete er der Sache der Verbuͤndeten noch nach dem Einzuge in Paris. Die angeſehenſten Staatsmaͤnner und Feldherrn beſuch¬ ten ihn dort. Sein edler Vaterlandseifer empfing zur Belohnung das eiſerne Kreuz, welches ihm, der ſonſt kaum auf Orden und Ehrenzeichen achtete, als eine durch Stiftung und Bedeutung vor allen andern aus¬ gezeichnete Zierde galt. Nach dem zweiten Einzuge der Verbuͤndeten in Paris, im Jahre 1815, regte ſich haͤu¬ figer in ihm der Wunſch und die Neigung, nach Deutſch¬ land zuruͤckzukehren, und ſeine Tage im Vaterlande zu beſchließen. Gewohnheit hielt ihn jedoch in Paris feſt, und er unterließ jene Ruͤckkehr, wie ſo Vieles, was er eifrig gewollt, und lebhaft beſprochen, indem die Thaͤ¬ thigkeit, die ſich ſo leicht dem Durchdenken von Ab¬ ſichten und Planen zuwandte, nur ſchwer oder gar nicht zu den Anſtalten der Ausfuͤhrung uͤberging.
Seine Lebensart blieb im Ganzen dieſelbe, nur daß die Beſuche, die er empfing, jetzt auch aus den unteren Klaſſen haͤufiger wurden, ohne daß die der Vornehmen ſich merklich verringerten; leider auch mit manchen Wichten und Lumpen gab er ſich nur allzu guͤtig ab, und hatte ſpaͤter wenig Dank davon. Aus Bequem¬ lichkeit ließ er ſeinen Bart wachſen, bald wurde dies eine Liebhaberei, und zuletzt eine ernſtliche Hauptſache bei ihm, die er muͤndlich und ſchriftlich mit Lebhaftigkeit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0170"n="156"/>
ihrem Werthe noch erhoͤht, brachte er ruͤckſichtslos dem<lb/>
Vaterlande dar. Wichtige Dienſte leiſtete er der Sache<lb/>
der Verbuͤndeten noch nach dem Einzuge in Paris.<lb/>
Die angeſehenſten Staatsmaͤnner und Feldherrn beſuch¬<lb/>
ten ihn dort. Sein edler Vaterlandseifer empfing zur<lb/>
Belohnung das eiſerne Kreuz, welches ihm, der ſonſt<lb/>
kaum auf Orden und Ehrenzeichen achtete, als eine<lb/>
durch Stiftung und Bedeutung vor allen andern aus¬<lb/>
gezeichnete Zierde galt. Nach dem zweiten Einzuge der<lb/>
Verbuͤndeten in Paris, im Jahre <hirendition="#b">1815</hi>, regte ſich haͤu¬<lb/>
figer in ihm der Wunſch und die Neigung, nach Deutſch¬<lb/>
land zuruͤckzukehren, und ſeine Tage im Vaterlande zu<lb/>
beſchließen. Gewohnheit hielt ihn jedoch in Paris feſt,<lb/>
und er unterließ jene Ruͤckkehr, wie ſo Vieles, was er<lb/>
eifrig gewollt, und lebhaft beſprochen, indem die Thaͤ¬<lb/>
thigkeit, die ſich ſo leicht dem Durchdenken von Ab¬<lb/>ſichten und Planen zuwandte, nur ſchwer oder gar<lb/>
nicht zu den Anſtalten der Ausfuͤhrung uͤberging.</p><lb/><p>Seine Lebensart blieb im Ganzen dieſelbe, nur daß<lb/>
die Beſuche, die er empfing, jetzt auch aus den unteren<lb/>
Klaſſen haͤufiger wurden, ohne daß die der Vornehmen<lb/>ſich merklich <choice><sic>verrringerten</sic><corr>verringerten</corr></choice>; leider auch mit manchen<lb/>
Wichten und Lumpen gab er ſich nur allzu guͤtig ab,<lb/>
und hatte ſpaͤter wenig Dank davon. Aus Bequem¬<lb/>
lichkeit ließ er ſeinen Bart wachſen, bald wurde dies<lb/>
eine Liebhaberei, und zuletzt eine ernſtliche Hauptſache<lb/>
bei ihm, die er muͤndlich und ſchriftlich mit Lebhaftigkeit<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[156/0170]
ihrem Werthe noch erhoͤht, brachte er ruͤckſichtslos dem
Vaterlande dar. Wichtige Dienſte leiſtete er der Sache
der Verbuͤndeten noch nach dem Einzuge in Paris.
Die angeſehenſten Staatsmaͤnner und Feldherrn beſuch¬
ten ihn dort. Sein edler Vaterlandseifer empfing zur
Belohnung das eiſerne Kreuz, welches ihm, der ſonſt
kaum auf Orden und Ehrenzeichen achtete, als eine
durch Stiftung und Bedeutung vor allen andern aus¬
gezeichnete Zierde galt. Nach dem zweiten Einzuge der
Verbuͤndeten in Paris, im Jahre 1815, regte ſich haͤu¬
figer in ihm der Wunſch und die Neigung, nach Deutſch¬
land zuruͤckzukehren, und ſeine Tage im Vaterlande zu
beſchließen. Gewohnheit hielt ihn jedoch in Paris feſt,
und er unterließ jene Ruͤckkehr, wie ſo Vieles, was er
eifrig gewollt, und lebhaft beſprochen, indem die Thaͤ¬
thigkeit, die ſich ſo leicht dem Durchdenken von Ab¬
ſichten und Planen zuwandte, nur ſchwer oder gar
nicht zu den Anſtalten der Ausfuͤhrung uͤberging.
Seine Lebensart blieb im Ganzen dieſelbe, nur daß
die Beſuche, die er empfing, jetzt auch aus den unteren
Klaſſen haͤufiger wurden, ohne daß die der Vornehmen
ſich merklich verringerten; leider auch mit manchen
Wichten und Lumpen gab er ſich nur allzu guͤtig ab,
und hatte ſpaͤter wenig Dank davon. Aus Bequem¬
lichkeit ließ er ſeinen Bart wachſen, bald wurde dies
eine Liebhaberei, und zuletzt eine ernſtliche Hauptſache
bei ihm, die er muͤndlich und ſchriftlich mit Lebhaftigkeit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/170>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.