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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

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Art von Urbild wie Platon's Republik, dessen Rich¬
tung jedoch das gerade Gegentheil der revolutionairen
Bestrebungen war, die sich unter seinen Augen in so
schreckliche Abwege verirrten. Aber auch in andern
Gebieten des Denkens versuchte sein reicher Geist sich
mit fruchtbarem Erfolge; ein Werk über allgemeine
Sprachlehre hatte er der Vollendung nahe gebracht,
seine Forschungen über Wortabstammung, seine Ver¬
suche in deutscher Sprachbildung, wären sehr der öffent¬
lichen Mittheilung werth. Einige theils ihm entlehnte,
theils in seinem Sinne geistvoll vorgetragene und weiter¬
gebildete Entwickelungen über Sprachsachen liefert das
gehaltvolle und empfehlenswerthe Werk: "Ueber die
Sprache (Heidelberg, 1828)", welches ein würdiger
Freund und Verehrer Schlabrendorf's mit ausdrücklich
angedeuteter Beziehung auf ihn geschrieben hat. Denk¬
würdigkeiten über die französische Revolution, im Sinne
der Diskurse des Machiavelli über den Livius, schweb¬
ten ihm lange als eine Lieblingsaufgabe vor; gesprochen
hat er gewiß mehrmals ihren ganzen Inhalt, aber zum
Niederschreiben kam er nicht. Sinnvolle Kernsprüche,
in deren oft seltsames Gefüge er die Ergebnisse seiner
sittlichen und geschichtlichen Ansichten einzupressen be¬
müht war, beschäftigten heiter manchen seiner spätern
Tage. In solcher Art machte er auch verschiedene Grab¬
schriften auf sich selbst; eine davon, in lateinischer Sprache,
"Civis civitatem quaerendo obiit octogenarius."

Art von Urbild wie Platon’s Republik, deſſen Rich¬
tung jedoch das gerade Gegentheil der revolutionairen
Beſtrebungen war, die ſich unter ſeinen Augen in ſo
ſchreckliche Abwege verirrten. Aber auch in andern
Gebieten des Denkens verſuchte ſein reicher Geiſt ſich
mit fruchtbarem Erfolge; ein Werk uͤber allgemeine
Sprachlehre hatte er der Vollendung nahe gebracht,
ſeine Forſchungen uͤber Wortabſtammung, ſeine Ver¬
ſuche in deutſcher Sprachbildung, waͤren ſehr der oͤffent¬
lichen Mittheilung werth. Einige theils ihm entlehnte,
theils in ſeinem Sinne geiſtvoll vorgetragene und weiter¬
gebildete Entwickelungen uͤber Sprachſachen liefert das
gehaltvolle und empfehlenswerthe Werk: „Ueber die
Sprache (Heidelberg, 1828)”, welches ein wuͤrdiger
Freund und Verehrer Schlabrendorf’s mit ausdruͤcklich
angedeuteter Beziehung auf ihn geſchrieben hat. Denk¬
wuͤrdigkeiten uͤber die franzoͤſiſche Revolution, im Sinne
der Diskurſe des Machiavelli uͤber den Livius, ſchweb¬
ten ihm lange als eine Lieblingsaufgabe vor; geſprochen
hat er gewiß mehrmals ihren ganzen Inhalt, aber zum
Niederſchreiben kam er nicht. Sinnvolle Kernſpruͤche,
in deren oft ſeltſames Gefuͤge er die Ergebniſſe ſeiner
ſittlichen und geſchichtlichen Anſichten einzupreſſen be¬
muͤht war, beſchaͤftigten heiter manchen ſeiner ſpaͤtern
Tage. In ſolcher Art machte er auch verſchiedene Grab¬
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[158/0172] Art von Urbild wie Platon’s Republik, deſſen Rich¬ tung jedoch das gerade Gegentheil der revolutionairen Beſtrebungen war, die ſich unter ſeinen Augen in ſo ſchreckliche Abwege verirrten. Aber auch in andern Gebieten des Denkens verſuchte ſein reicher Geiſt ſich mit fruchtbarem Erfolge; ein Werk uͤber allgemeine Sprachlehre hatte er der Vollendung nahe gebracht, ſeine Forſchungen uͤber Wortabſtammung, ſeine Ver¬ ſuche in deutſcher Sprachbildung, waͤren ſehr der oͤffent¬ lichen Mittheilung werth. Einige theils ihm entlehnte, theils in ſeinem Sinne geiſtvoll vorgetragene und weiter¬ gebildete Entwickelungen uͤber Sprachſachen liefert das gehaltvolle und empfehlenswerthe Werk: „Ueber die Sprache (Heidelberg, 1828)”, welches ein wuͤrdiger Freund und Verehrer Schlabrendorf’s mit ausdruͤcklich angedeuteter Beziehung auf ihn geſchrieben hat. Denk¬ wuͤrdigkeiten uͤber die franzoͤſiſche Revolution, im Sinne der Diskurſe des Machiavelli uͤber den Livius, ſchweb¬ ten ihm lange als eine Lieblingsaufgabe vor; geſprochen hat er gewiß mehrmals ihren ganzen Inhalt, aber zum Niederſchreiben kam er nicht. Sinnvolle Kernſpruͤche, in deren oft ſeltſames Gefuͤge er die Ergebniſſe ſeiner ſittlichen und geſchichtlichen Anſichten einzupreſſen be¬ muͤht war, beſchaͤftigten heiter manchen ſeiner ſpaͤtern Tage. In ſolcher Art machte er auch verſchiedene Grab¬ ſchriften auf ſich ſelbſt; eine davon, in lateiniſcher Sprache, „Civis civitatem quaerendo obiit octogenarius.“

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/172>, abgerufen am 23.11.2024.