sten unter den bessern deutschen Dichtern, die es längst aufgegeben, für die bunte Schau- und Gaukel-Anstalt, heut noch Theater genannt, ihre bessern Kräfte zu ver¬ geuden. Er hoffte noch lange, er wollte nicht ohne Kämpfe davon gehen, und das war ehrenwerth."
"Besonders hatte er durch das neue Königsstädtische Theater zu wirken gehofft. Er fand nicht genügende Unterstützung. Auch war der Ruin dieses Theaters schon durch die zu breite Grundlage, auf der es errichtet, ausgesprochen. Indeß war die Zeit, wo er mitwirkte, die Blüthezeit des Schauspiels dort. -- Hätten die da¬ maligen Direktoren nur so viel als den einjährigen Gehalt Einer Sängerin angewandt, um die produktiven Kräfte der Lustspieldichter einmal aufzumuntern und einiger¬ maßen nur für die Arbeit zu entschädigen, so würde diese Anstalt vielleicht mit geringsten Kosten fortgedauert und geblüht haben."
"Unter seinen Lustspielen haben wohl diejenigen den meisten innern Werth, welche im Publikum am wenig¬ sten ansprechen, eine Erscheinung, die sehr nahe liegt, weil eine bittere Zeitsatire, wo das negative Element vorwaltet, wie z. B. sein "Phantasus und Kassius" und sein: "Er wird zur Hochzeit gebeten," vom Theater herab nicht anziehen kann."
"Ein geistreicher Mann wie Robert, dessen reflek¬ tirendes Dichtertalent ringsum nach Gegenständen fühlte, konnte auch nicht fremd bleiben dem öffentlichen Leben.
ſten unter den beſſern deutſchen Dichtern, die es laͤngſt aufgegeben, fuͤr die bunte Schau- und Gaukel-Anſtalt, heut noch Theater genannt, ihre beſſern Kraͤfte zu ver¬ geuden. Er hoffte noch lange, er wollte nicht ohne Kaͤmpfe davon gehen, und das war ehrenwerth.“
„Beſonders hatte er durch das neue Koͤnigsſtaͤdtiſche Theater zu wirken gehofft. Er fand nicht genuͤgende Unterſtuͤtzung. Auch war der Ruin dieſes Theaters ſchon durch die zu breite Grundlage, auf der es errichtet, ausgeſprochen. Indeß war die Zeit, wo er mitwirkte, die Bluͤthezeit des Schauſpiels dort. — Haͤtten die da¬ maligen Direktoren nur ſo viel als den einjaͤhrigen Gehalt Einer Saͤngerin angewandt, um die produktiven Kraͤfte der Luſtſpieldichter einmal aufzumuntern und einiger¬ maßen nur fuͤr die Arbeit zu entſchaͤdigen, ſo wuͤrde dieſe Anſtalt vielleicht mit geringſten Koſten fortgedauert und gebluͤht haben.“
„Unter ſeinen Luſtſpielen haben wohl diejenigen den meiſten innern Werth, welche im Publikum am wenig¬ ſten anſprechen, eine Erſcheinung, die ſehr nahe liegt, weil eine bittere Zeitſatire, wo das negative Element vorwaltet, wie z. B. ſein „Phantaſus und Kaſſius“ und ſein: „Er wird zur Hochzeit gebeten,“ vom Theater herab nicht anziehen kann.“
„Ein geiſtreicher Mann wie Robert, deſſen reflek¬ tirendes Dichtertalent ringsum nach Gegenſtaͤnden fuͤhlte, konnte auch nicht fremd bleiben dem oͤffentlichen Leben.
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ſten unter den beſſern deutſchen Dichtern, die es laͤngſt
aufgegeben, fuͤr die bunte Schau- und Gaukel-Anſtalt,
heut noch Theater genannt, ihre beſſern Kraͤfte zu ver¬
geuden. Er hoffte noch lange, er wollte nicht ohne
Kaͤmpfe davon gehen, und das war ehrenwerth.“
„Beſonders hatte er durch das neue Koͤnigsſtaͤdtiſche
Theater zu wirken gehofft. Er fand nicht genuͤgende
Unterſtuͤtzung. Auch war der Ruin dieſes Theaters
ſchon durch die zu breite Grundlage, auf der es errichtet,
ausgeſprochen. Indeß war die Zeit, wo er mitwirkte,
die Bluͤthezeit des Schauſpiels dort. — Haͤtten die da¬
maligen Direktoren nur ſo viel als den einjaͤhrigen Gehalt
Einer Saͤngerin angewandt, um die produktiven Kraͤfte
der Luſtſpieldichter einmal aufzumuntern und einiger¬
maßen nur fuͤr die Arbeit zu entſchaͤdigen, ſo wuͤrde
dieſe Anſtalt vielleicht mit geringſten Koſten fortgedauert
und gebluͤht haben.“
„Unter ſeinen Luſtſpielen haben wohl diejenigen den
meiſten innern Werth, welche im Publikum am wenig¬
ſten anſprechen, eine Erſcheinung, die ſehr nahe liegt,
weil eine bittere Zeitſatire, wo das negative Element
vorwaltet, wie z. B. ſein „Phantaſus und Kaſſius“
und ſein: „Er wird zur Hochzeit gebeten,“ vom Theater
herab nicht anziehen kann.“
„Ein geiſtreicher Mann wie Robert, deſſen reflek¬
tirendes Dichtertalent ringsum nach Gegenſtaͤnden fuͤhlte,
konnte auch nicht fremd bleiben dem oͤffentlichen Leben.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/354>, abgerufen am 21.11.2024.
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