bei dem Feld-Kriegskommissariat, und ließ sich durch die untergeordnete, die ihm anfangs zu Theil wurde, nicht abschrecken. Seine Geschicklichkeit, sein sorgsamer Fleiß, seine unerschütterliche Rechtschaffenheit, und, man darf es zur Ehre seiner Vorgesetzten sagen, auch seine ausgezeichnete Bildung und sein feines, taktvolles Be¬ tragen, blieben während der drei Feldzüge, die er mit¬ machte, nicht unbemerkt noch fruchtlos. Er wurde im August 1815 zum stellvertretenden Kriegskommissair be¬ fördert und stand als solcher, anderthalb Jahre hindurch, theils in Koblenz, theils in Trier, mit größtem Eifer den ihm zugewiesenen Geschäften vor. Seine Erholung blieben auch in dieser Laufbahn Poesie und Litteratur, und selbst das Studium der Alten setzte er inmitten aller Störungen fort.
Der Oberpräsident Graf von Solms-Laubach, auf¬ merksam gemacht auf Neumann's seltne Geistesbildung und eben so seltne Geschäftsbrauchbarkeit, hegte für ihn die günstigsten Absichten und wünschte ihn zu der Lan¬ desverwaltung herüberzuziehen, wo ihm ohne Zweifel bedeutende Vortheile und ein rascheres Aufsteigen eröff¬ net gewesen wären, als in seiner bisherigen Bahn zu hoffen schien. Allein der gute Wille jenes Staatman¬ nes führte zu keinem Erfolg, weil Neumann so wenig damals, wie zu irgend einer Zeit, sich entschließen konnte, für seine eignen Angelegenheiten den Eifer und die Thätigkeit zu haben, die er seinen Dienstgeschäften
bei dem Feld-Kriegskommiſſariat, und ließ ſich durch die untergeordnete, die ihm anfangs zu Theil wurde, nicht abſchrecken. Seine Geſchicklichkeit, ſein ſorgſamer Fleiß, ſeine unerſchuͤtterliche Rechtſchaffenheit, und, man darf es zur Ehre ſeiner Vorgeſetzten ſagen, auch ſeine ausgezeichnete Bildung und ſein feines, taktvolles Be¬ tragen, blieben waͤhrend der drei Feldzuͤge, die er mit¬ machte, nicht unbemerkt noch fruchtlos. Er wurde im August 1815 zum ſtellvertretenden Kriegskommiſſair be¬ foͤrdert und ſtand als ſolcher, anderthalb Jahre hindurch, theils in Koblenz, theils in Trier, mit groͤßtem Eifer den ihm zugewieſenen Geſchaͤften vor. Seine Erholung blieben auch in dieſer Laufbahn Poeſie und Litteratur, und ſelbſt das Studium der Alten ſetzte er inmitten aller Stoͤrungen fort.
Der Oberpraͤſident Graf von Solms-Laubach, auf¬ merkſam gemacht auf Neumann's ſeltne Geiſtesbildung und eben ſo ſeltne Geſchaͤftsbrauchbarkeit, hegte fuͤr ihn die guͤnſtigſten Abſichten und wuͤnſchte ihn zu der Lan¬ desverwaltung heruͤberzuziehen, wo ihm ohne Zweifel bedeutende Vortheile und ein raſcheres Aufſteigen eroͤff¬ net geweſen waͤren, als in ſeiner bisherigen Bahn zu hoffen ſchien. Allein der gute Wille jenes Staatman¬ nes fuͤhrte zu keinem Erfolg, weil Neumann ſo wenig damals, wie zu irgend einer Zeit, ſich entſchließen konnte, fuͤr ſeine eignen Angelegenheiten den Eifer und die Thaͤtigkeit zu haben, die er ſeinen Dienſtgeſchaͤften
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0365"n="351"/>
bei dem Feld-Kriegskommiſſariat, und ließ ſich durch<lb/>
die untergeordnete, die ihm anfangs zu Theil wurde,<lb/>
nicht abſchrecken. Seine Geſchicklichkeit, ſein ſorgſamer<lb/>
Fleiß, ſeine unerſchuͤtterliche Rechtſchaffenheit, und, man<lb/>
darf es zur Ehre ſeiner Vorgeſetzten ſagen, auch ſeine<lb/>
ausgezeichnete Bildung und ſein feines, taktvolles Be¬<lb/>
tragen, blieben waͤhrend der drei Feldzuͤge, die er mit¬<lb/>
machte, nicht unbemerkt noch fruchtlos. Er wurde im<lb/>
August <hirendition="#b">1815</hi> zum ſtellvertretenden Kriegskommiſſair be¬<lb/>
foͤrdert und ſtand als ſolcher, anderthalb Jahre hindurch,<lb/>
theils in Koblenz, theils in Trier, mit groͤßtem Eifer<lb/>
den ihm zugewieſenen Geſchaͤften vor. Seine Erholung<lb/>
blieben auch in dieſer Laufbahn Poeſie und Litteratur,<lb/>
und ſelbſt das Studium der Alten ſetzte er inmitten<lb/>
aller Stoͤrungen fort.</p><lb/><p>Der Oberpraͤſident Graf von Solms-Laubach, auf¬<lb/>
merkſam gemacht auf Neumann's ſeltne Geiſtesbildung<lb/>
und eben ſo ſeltne Geſchaͤftsbrauchbarkeit, hegte fuͤr ihn<lb/>
die guͤnſtigſten Abſichten und wuͤnſchte ihn zu der Lan¬<lb/>
desverwaltung heruͤberzuziehen, wo ihm ohne Zweifel<lb/>
bedeutende Vortheile und ein raſcheres Aufſteigen eroͤff¬<lb/>
net geweſen waͤren, als in ſeiner bisherigen Bahn zu<lb/>
hoffen ſchien. Allein der gute Wille jenes Staatman¬<lb/>
nes fuͤhrte zu keinem Erfolg, weil Neumann ſo wenig<lb/>
damals, wie zu irgend einer Zeit, ſich entſchließen<lb/>
konnte, fuͤr ſeine eignen Angelegenheiten den Eifer und<lb/>
die Thaͤtigkeit zu haben, die er ſeinen Dienſtgeſchaͤften<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[351/0365]
bei dem Feld-Kriegskommiſſariat, und ließ ſich durch
die untergeordnete, die ihm anfangs zu Theil wurde,
nicht abſchrecken. Seine Geſchicklichkeit, ſein ſorgſamer
Fleiß, ſeine unerſchuͤtterliche Rechtſchaffenheit, und, man
darf es zur Ehre ſeiner Vorgeſetzten ſagen, auch ſeine
ausgezeichnete Bildung und ſein feines, taktvolles Be¬
tragen, blieben waͤhrend der drei Feldzuͤge, die er mit¬
machte, nicht unbemerkt noch fruchtlos. Er wurde im
August 1815 zum ſtellvertretenden Kriegskommiſſair be¬
foͤrdert und ſtand als ſolcher, anderthalb Jahre hindurch,
theils in Koblenz, theils in Trier, mit groͤßtem Eifer
den ihm zugewieſenen Geſchaͤften vor. Seine Erholung
blieben auch in dieſer Laufbahn Poeſie und Litteratur,
und ſelbſt das Studium der Alten ſetzte er inmitten
aller Stoͤrungen fort.
Der Oberpraͤſident Graf von Solms-Laubach, auf¬
merkſam gemacht auf Neumann's ſeltne Geiſtesbildung
und eben ſo ſeltne Geſchaͤftsbrauchbarkeit, hegte fuͤr ihn
die guͤnſtigſten Abſichten und wuͤnſchte ihn zu der Lan¬
desverwaltung heruͤberzuziehen, wo ihm ohne Zweifel
bedeutende Vortheile und ein raſcheres Aufſteigen eroͤff¬
net geweſen waͤren, als in ſeiner bisherigen Bahn zu
hoffen ſchien. Allein der gute Wille jenes Staatman¬
nes fuͤhrte zu keinem Erfolg, weil Neumann ſo wenig
damals, wie zu irgend einer Zeit, ſich entſchließen
konnte, fuͤr ſeine eignen Angelegenheiten den Eifer und
die Thaͤtigkeit zu haben, die er ſeinen Dienſtgeſchaͤften
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/365>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.