überfiel ihn unerwartet am 18. März ein erneuter Schlagfluß. Die Hülfe der Aerzte war vergebens. Von treuer Liebe der Seinen umgeben, erfüllt mit dem reinen Bewußtsein eines tugendhaften Lebens, und er¬ hoben durch frommes Gottvertrauen, entschlief er am 28. März im beinahe vollendeten sechsundsechzigsten Jahre sanft und ruhig zu einem höhern Dasein, an das er geglaubt, mit dem er sich stets heiter beschäftigt hatte.
Die Bestattung geschah am 1. April mit allem Glanz und herkömmlichen Ehren, die dem innegehabten Range und der Stellung des Hingeschiedenen gebühr¬ ten; doch mehr als jene bezeichneten der ungeheuchelte Schmerz und die tiefe Trauer aller Edeln, die ihn ge¬ kannt und ihn zu würdigen vermocht, die Größe seines Werthes, so wie des Verlustes, den sein Scheiden uns empfinden ließ.
In der That mag selten eine Persönlichkeit so aus¬ gezeichnete Uebereinstimmung des äußern Erscheinens und des innern Wesens darbieten, als dieß in ihm der Fall war. Der liebevolle, menschenfreundliche Sinn, die strenge Rechtschaffenheit, die hohe Bildung des Geistes und die reiche Welterfahrung vereinigten sich in ihm zu dem schönsten Ausdruck echten Menschenadels, dem Ehrerbietung und Zuneigung nie zu versagen waren.
Bernstorff's Karakter als Staatsmann ist in obigen Umrissen seines Lebens und Wirkens den Hauptzügen nach bereits mitgeschildert. Erwähnen müssen wir noch,
uͤberfiel ihn unerwartet am 18. Maͤrz ein erneuter Schlagfluß. Die Huͤlfe der Aerzte war vergebens. Von treuer Liebe der Seinen umgeben, erfuͤllt mit dem reinen Bewußtſein eines tugendhaften Lebens, und er¬ hoben durch frommes Gottvertrauen, entſchlief er am 28. Maͤrz im beinahe vollendeten ſechsundſechzigſten Jahre ſanft und ruhig zu einem hoͤhern Daſein, an das er geglaubt, mit dem er ſich ſtets heiter beſchaͤftigt hatte.
Die Beſtattung geſchah am 1. April mit allem Glanz und herkoͤmmlichen Ehren, die dem innegehabten Range und der Stellung des Hingeſchiedenen gebuͤhr¬ ten; doch mehr als jene bezeichneten der ungeheuchelte Schmerz und die tiefe Trauer aller Edeln, die ihn ge¬ kannt und ihn zu wuͤrdigen vermocht, die Groͤße ſeines Werthes, ſo wie des Verluſtes, den ſein Scheiden uns empfinden ließ.
In der That mag ſelten eine Perſoͤnlichkeit ſo aus¬ gezeichnete Uebereinſtimmung des aͤußern Erſcheinens und des innern Weſens darbieten, als dieß in ihm der Fall war. Der liebevolle, menſchenfreundliche Sinn, die ſtrenge Rechtſchaffenheit, die hohe Bildung des Geiſtes und die reiche Welterfahrung vereinigten ſich in ihm zu dem ſchoͤnſten Ausdruck echten Menſchenadels, dem Ehrerbietung und Zuneigung nie zu verſagen waren.
Bernſtorff's Karakter als Staatsmann iſt in obigen Umriſſen ſeines Lebens und Wirkens den Hauptzuͤgen nach bereits mitgeſchildert. Erwaͤhnen muͤſſen wir noch,
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uͤberfiel ihn unerwartet am 18. Maͤrz ein erneuter
Schlagfluß. Die Huͤlfe der Aerzte war vergebens.
Von treuer Liebe der Seinen umgeben, erfuͤllt mit dem
reinen Bewußtſein eines tugendhaften Lebens, und er¬
hoben durch frommes Gottvertrauen, entſchlief er am
28. Maͤrz im beinahe vollendeten ſechsundſechzigſten
Jahre ſanft und ruhig zu einem hoͤhern Daſein, an das
er geglaubt, mit dem er ſich ſtets heiter beſchaͤftigt hatte.
Die Beſtattung geſchah am 1. April mit allem
Glanz und herkoͤmmlichen Ehren, die dem innegehabten
Range und der Stellung des Hingeſchiedenen gebuͤhr¬
ten; doch mehr als jene bezeichneten der ungeheuchelte
Schmerz und die tiefe Trauer aller Edeln, die ihn ge¬
kannt und ihn zu wuͤrdigen vermocht, die Groͤße ſeines
Werthes, ſo wie des Verluſtes, den ſein Scheiden uns
empfinden ließ.
In der That mag ſelten eine Perſoͤnlichkeit ſo aus¬
gezeichnete Uebereinſtimmung des aͤußern Erſcheinens
und des innern Weſens darbieten, als dieß in ihm der
Fall war. Der liebevolle, menſchenfreundliche Sinn,
die ſtrenge Rechtſchaffenheit, die hohe Bildung des
Geiſtes und die reiche Welterfahrung vereinigten ſich in
ihm zu dem ſchoͤnſten Ausdruck echten Menſchenadels,
dem Ehrerbietung und Zuneigung nie zu verſagen waren.
Bernſtorff's Karakter als Staatsmann iſt in obigen
Umriſſen ſeines Lebens und Wirkens den Hauptzuͤgen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/392>, abgerufen am 21.11.2024.
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