Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.Und euch empfängt der Erde Schoß, Und schnell verschwindet eure Spur. Der Mensch allein sein Schicksal kennt; Doch das bekundet seinen Geist, Was tief in seinem Innern brennt. Ihm seiner Hoffnung Ziel verheißt. 2. Die Verführte. Zurück! zurück! was suchst du hier? Ein glühend Opfer fiel ich dir; Und noch, noch lockt dein Flammenblick Mich in die Sinnenwelt zurück. 3. Die ewige Jugend. Was klaget ihr, daß schnell verblühet
Des Lebens erste Frühlingspracht? Wem tief im Busen Liebe glühet, Der trotzt der Zeit und ihrer Macht. Denn jeden Alters ist die Liebe, Und unversiegbar ihre Kraft. Wenn sie in euren Herzen bliebe, Von Selbstsucht frei und Leidenschaft, So schwände eurem Leben nimmer Der frischen Jugend Rosenschimmer. Und euch empfängt der Erde Schoß, Und ſchnell verſchwindet eure Spur. Der Menſch allein ſein Schickſal kennt; Doch das bekundet ſeinen Geiſt, Was tief in ſeinem Innern brennt. Ihm ſeiner Hoffnung Ziel verheißt. 2. Die Verführte. Zurück! zurück! was ſuchſt du hier? Ein glühend Opfer fiel ich dir; Und noch, noch lockt dein Flammenblick Mich in die Sinnenwelt zurück. 3. Die ewige Jugend. Was klaget ihr, daß ſchnell verblühet
Des Lebens erſte Frühlingspracht? Wem tief im Buſen Liebe glühet, Der trotzt der Zeit und ihrer Macht. Denn jeden Alters iſt die Liebe, Und unverſiegbar ihre Kraft. Wenn ſie in euren Herzen bliebe, Von Selbſtſucht frei und Leidenſchaft, So ſchwände eurem Leben nimmer Der friſchen Jugend Roſenſchimmer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0404" n="390"/> <l>Und euch empfängt der Erde Schoß,</l><lb/> <l>Und ſchnell verſchwindet eure Spur.</l><lb/> <l>Der Menſch allein ſein Schickſal kennt;</l><lb/> <l>Doch das bekundet ſeinen Geiſt,</l><lb/> <l>Was tief in ſeinem Innern brennt.</l><lb/> <l>Ihm ſeiner Hoffnung Ziel verheißt.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">2.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Die Verführte.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Zurück! zurück! was ſuchſt du hier?</l><lb/> <l>Ein glühend Opfer fiel ich dir;</l><lb/> <l>Und noch, noch lockt dein Flammenblick</l><lb/> <l>Mich in die Sinnenwelt zurück.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">3.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Die ewige Jugend.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Was klaget ihr, daß ſchnell verblühet</l><lb/> <l>Des Lebens erſte Frühlingspracht?</l><lb/> <l>Wem tief im Buſen Liebe glühet,</l><lb/> <l>Der trotzt der Zeit und ihrer Macht.</l><lb/> <l>Denn jeden Alters iſt die Liebe,</l><lb/> <l>Und unverſiegbar ihre Kraft.</l><lb/> <l>Wenn ſie in euren Herzen bliebe,</l><lb/> <l>Von Selbſtſucht frei und Leidenſchaft,</l><lb/> <l>So ſchwände eurem Leben nimmer</l><lb/> <l>Der friſchen Jugend Roſenſchimmer.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [390/0404]
Und euch empfängt der Erde Schoß,
Und ſchnell verſchwindet eure Spur.
Der Menſch allein ſein Schickſal kennt;
Doch das bekundet ſeinen Geiſt,
Was tief in ſeinem Innern brennt.
Ihm ſeiner Hoffnung Ziel verheißt.
2.
Die Verführte.
Zurück! zurück! was ſuchſt du hier?
Ein glühend Opfer fiel ich dir;
Und noch, noch lockt dein Flammenblick
Mich in die Sinnenwelt zurück.
3.
Die ewige Jugend.
Was klaget ihr, daß ſchnell verblühet
Des Lebens erſte Frühlingspracht?
Wem tief im Buſen Liebe glühet,
Der trotzt der Zeit und ihrer Macht.
Denn jeden Alters iſt die Liebe,
Und unverſiegbar ihre Kraft.
Wenn ſie in euren Herzen bliebe,
Von Selbſtſucht frei und Leidenſchaft,
So ſchwände eurem Leben nimmer
Der friſchen Jugend Roſenſchimmer.
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