Johannes Angelus Silesius hieß eigentlich Johann Scheffler, und hatte den Namen Angelus, den er als Dichter führte, von einem spanischen Mystiker des sechs¬ zehnten Jahrhunderts, dem Franziskaner Johannes ab Angelis, entlehnt, den Zunamen Silesius aber von seinem Vaterlande. Er war geboren zu Breslau im Jahre 1624. Von seinen Aeltern ist nichts bekannt, nur wenig von seinen Studien. Man berichtet, schon in seiner Jugend habe er einen entschiedenen Hang zu tiefen Geistesforschungen gezeigt, und besonders des teutonischen Philosophen Jakob Böhmens, so wie Va¬ lentin Weigels und Schwenkfelds Schriften fleißig stu¬ dirt. Die Heilkunde war das Fach, dem er auf der Universität sich widmete, und worin er auch die Doc¬ torwürde empfing. Er ging sodann auf Reisen, hielt sich besonders in Holland längere Zeit auf, wo er die Versammlungen der Frommen fleißig besuchte, und wahrscheinlich wurde er hier auch in die Gemeinschaft
Angelus Sileſius.
Johannes Angelus Sileſius hieß eigentlich Johann Scheffler, und hatte den Namen Angelus, den er als Dichter fuͤhrte, von einem ſpaniſchen Myſtiker des ſechs¬ zehnten Jahrhunderts, dem Franziskaner Johannes ab Angelis, entlehnt, den Zunamen Sileſius aber von ſeinem Vaterlande. Er war geboren zu Breslau im Jahre 1624. Von ſeinen Aeltern iſt nichts bekannt, nur wenig von ſeinen Studien. Man berichtet, ſchon in ſeiner Jugend habe er einen entſchiedenen Hang zu tiefen Geiſtesforſchungen gezeigt, und beſonders des teutoniſchen Philoſophen Jakob Boͤhmens, ſo wie Va¬ lentin Weigels und Schwenkfelds Schriften fleißig ſtu¬ dirt. Die Heilkunde war das Fach, dem er auf der Univerſitaͤt ſich widmete, und worin er auch die Doc¬ torwuͤrde empfing. Er ging ſodann auf Reiſen, hielt ſich beſonders in Holland laͤngere Zeit auf, wo er die Verſammlungen der Frommen fleißig beſuchte, und wahrſcheinlich wurde er hier auch in die Gemeinſchaft
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0411"n="[397]"/><divn="2"><head><hirendition="#fr #g">Angelus Sileſius</hi>.<lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">J</hi>ohannes Angelus Sileſius hieß eigentlich Johann<lb/>
Scheffler, und hatte den Namen Angelus, den er als<lb/>
Dichter fuͤhrte, von einem ſpaniſchen Myſtiker des ſechs¬<lb/>
zehnten Jahrhunderts, dem Franziskaner Johannes ab<lb/>
Angelis, entlehnt, den Zunamen Sileſius aber von<lb/>ſeinem Vaterlande. Er war geboren zu Breslau im<lb/>
Jahre <hirendition="#b">1624</hi>. Von ſeinen Aeltern iſt nichts bekannt,<lb/>
nur wenig von ſeinen Studien. Man berichtet, ſchon<lb/>
in ſeiner Jugend habe er einen entſchiedenen Hang zu<lb/>
tiefen Geiſtesforſchungen gezeigt, und beſonders des<lb/>
teutoniſchen Philoſophen Jakob Boͤhmens, ſo wie Va¬<lb/>
lentin Weigels und Schwenkfelds Schriften fleißig ſtu¬<lb/>
dirt. Die Heilkunde war das Fach, dem er auf der<lb/>
Univerſitaͤt ſich widmete, und worin er auch die Doc¬<lb/>
torwuͤrde empfing. Er ging ſodann auf Reiſen, hielt<lb/>ſich beſonders in Holland laͤngere Zeit auf, wo er die<lb/>
Verſammlungen der Frommen fleißig beſuchte, und<lb/>
wahrſcheinlich wurde er hier auch in die Gemeinſchaft<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[397]/0411]
Angelus Sileſius.
Johannes Angelus Sileſius hieß eigentlich Johann
Scheffler, und hatte den Namen Angelus, den er als
Dichter fuͤhrte, von einem ſpaniſchen Myſtiker des ſechs¬
zehnten Jahrhunderts, dem Franziskaner Johannes ab
Angelis, entlehnt, den Zunamen Sileſius aber von
ſeinem Vaterlande. Er war geboren zu Breslau im
Jahre 1624. Von ſeinen Aeltern iſt nichts bekannt,
nur wenig von ſeinen Studien. Man berichtet, ſchon
in ſeiner Jugend habe er einen entſchiedenen Hang zu
tiefen Geiſtesforſchungen gezeigt, und beſonders des
teutoniſchen Philoſophen Jakob Boͤhmens, ſo wie Va¬
lentin Weigels und Schwenkfelds Schriften fleißig ſtu¬
dirt. Die Heilkunde war das Fach, dem er auf der
Univerſitaͤt ſich widmete, und worin er auch die Doc¬
torwuͤrde empfing. Er ging ſodann auf Reiſen, hielt
ſich beſonders in Holland laͤngere Zeit auf, wo er die
Verſammlungen der Frommen fleißig beſuchte, und
wahrſcheinlich wurde er hier auch in die Gemeinſchaft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. [397]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/411>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.