der Eingeweihten förmlich aufgenommen, welche in Amsterdam für die Lehre Jakob Böhmens als Wissende sich zu einer Art Loge vereinigt hatten. Nach seiner Rückkehr in's Vaterland erlangte er bei Kaiser Ferdi¬ nand III. den Titel und bei dem Herzoge von Wür¬ temberg-Oels die Anstellung als Leibarzt. In Oels hielt er gute Freundschaft mit Abraham von Frankenberg, Jakob Böhmens vertrautem Schüler, der auch das Le¬ ben seines Meisters geschrieben hat. Nach Frankenbergs Tod erbte Scheffler von ihm den Besitz wichtiger und seltner Bücher, so wie die handschriftliche Ueberlieferung mancher Geheimnisse, welches alles er aber späterhin dem Feuer übergab, vielleicht um einen möglichen Mi߬ brauch zu verhüten, aber wohl auch weil seine Denkart mit dem Wesen jener Richtung nicht mehr ganz über¬ einstimmte.
Denn bereits im Jahre 1653, also in seinem neun¬ undzwanzigsten Lebensjahre, war in ihm der Entschluß zur That gereift, die protestantische Kirche zu verlassen, und zur katholischen überzutreten, deren Dienst er sich fortan auch ganz widmete. Der bisherige Leibarzt wurde Priester und bischöflicher Rath in Breslau, entsagte jedoch dem letztern Amte bald wieder, und zog sich zu den Kreuzbrüdern mit dem rothen Stern in ein Kloster zurück. Aus dieser Abgeschiedenheit aber suchte er nur um so eifriger für das Gedeihen der katholischen Kirche thätig zu sein. Er schrieb zuerst eine kleine Schrift
der Eingeweihten foͤrmlich aufgenommen, welche in Amſterdam fuͤr die Lehre Jakob Boͤhmens als Wiſſende ſich zu einer Art Loge vereinigt hatten. Nach ſeiner Ruͤckkehr in's Vaterland erlangte er bei Kaiſer Ferdi¬ nand III. den Titel und bei dem Herzoge von Wuͤr¬ temberg-Oels die Anſtellung als Leibarzt. In Oels hielt er gute Freundſchaft mit Abraham von Frankenberg, Jakob Boͤhmens vertrautem Schuͤler, der auch das Le¬ ben ſeines Meiſters geſchrieben hat. Nach Frankenbergs Tod erbte Scheffler von ihm den Beſitz wichtiger und ſeltner Buͤcher, ſo wie die handſchriftliche Ueberlieferung mancher Geheimniſſe, welches alles er aber ſpaͤterhin dem Feuer uͤbergab, vielleicht um einen moͤglichen Mi߬ brauch zu verhuͤten, aber wohl auch weil ſeine Denkart mit dem Weſen jener Richtung nicht mehr ganz uͤber¬ einſtimmte.
Denn bereits im Jahre 1653, alſo in ſeinem neun¬ undzwanzigſten Lebensjahre, war in ihm der Entſchluß zur That gereift, die proteſtantiſche Kirche zu verlaſſen, und zur katholiſchen uͤberzutreten, deren Dienſt er ſich fortan auch ganz widmete. Der bisherige Leibarzt wurde Prieſter und biſchoͤflicher Rath in Breslau, entſagte jedoch dem letztern Amte bald wieder, und zog ſich zu den Kreuzbruͤdern mit dem rothen Stern in ein Kloſter zuruͤck. Aus dieſer Abgeſchiedenheit aber ſuchte er nur um ſo eifriger fuͤr das Gedeihen der katholiſchen Kirche thaͤtig zu ſein. Er ſchrieb zuerſt eine kleine Schrift
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der Eingeweihten foͤrmlich aufgenommen, welche in
Amſterdam fuͤr die Lehre Jakob Boͤhmens als Wiſſende
ſich zu einer Art Loge vereinigt hatten. Nach ſeiner
Ruͤckkehr in's Vaterland erlangte er bei Kaiſer Ferdi¬
nand III. den Titel und bei dem Herzoge von Wuͤr¬
temberg-Oels die Anſtellung als Leibarzt. In Oels
hielt er gute Freundſchaft mit Abraham von Frankenberg,
Jakob Boͤhmens vertrautem Schuͤler, der auch das Le¬
ben ſeines Meiſters geſchrieben hat. Nach Frankenbergs
Tod erbte Scheffler von ihm den Beſitz wichtiger und
ſeltner Buͤcher, ſo wie die handſchriftliche Ueberlieferung
mancher Geheimniſſe, welches alles er aber ſpaͤterhin
dem Feuer uͤbergab, vielleicht um einen moͤglichen Mi߬
brauch zu verhuͤten, aber wohl auch weil ſeine Denkart
mit dem Weſen jener Richtung nicht mehr ganz uͤber¬
einſtimmte.
Denn bereits im Jahre 1653, alſo in ſeinem neun¬
undzwanzigſten Lebensjahre, war in ihm der Entſchluß
zur That gereift, die proteſtantiſche Kirche zu verlaſſen,
und zur katholiſchen uͤberzutreten, deren Dienſt er ſich
fortan auch ganz widmete. Der bisherige Leibarzt wurde
Prieſter und biſchoͤflicher Rath in Breslau, entſagte
jedoch dem letztern Amte bald wieder, und zog ſich zu
den Kreuzbruͤdern mit dem rothen Stern in ein Kloſter
zuruͤck. Aus dieſer Abgeſchiedenheit aber ſuchte er nur
um ſo eifriger fuͤr das Gedeihen der katholiſchen Kirche
thaͤtig zu ſein. Er ſchrieb zuerſt eine kleine Schrift
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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