buhlerschaft nicht mehr zu fürchten ist, bequemen sie sich zu einiger Anerkennung, zu der auch schon die öffent¬ liche Meinung sie zwingt, denn es verlautet von vielen Seiten allzu herbe, daß Neid und Ohnmacht ihr ab¬ sprechendes Urtheil einflößen. Die Anerkennung Schillers steigt darauf mit jedem Jahr, je nachdem die neue Schule seiner mehr und mehr bedarf, um ihn Goethe'n entgegenzusetzen, mit dem sie unzufrieden ist, den sie auch gern wieder herabbringen und einschränken möchte, gegen den sie allerlei Winkelzüge versucht, den aber geradezu anzugreifen sie weder den Muth noch die Fähigkeit hat! Man sehe nur die Vorlesungen nach, in denen bald Wilhelm Schlegel, bald Friedrich ihre frühern Lobsprüche für Goethe bedingen, mit Tadel verknüpfen, oder mittelbar zurücknehmen! Die Ursache hiervon ist kein Geheimniß. Goethe hat die Vergötte¬ rung hingenommen, ohne dafür zu danken; er hat die Talente der Schlegel gelten lassen, er hat ihre besseren Bestrebungen unterstützt, aber die Lobsprüche, die ihm gegeben wurden, durch ähnliche zu erwiedern ließ er sich nicht bewegen; ja er scheint früh erkannt zu haben, daß die beiden Brüder weit mehr sich selber meinten, als ihn, daß sie den Raum zu gewinnen dachten, den sie um Goethe herum säubern wollten, und es war gar nicht ihre Rechnung, daß er sie nicht hereinrief, und als seines Gleichen aufnehmen wollte. Goethe hat nie seine Lober angereizt, nie sie zur Fortsetzung auf¬
buhlerſchaft nicht mehr zu fuͤrchten iſt, bequemen ſie ſich zu einiger Anerkennung, zu der auch ſchon die oͤffent¬ liche Meinung ſie zwingt, denn es verlautet von vielen Seiten allzu herbe, daß Neid und Ohnmacht ihr ab¬ ſprechendes Urtheil einfloͤßen. Die Anerkennung Schillers ſteigt darauf mit jedem Jahr, je nachdem die neue Schule ſeiner mehr und mehr bedarf, um ihn Goethe’n entgegenzuſetzen, mit dem ſie unzufrieden iſt, den ſie auch gern wieder herabbringen und einſchraͤnken moͤchte, gegen den ſie allerlei Winkelzuͤge verſucht, den aber geradezu anzugreifen ſie weder den Muth noch die Faͤhigkeit hat! Man ſehe nur die Vorleſungen nach, in denen bald Wilhelm Schlegel, bald Friedrich ihre fruͤhern Lobſpruͤche fuͤr Goethe bedingen, mit Tadel verknuͤpfen, oder mittelbar zuruͤcknehmen! Die Urſache hiervon iſt kein Geheimniß. Goethe hat die Vergoͤtte¬ rung hingenommen, ohne dafuͤr zu danken; er hat die Talente der Schlegel gelten laſſen, er hat ihre beſſeren Beſtrebungen unterſtuͤtzt, aber die Lobſpruͤche, die ihm gegeben wurden, durch aͤhnliche zu erwiedern ließ er ſich nicht bewegen; ja er ſcheint fruͤh erkannt zu haben, daß die beiden Bruͤder weit mehr ſich ſelber meinten, als ihn, daß ſie den Raum zu gewinnen dachten, den ſie um Goethe herum ſaͤubern wollten, und es war gar nicht ihre Rechnung, daß er ſie nicht hereinrief, und als ſeines Gleichen aufnehmen wollte. Goethe hat nie ſeine Lober angereizt, nie ſie zur Fortſetzung auf¬
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buhlerſchaft nicht mehr zu fuͤrchten iſt, bequemen ſie
ſich zu einiger Anerkennung, zu der auch ſchon die oͤffent¬
liche Meinung ſie zwingt, denn es verlautet von vielen
Seiten allzu herbe, daß Neid und Ohnmacht ihr ab¬
ſprechendes Urtheil einfloͤßen. Die Anerkennung Schillers
ſteigt darauf mit jedem Jahr, je nachdem die neue
Schule ſeiner mehr und mehr bedarf, um ihn Goethe’n
entgegenzuſetzen, mit dem ſie unzufrieden iſt, den ſie
auch gern wieder herabbringen und einſchraͤnken moͤchte,
gegen den ſie allerlei Winkelzuͤge verſucht, den aber
geradezu anzugreifen ſie weder den Muth noch die
Faͤhigkeit hat! Man ſehe nur die Vorleſungen nach,
in denen bald Wilhelm Schlegel, bald Friedrich ihre
fruͤhern Lobſpruͤche fuͤr Goethe bedingen, mit Tadel
verknuͤpfen, oder mittelbar zuruͤcknehmen! Die Urſache
hiervon iſt kein Geheimniß. Goethe hat die Vergoͤtte¬
rung hingenommen, ohne dafuͤr zu danken; er hat die
Talente der Schlegel gelten laſſen, er hat ihre beſſeren
Beſtrebungen unterſtuͤtzt, aber die Lobſpruͤche, die ihm
gegeben wurden, durch aͤhnliche zu erwiedern ließ er ſich
nicht bewegen; ja er ſcheint fruͤh erkannt zu haben,
daß die beiden Bruͤder weit mehr ſich ſelber meinten,
als ihn, daß ſie den Raum zu gewinnen dachten, den
ſie um Goethe herum ſaͤubern wollten, und es war
gar nicht ihre Rechnung, daß er ſie nicht hereinrief,
und als ſeines Gleichen aufnehmen wollte. Goethe hat
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/488>, abgerufen am 24.11.2024.
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