Wir können gar nicht zweifeln, daß in dieser Stelle "* * * hätte bei seinem großen Talent, bei seiner weltumfassenden Gelehrsamkeit der Nation viel sein können. Aber so hat seine Karakterlosigkeit die Nation um außerordentliche Wirkungen und ihn selbst um die Achtung der Nation gebracht," wir können gar nicht zweifeln, wer durch diese Stelle bezeichnet ist, wollen aber diesmal nicht indiskreter sein, als der weimarische Herausgeber.
Uns aber fällt dabei eine Antwort ein, worin Goethe einen andern Mann, dessen Karakter ebenfalls in Mißverhältniß mit seinem Talent und Wissen stand, einen unlängst verstorbenen Gelehrten, der auch wohl als Freund Ubique wegen seiner Polypragmosyne be¬ zeichnet worden ist, mit guter Laune zwischen Anklage und Entschuldigung klemmt. Eine Freundin Goethe's Frau von Grotthuß, stellte ihm einmal sehr beweglich vor, daß man dem armen Manne doch eigentlich Un¬ recht thue, wie er doch außerordentliche Kenntnisse aller Art besitze, und alles so leicht und nutzbar zu behan¬ deln wisse. Lange ließ Goethe auf sich einreden, und hörte die zum Theil triftigen Gründe ruhig an; endlich aber brach er ungeduldig aus: "Sie haben gar nicht Unrecht, liebes Kind, es ist ganz wahr, er brauchte auch gar kein Lump zu sein, wenn er nicht durchaus wollte!"
5.
Wir koͤnnen gar nicht zweifeln, daß in dieſer Stelle „* * * haͤtte bei ſeinem großen Talent, bei ſeiner weltumfaſſenden Gelehrſamkeit der Nation viel ſein koͤnnen. Aber ſo hat ſeine Karakterloſigkeit die Nation um außerordentliche Wirkungen und ihn ſelbſt um die Achtung der Nation gebracht,“ wir koͤnnen gar nicht zweifeln, wer durch dieſe Stelle bezeichnet iſt, wollen aber diesmal nicht indiskreter ſein, als der weimariſche Herausgeber.
Uns aber faͤllt dabei eine Antwort ein, worin Goethe einen andern Mann, deſſen Karakter ebenfalls in Mißverhaͤltniß mit ſeinem Talent und Wiſſen ſtand, einen unlaͤngſt verſtorbenen Gelehrten, der auch wohl als Freund Ubique wegen ſeiner Polypragmoſyne be¬ zeichnet worden iſt, mit guter Laune zwiſchen Anklage und Entſchuldigung klemmt. Eine Freundin Goethe's Frau von Grotthuß, ſtellte ihm einmal ſehr beweglich vor, daß man dem armen Manne doch eigentlich Un¬ recht thue, wie er doch außerordentliche Kenntniſſe aller Art beſitze, und alles ſo leicht und nutzbar zu behan¬ deln wiſſe. Lange ließ Goethe auf ſich einreden, und hoͤrte die zum Theil triftigen Gruͤnde ruhig an; endlich aber brach er ungeduldig aus: „Sie haben gar nicht Unrecht, liebes Kind, es iſt ganz wahr, er brauchte auch gar kein Lump zu ſein, wenn er nicht durchaus wollte!“
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5.
Wir koͤnnen gar nicht zweifeln, daß in dieſer Stelle
„* * * haͤtte bei ſeinem großen Talent, bei ſeiner
weltumfaſſenden Gelehrſamkeit der Nation viel ſein
koͤnnen. Aber ſo hat ſeine Karakterloſigkeit die Nation
um außerordentliche Wirkungen und ihn ſelbſt um die
Achtung der Nation gebracht,“ wir koͤnnen gar nicht
zweifeln, wer durch dieſe Stelle bezeichnet iſt, wollen
aber diesmal nicht indiskreter ſein, als der weimariſche
Herausgeber.
Uns aber faͤllt dabei eine Antwort ein, worin
Goethe einen andern Mann, deſſen Karakter ebenfalls
in Mißverhaͤltniß mit ſeinem Talent und Wiſſen ſtand,
einen unlaͤngſt verſtorbenen Gelehrten, der auch wohl
als Freund Ubique wegen ſeiner Polypragmoſyne be¬
zeichnet worden iſt, mit guter Laune zwiſchen Anklage
und Entſchuldigung klemmt. Eine Freundin Goethe's
Frau von Grotthuß, ſtellte ihm einmal ſehr beweglich
vor, daß man dem armen Manne doch eigentlich Un¬
recht thue, wie er doch außerordentliche Kenntniſſe aller
Art beſitze, und alles ſo leicht und nutzbar zu behan¬
deln wiſſe. Lange ließ Goethe auf ſich einreden, und
hoͤrte die zum Theil triftigen Gruͤnde ruhig an; endlich
aber brach er ungeduldig aus: „Sie haben gar nicht
Unrecht, liebes Kind, es iſt ganz wahr, er brauchte
auch gar kein Lump zu ſein, wenn er nicht durchaus
wollte!“
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/496>, abgerufen am 23.11.2024.
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