hinzuzufügen, hatten sie das eine derselben abgerichtet, zwei Reiter zu tragen. So vermieden sie möglichst jeden Verdacht; sie galten für naturforschende Engländer, und durchstreiften einen großen Theil von Mähren, indem sie allmälig Olmütz näher kamen, wo sie am 7. November eintrafen. Ein verabredetes Zeichen benachrichtigte den Gefangenen von ihrer Ankunft, der nächste Tag war einer der zu den Spazierfahrten festgesetzten, und wurde daher sogleich als gute Gelegenheit gewählt.
Am 8. November sandten die beiden Freunde Mor¬ gens um 11 Uhr ihren Wagen mit dem Reitknecht fünf Meilen weit nach Hoff, auf der Straße nach Schlesien, und ließen dort Postpferde um 5 Uhr bereit halten. Nachmittags gegen 2 Uhr setzten sich Bollmann und Huger zu Pferde, um Lafayette aufzusuchen, der gleichfalls auf jener Straße und wohl eine Stunde weit zu fahren pflegte. Sie trafen ihn ziemlich fern von der Stadt, er saß in einem bedeckten Wagen, ihm zur Seite ein Stabsprofoß, ein Soldat als Kutscher auf dem Bock, ein andrer stand hinten auf. Augen¬ blicklich sprengten die beiden Freunde heran, geboten dem Kutscher Halt, und während Huger absaß, um die Pferde bereit zu halten, that Bollmann desgleichen, um Lafayette aufzunehmen. Dieser hatte auf den An¬ ruf seiner Befreier schon den Kutschenschlag aufgestoßen, und warf sich mit seinem Begleiter, der, entschlossen genug, sich an ihn hing, gewaltsam hinaus auf den
hinzuzufuͤgen, hatten ſie das eine derſelben abgerichtet, zwei Reiter zu tragen. So vermieden ſie moͤglichſt jeden Verdacht; ſie galten fuͤr naturforſchende Englaͤnder, und durchſtreiften einen großen Theil von Maͤhren, indem ſie allmaͤlig Olmuͤtz naͤher kamen, wo ſie am 7. November eintrafen. Ein verabredetes Zeichen benachrichtigte den Gefangenen von ihrer Ankunft, der naͤchſte Tag war einer der zu den Spazierfahrten feſtgeſetzten, und wurde daher ſogleich als gute Gelegenheit gewaͤhlt.
Am 8. November ſandten die beiden Freunde Mor¬ gens um 11 Uhr ihren Wagen mit dem Reitknecht fuͤnf Meilen weit nach Hoff, auf der Straße nach Schleſien, und ließen dort Poſtpferde um 5 Uhr bereit halten. Nachmittags gegen 2 Uhr ſetzten ſich Bollmann und Huger zu Pferde, um Lafayette aufzuſuchen, der gleichfalls auf jener Straße und wohl eine Stunde weit zu fahren pflegte. Sie trafen ihn ziemlich fern von der Stadt, er ſaß in einem bedeckten Wagen, ihm zur Seite ein Stabsprofoß, ein Soldat als Kutſcher auf dem Bock, ein andrer ſtand hinten auf. Augen¬ blicklich ſprengten die beiden Freunde heran, geboten dem Kutſcher Halt, und waͤhrend Huger abſaß, um die Pferde bereit zu halten, that Bollmann desgleichen, um Lafayette aufzunehmen. Dieſer hatte auf den An¬ ruf ſeiner Befreier ſchon den Kutſchenſchlag aufgeſtoßen, und warf ſich mit ſeinem Begleiter, der, entſchloſſen genug, ſich an ihn hing, gewaltſam hinaus auf den
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hinzuzufuͤgen, hatten ſie das eine derſelben abgerichtet,
zwei Reiter zu tragen. So vermieden ſie moͤglichſt
jeden Verdacht; ſie galten fuͤr naturforſchende Englaͤnder,
und durchſtreiften einen großen Theil von Maͤhren, indem
ſie allmaͤlig Olmuͤtz naͤher kamen, wo ſie am 7. November
eintrafen. Ein verabredetes Zeichen benachrichtigte den
Gefangenen von ihrer Ankunft, der naͤchſte Tag war einer
der zu den Spazierfahrten feſtgeſetzten, und wurde daher
ſogleich als gute Gelegenheit gewaͤhlt.
Am 8. November ſandten die beiden Freunde Mor¬
gens um 11 Uhr ihren Wagen mit dem Reitknecht
fuͤnf Meilen weit nach Hoff, auf der Straße nach
Schleſien, und ließen dort Poſtpferde um 5 Uhr bereit
halten. Nachmittags gegen 2 Uhr ſetzten ſich Bollmann
und Huger zu Pferde, um Lafayette aufzuſuchen, der
gleichfalls auf jener Straße und wohl eine Stunde
weit zu fahren pflegte. Sie trafen ihn ziemlich fern
von der Stadt, er ſaß in einem bedeckten Wagen, ihm
zur Seite ein Stabsprofoß, ein Soldat als Kutſcher
auf dem Bock, ein andrer ſtand hinten auf. Augen¬
blicklich ſprengten die beiden Freunde heran, geboten
dem Kutſcher Halt, und waͤhrend Huger abſaß, um
die Pferde bereit zu halten, that Bollmann desgleichen,
um Lafayette aufzunehmen. Dieſer hatte auf den An¬
ruf ſeiner Befreier ſchon den Kutſchenſchlag aufgeſtoßen,
und warf ſich mit ſeinem Begleiter, der, entſchloſſen
genug, ſich an ihn hing, gewaltſam hinaus auf den
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/99>, abgerufen am 21.11.2024.
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