suchen, im Uebrigen aber nach Kräften einander entge¬ genzuarbeiten. Ich schrieb flugs das erste Kapitel, Neu¬ mann eben so rasch das zweite, so ging es mit dem dritten und den folgenden weiter, und wir hielten uns mit widerstreitenden Richtungen, mit störenden Wen¬ dungen und absichtlich bereiteten Schwierigkeiten so treu¬ lich Wort, daß eine Reihe von mehr als zehn Kapiteln sich in größter Spannung und ganz besonderem, dieser Entstehungsart zu verdankendem Reize darstellte, wir uns aber auch so verfahren hatten, daß wir kaum noch hofften, ohne Gefährde des auch äußerlichen Zusammen¬ hangs weiterzukommen. Nun griff von Nennhausen her noch Fouque, dem ich davon geschrieben hatte, als dritter Theilnehmer bereitwillig ein, und löste durch ein hübsches Kapitel den Knoten, den er sofort aber wie¬ der schürzte. Das auf diese Weise vermehrte Manu¬ skript gab auch uns neuen Sporn, und so rückte der Roman, bei nicht grade regelmäßigem Wechsel der Aus¬ arbeitung, endlich bis zu einem vollständigen ersten Bande vor, unter tausend geselligen Erheiterungen, die durch wiederholtes Vorlesen und Besprechen des Ferti¬ gen, durch eifriges Ersinnen des Künftigen, durch zahl¬ lose Anspielungen, Ironien, kleine Ränke und Frevel der Abfassung, so wie durch hunderterlei Beziehungen des Tages, die sich an solche Thätigkeit anknüpften, für uns und unsern engern Kreis eine unerschöpfliche Quelle des Vergnügens wurden. Außerdem, daß wir uns
ſuchen, im Uebrigen aber nach Kraͤften einander entge¬ genzuarbeiten. Ich ſchrieb flugs das erſte Kapitel, Neu¬ mann eben ſo raſch das zweite, ſo ging es mit dem dritten und den folgenden weiter, und wir hielten uns mit widerſtreitenden Richtungen, mit ſtoͤrenden Wen¬ dungen und abſichtlich bereiteten Schwierigkeiten ſo treu¬ lich Wort, daß eine Reihe von mehr als zehn Kapiteln ſich in groͤßter Spannung und ganz beſonderem, dieſer Entſtehungsart zu verdankendem Reize darſtellte, wir uns aber auch ſo verfahren hatten, daß wir kaum noch hofften, ohne Gefaͤhrde des auch aͤußerlichen Zuſammen¬ hangs weiterzukommen. Nun griff von Nennhauſen her noch Fouqué, dem ich davon geſchrieben hatte, als dritter Theilnehmer bereitwillig ein, und loͤſte durch ein huͤbſches Kapitel den Knoten, den er ſofort aber wie¬ der ſchuͤrzte. Das auf dieſe Weiſe vermehrte Manu¬ ſkript gab auch uns neuen Sporn, und ſo ruͤckte der Roman, bei nicht grade regelmaͤßigem Wechſel der Aus¬ arbeitung, endlich bis zu einem vollſtaͤndigen erſten Bande vor, unter tauſend geſelligen Erheiterungen, die durch wiederholtes Vorleſen und Beſprechen des Ferti¬ gen, durch eifriges Erſinnen des Kuͤnftigen, durch zahl¬ loſe Anſpielungen, Ironien, kleine Raͤnke und Frevel der Abfaſſung, ſo wie durch hunderterlei Beziehungen des Tages, die ſich an ſolche Thaͤtigkeit anknuͤpften, fuͤr uns und unſern engern Kreis eine unerſchoͤpfliche Quelle des Vergnuͤgens wurden. Außerdem, daß wir uns
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ſuchen, im Uebrigen aber nach Kraͤften einander entge¬
genzuarbeiten. Ich ſchrieb flugs das erſte Kapitel, Neu¬
mann eben ſo raſch das zweite, ſo ging es mit dem
dritten und den folgenden weiter, und wir hielten uns
mit widerſtreitenden Richtungen, mit ſtoͤrenden Wen¬
dungen und abſichtlich bereiteten Schwierigkeiten ſo treu¬
lich Wort, daß eine Reihe von mehr als zehn Kapiteln
ſich in groͤßter Spannung und ganz beſonderem, dieſer
Entſtehungsart zu verdankendem Reize darſtellte, wir
uns aber auch ſo verfahren hatten, daß wir kaum noch
hofften, ohne Gefaͤhrde des auch aͤußerlichen Zuſammen¬
hangs weiterzukommen. Nun griff von Nennhauſen her
noch Fouqué, dem ich davon geſchrieben hatte, als
dritter Theilnehmer bereitwillig ein, und loͤſte durch ein
huͤbſches Kapitel den Knoten, den er ſofort aber wie¬
der ſchuͤrzte. Das auf dieſe Weiſe vermehrte Manu¬
ſkript gab auch uns neuen Sporn, und ſo ruͤckte der
Roman, bei nicht grade regelmaͤßigem Wechſel der Aus¬
arbeitung, endlich bis zu einem vollſtaͤndigen erſten
Bande vor, unter tauſend geſelligen Erheiterungen, die
durch wiederholtes Vorleſen und Beſprechen des Ferti¬
gen, durch eifriges Erſinnen des Kuͤnftigen, durch zahl¬
loſe Anſpielungen, Ironien, kleine Raͤnke und Frevel
der Abfaſſung, ſo wie durch hunderterlei Beziehungen
des Tages, die ſich an ſolche Thaͤtigkeit anknuͤpften, fuͤr
uns und unſern engern Kreis eine unerſchoͤpfliche Quelle
des Vergnuͤgens wurden. Außerdem, daß wir uns
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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