schiedenheit der Zeugstücke, die hier, und zum Theil doch mit ziemlich großen Näthen, zusammen gefügt waren!
Zwölf Jahre später, als mit den ächten Wander¬ jahren Wilhelm Meisters zugleich die falschen erschienen waren, kam auch unser Doppelroman wieder zur Sprache. Unser Einfall, Wilhelm Meistern persönlich und gegen Goethe tadelnd auftreten zu lassen, war offenbar die Wurzel jenes berüchtigten Buches, und ich erlebte für meinen Antheil an der Ungebühr die gerechte Strafe, an vielen Orten, und auch in Weimar selbst, eine Zeit lang für den Verfasser der falschen Wanderjahre gehalten zu werden. Er hat nur seinen frühern Einfall weiter ausgeführt, dachte man, und ließ meine sonstige Denk¬ art, Richtung und ich darf sagen, Fähigkeit, die alle dem schlechten, heuchlerisch-albernen Buche widerstritten, ganz außer Rechnung. In Hamburg war das Gerücht so allgemein verbreitet und so bestimmt geglaubt, daß ich mich zu einer öffentlichen Berichtigung gedrun¬ gen sah.
An einen zweiten Theil des Doppelromans war wohl gedacht worden; einiges lag sogar angefangen und mehreres war vorbereitet; allein Reisen und andrer Wechsel des Lebens hielten uns zuerst viele Jahre ge¬ trennt, und als Neumann und ich uns vom Jahre 1819 an wieder auf längere Zeit in Berlin vereint sahen, und es uns artig dünkte, diese Jugendlustbarkeit wieder
ſchiedenheit der Zeugſtuͤcke, die hier, und zum Theil doch mit ziemlich großen Naͤthen, zuſammen gefuͤgt waren!
Zwoͤlf Jahre ſpaͤter, als mit den aͤchten Wander¬ jahren Wilhelm Meiſters zugleich die falſchen erſchienen waren, kam auch unſer Doppelroman wieder zur Sprache. Unſer Einfall, Wilhelm Meiſtern perſoͤnlich und gegen Goethe tadelnd auftreten zu laſſen, war offenbar die Wurzel jenes beruͤchtigten Buches, und ich erlebte fuͤr meinen Antheil an der Ungebuͤhr die gerechte Strafe, an vielen Orten, und auch in Weimar ſelbſt, eine Zeit lang fuͤr den Verfaſſer der falſchen Wanderjahre gehalten zu werden. Er hat nur ſeinen fruͤhern Einfall weiter ausgefuͤhrt, dachte man, und ließ meine ſonſtige Denk¬ art, Richtung und ich darf ſagen, Faͤhigkeit, die alle dem ſchlechten, heuchleriſch-albernen Buche widerſtritten, ganz außer Rechnung. In Hamburg war das Geruͤcht ſo allgemein verbreitet und ſo beſtimmt geglaubt, daß ich mich zu einer oͤffentlichen Berichtigung gedrun¬ gen ſah.
An einen zweiten Theil des Doppelromans war wohl gedacht worden; einiges lag ſogar angefangen und mehreres war vorbereitet; allein Reiſen und andrer Wechſel des Lebens hielten uns zuerſt viele Jahre ge¬ trennt, und als Neumann und ich uns vom Jahre 1819 an wieder auf laͤngere Zeit in Berlin vereint ſahen, und es uns artig duͤnkte, dieſe Jugendluſtbarkeit wieder
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ſchiedenheit der Zeugſtuͤcke, die hier, und zum Theil
doch mit ziemlich großen Naͤthen, zuſammen gefuͤgt
waren!
Zwoͤlf Jahre ſpaͤter, als mit den aͤchten Wander¬
jahren Wilhelm Meiſters zugleich die falſchen erſchienen
waren, kam auch unſer Doppelroman wieder zur Sprache.
Unſer Einfall, Wilhelm Meiſtern perſoͤnlich und gegen
Goethe tadelnd auftreten zu laſſen, war offenbar die
Wurzel jenes beruͤchtigten Buches, und ich erlebte fuͤr
meinen Antheil an der Ungebuͤhr die gerechte Strafe,
an vielen Orten, und auch in Weimar ſelbſt, eine Zeit
lang fuͤr den Verfaſſer der falſchen Wanderjahre gehalten
zu werden. Er hat nur ſeinen fruͤhern Einfall weiter
ausgefuͤhrt, dachte man, und ließ meine ſonſtige Denk¬
art, Richtung und ich darf ſagen, Faͤhigkeit, die alle
dem ſchlechten, heuchleriſch-albernen Buche widerſtritten,
ganz außer Rechnung. In Hamburg war das Geruͤcht
ſo allgemein verbreitet und ſo beſtimmt geglaubt, daß
ich mich zu einer oͤffentlichen Berichtigung gedrun¬
gen ſah.
An einen zweiten Theil des Doppelromans war
wohl gedacht worden; einiges lag ſogar angefangen und
mehreres war vorbereitet; allein Reiſen und andrer
Wechſel des Lebens hielten uns zuerſt viele Jahre ge¬
trennt, und als Neumann und ich uns vom Jahre 1819
an wieder auf laͤngere Zeit in Berlin vereint ſahen,
und es uns artig duͤnkte, dieſe Jugendluſtbarkeit wieder
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/163>, abgerufen am 21.11.2024.
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