und den Namen Schnidewindt annahm. Schon vom dreizehnten Jahrhundert an kommen die von Ense, als Ritter, Burgherren, Drosten, fürstliche Räthe, Dom¬ herren und Freistuhlherren, im Kreise der westphälischen Heimath zahlreich vor, bald kriegerisch bewegt, bald friedlich seßhaft. Gleich darauf erschienen auch die bei¬ den Linien, von welchen die Varnhagen'sche sich als die hervorragende zu erkennen giebt. Im fernern Ver¬ laufe der Zeit finden wir dies Geschlecht von den Waffen und Fehden des Ritterlebens mehr und mehr ablassend, hingegen desto stärker dem geistlichen und gelehrten Stande nachgehend, wo mit nicht geringern Ehrenvor¬ zügen sich Wohlfahrt und Bildung vereinigten. Diese Richtung gewann entschiednere Stätigkeit durch Konrad von Ense genannt Varnhagen, kölnischen Kanonikus, der als Pastor zu Iserlon daselbst im Jahre 1520, mit Vollmacht des Kurfürsten-Erzbischofs von Köln, eine Blut- und Erbvikarie zu St. Martin stiftete, und mit Grundbesitz und für die damalige Zeit beträchtlichem Einkommen ausstattete. Diese Predigeranstellung besteht noch heutiges Tages mit mannigfachen Vortheilen, als ausschließlicher Besitz der Familie Varnhagen. Gleich der erste Inhaber jedoch, Johann von Ense genannt Varnhagen, nahm eifrigen Antheil an der durch Luther bewirkten Glaubens- und Kirchenreformation, führte sie, nach manchem Widerstreit, in Iserlon siegreich ein, und mit ihm wurde, unter Zustimmung des Stifters,
und den Namen Schnidewindt annahm. Schon vom dreizehnten Jahrhundert an kommen die von Enſe, als Ritter, Burgherren, Droſten, fuͤrſtliche Raͤthe, Dom¬ herren und Freiſtuhlherren, im Kreiſe der weſtphaͤliſchen Heimath zahlreich vor, bald kriegeriſch bewegt, bald friedlich ſeßhaft. Gleich darauf erſchienen auch die bei¬ den Linien, von welchen die Varnhagen’ſche ſich als die hervorragende zu erkennen giebt. Im fernern Ver¬ laufe der Zeit finden wir dies Geſchlecht von den Waffen und Fehden des Ritterlebens mehr und mehr ablaſſend, hingegen deſto ſtaͤrker dem geiſtlichen und gelehrten Stande nachgehend, wo mit nicht geringern Ehrenvor¬ zuͤgen ſich Wohlfahrt und Bildung vereinigten. Dieſe Richtung gewann entſchiednere Staͤtigkeit durch Konrad von Enſe genannt Varnhagen, koͤlniſchen Kanonikus, der als Paſtor zu Iſerlon daſelbſt im Jahre 1520, mit Vollmacht des Kurfuͤrſten-Erzbiſchofs von Koͤln, eine Blut- und Erbvikarie zu St. Martin ſtiftete, und mit Grundbeſitz und fuͤr die damalige Zeit betraͤchtlichem Einkommen ausſtattete. Dieſe Predigeranſtellung beſteht noch heutiges Tages mit mannigfachen Vortheilen, als ausſchließlicher Beſitz der Familie Varnhagen. Gleich der erſte Inhaber jedoch, Johann von Enſe genannt Varnhagen, nahm eifrigen Antheil an der durch Luther bewirkten Glaubens- und Kirchenreformation, fuͤhrte ſie, nach manchem Widerſtreit, in Iſerlon ſiegreich ein, und mit ihm wurde, unter Zuſtimmung des Stifters,
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und den Namen Schnidewindt annahm. Schon vom
dreizehnten Jahrhundert an kommen die von Enſe, als
Ritter, Burgherren, Droſten, fuͤrſtliche Raͤthe, Dom¬
herren und Freiſtuhlherren, im Kreiſe der weſtphaͤliſchen
Heimath zahlreich vor, bald kriegeriſch bewegt, bald
friedlich ſeßhaft. Gleich darauf erſchienen auch die bei¬
den Linien, von welchen die Varnhagen’ſche ſich als
die hervorragende zu erkennen giebt. Im fernern Ver¬
laufe der Zeit finden wir dies Geſchlecht von den Waffen
und Fehden des Ritterlebens mehr und mehr ablaſſend,
hingegen deſto ſtaͤrker dem geiſtlichen und gelehrten
Stande nachgehend, wo mit nicht geringern Ehrenvor¬
zuͤgen ſich Wohlfahrt und Bildung vereinigten. Dieſe
Richtung gewann entſchiednere Staͤtigkeit durch Konrad
von Enſe genannt Varnhagen, koͤlniſchen Kanonikus,
der als Paſtor zu Iſerlon daſelbſt im Jahre 1520, mit
Vollmacht des Kurfuͤrſten-Erzbiſchofs von Koͤln, eine
Blut- und Erbvikarie zu St. Martin ſtiftete, und mit
Grundbeſitz und fuͤr die damalige Zeit betraͤchtlichem
Einkommen ausſtattete. Dieſe Predigeranſtellung beſteht
noch heutiges Tages mit mannigfachen Vortheilen, als
ausſchließlicher Beſitz der Familie Varnhagen. Gleich
der erſte Inhaber jedoch, Johann von Enſe genannt
Varnhagen, nahm eifrigen Antheil an der durch Luther
bewirkten Glaubens- und Kirchenreformation, fuͤhrte
ſie, nach manchem Widerſtreit, in Iſerlon ſiegreich ein,
und mit ihm wurde, unter Zuſtimmung des Stifters,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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