obere Donau bei Krems und Linz entsendeten Truppen waren zu fern, und in jenen Gegenden, besonders wenn der Feind eine Niederlage erlitt, zu wichtig, um auch sie herbeizurufen; dagegen wurde dem Erzherzog Johann am 5. Juli früh Morgens nach Preßburg ein neuer Befehl gesandt, mit allen dortigen Truppen unge¬ säumt aufzubrechen, über Marcheck heran zu marschiren, und in Gemeinschaft mit dem linken Flügel des Heeres an der Schlacht Theil zu nehmen. Derselbe Befehl wurde gleich darauf nochmals wiederholt, weil die Be¬ sorgniß, daß der linke Flügel des Heeres, der keinen rechten Stützpunkt hatte und seitwärts blosgegeben war, bis zur entscheidenden Stunde einen schweren Stand haben könnte, das Herbeikommen frischer Truppen auf dieser Seite noch besonders zu beschleunigen fand. Der am 4. Juli Abends nach Preßburg abgesandte Kourier war am 5. früh dort eingetroffen, die folgenden kamen ebenfalls ungehindert an; aus den zurückkehrenden Nach¬ richten ergab sich, daß zwar am selbigen Tage jene Truppen nicht mehr zu erwarten seien, daß aber ihrer Ankunft früh am 6. auf dem Schlachtfelde kein Hin¬ derniß entgegenstehe. Bis dahin jedoch schien der Kampf sich leicht und gewiß ausdehnen und schwebend erhalten zu müssen, da so große Kräfte in so weiten Räumen sich auszutoben hatten.
Zur näheren Beobachtung des Feindes war ein Theil der Reiterei des Fürsten von Liechtenstein von Breitenlee
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obere Donau bei Krems und Linz entſendeten Truppen waren zu fern, und in jenen Gegenden, beſonders wenn der Feind eine Niederlage erlitt, zu wichtig, um auch ſie herbeizurufen; dagegen wurde dem Erzherzog Johann am 5. Juli fruͤh Morgens nach Preßburg ein neuer Befehl geſandt, mit allen dortigen Truppen unge¬ ſaͤumt aufzubrechen, uͤber Marcheck heran zu marſchiren, und in Gemeinſchaft mit dem linken Fluͤgel des Heeres an der Schlacht Theil zu nehmen. Derſelbe Befehl wurde gleich darauf nochmals wiederholt, weil die Be¬ ſorgniß, daß der linke Fluͤgel des Heeres, der keinen rechten Stuͤtzpunkt hatte und ſeitwaͤrts blosgegeben war, bis zur entſcheidenden Stunde einen ſchweren Stand haben koͤnnte, das Herbeikommen friſcher Truppen auf dieſer Seite noch beſonders zu beſchleunigen fand. Der am 4. Juli Abends nach Preßburg abgeſandte Kourier war am 5. fruͤh dort eingetroffen, die folgenden kamen ebenfalls ungehindert an; aus den zuruͤckkehrenden Nach¬ richten ergab ſich, daß zwar am ſelbigen Tage jene Truppen nicht mehr zu erwarten ſeien, daß aber ihrer Ankunft fruͤh am 6. auf dem Schlachtfelde kein Hin¬ derniß entgegenſtehe. Bis dahin jedoch ſchien der Kampf ſich leicht und gewiß ausdehnen und ſchwebend erhalten zu muͤſſen, da ſo große Kraͤfte in ſo weiten Raͤumen ſich auszutoben hatten.
Zur naͤheren Beobachtung des Feindes war ein Theil der Reiterei des Fuͤrſten von Liechtenſtein von Breitenlee
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[211/0225]
obere Donau bei Krems und Linz entſendeten Truppen
waren zu fern, und in jenen Gegenden, beſonders
wenn der Feind eine Niederlage erlitt, zu wichtig, um
auch ſie herbeizurufen; dagegen wurde dem Erzherzog
Johann am 5. Juli fruͤh Morgens nach Preßburg ein
neuer Befehl geſandt, mit allen dortigen Truppen unge¬
ſaͤumt aufzubrechen, uͤber Marcheck heran zu marſchiren,
und in Gemeinſchaft mit dem linken Fluͤgel des Heeres
an der Schlacht Theil zu nehmen. Derſelbe Befehl
wurde gleich darauf nochmals wiederholt, weil die Be¬
ſorgniß, daß der linke Fluͤgel des Heeres, der keinen
rechten Stuͤtzpunkt hatte und ſeitwaͤrts blosgegeben war,
bis zur entſcheidenden Stunde einen ſchweren Stand
haben koͤnnte, das Herbeikommen friſcher Truppen auf
dieſer Seite noch beſonders zu beſchleunigen fand. Der
am 4. Juli Abends nach Preßburg abgeſandte Kourier
war am 5. fruͤh dort eingetroffen, die folgenden kamen
ebenfalls ungehindert an; aus den zuruͤckkehrenden Nach¬
richten ergab ſich, daß zwar am ſelbigen Tage jene
Truppen nicht mehr zu erwarten ſeien, daß aber ihrer
Ankunft fruͤh am 6. auf dem Schlachtfelde kein Hin¬
derniß entgegenſtehe. Bis dahin jedoch ſchien der Kampf
ſich leicht und gewiß ausdehnen und ſchwebend erhalten
zu muͤſſen, da ſo große Kraͤfte in ſo weiten Raͤumen
ſich auszutoben hatten.
Zur naͤheren Beobachtung des Feindes war ein Theil
der Reiterei des Fuͤrſten von Liechtenſtein von Breitenlee
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/225>, abgerufen am 25.11.2024.
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