Neusiedel unter dem Feldmarschalllieutenant Fürsten von Rosenberg. Es wären daher zu jenem Zwecke nur die drei Heertheile hinter dem Rußbach nebst der Reiterei zur Hand gewesen, die Grenadiere nicht sogleich, und die beiden Heertheile am Bisamberge standen noch fast zwei Meilen entfernt. Unter diesen Umständen sah sich der Erzherzog Generalissimus genöthigt, die Schlacht nicht an der Donau, sondern erst weiter rückwärts anzunehmen, die Zeit des Anrückens der Franzosen zur Zusammenziehung seiner Kräfte zu verwenden, und in der vortheilhaften Stellung, die er zwischen Samers¬ dorf und Markgrafen-Neusiedel einnahm, den ersten Stoß abzuwehren, dann aber mit aller Stärke selbst anzugreifen, sich vorzugsweise auf den linken Flügel des Feindes zu werfen, ihn von seiner Brückenverbin¬ dung abzudrängen, und durch das unerwartete Ein¬ treffen des Erzherzogs Johann in der rechten Flanke und im Rücken des Feindes den Hauptschlag zu thun. In diesem Sinne traf er alle Anordnungen. Die Vor¬ truppen hatten den Befehl, so wie auch die längs der Donau vorgeschobenen Abtheilungen des sechsten Heer¬ theils, sich fechtend zurückzuziehen, und sich, jene dem linken Flügel, diese dem rechten der Hauptstellung an¬ zuschließen. Der vierte Heertheil und die Grenadiere wurden aus ihrer zu großen Entfernung näher heran¬ gezogen, um hierdurch den weiten Halbkreis, welchen das Heer bildete, enger zusammenzuziehen. Die an die
Neuſiedel unter dem Feldmarſchalllieutenant Fuͤrſten von Roſenberg. Es waͤren daher zu jenem Zwecke nur die drei Heertheile hinter dem Rußbach nebſt der Reiterei zur Hand geweſen, die Grenadiere nicht ſogleich, und die beiden Heertheile am Biſamberge ſtanden noch faſt zwei Meilen entfernt. Unter dieſen Umſtaͤnden ſah ſich der Erzherzog Generaliſſimus genoͤthigt, die Schlacht nicht an der Donau, ſondern erſt weiter ruͤckwaͤrts anzunehmen, die Zeit des Anruͤckens der Franzoſen zur Zuſammenziehung ſeiner Kraͤfte zu verwenden, und in der vortheilhaften Stellung, die er zwiſchen Samers¬ dorf und Markgrafen-Neuſiedel einnahm, den erſten Stoß abzuwehren, dann aber mit aller Staͤrke ſelbſt anzugreifen, ſich vorzugsweiſe auf den linken Fluͤgel des Feindes zu werfen, ihn von ſeiner Bruͤckenverbin¬ dung abzudraͤngen, und durch das unerwartete Ein¬ treffen des Erzherzogs Johann in der rechten Flanke und im Ruͤcken des Feindes den Hauptſchlag zu thun. In dieſem Sinne traf er alle Anordnungen. Die Vor¬ truppen hatten den Befehl, ſo wie auch die laͤngs der Donau vorgeſchobenen Abtheilungen des ſechſten Heer¬ theils, ſich fechtend zuruͤckzuziehen, und ſich, jene dem linken Fluͤgel, dieſe dem rechten der Hauptſtellung an¬ zuſchließen. Der vierte Heertheil und die Grenadiere wurden aus ihrer zu großen Entfernung naͤher heran¬ gezogen, um hierdurch den weiten Halbkreis, welchen das Heer bildete, enger zuſammenzuziehen. Die an die
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Neuſiedel unter dem Feldmarſchalllieutenant Fuͤrſten von
Roſenberg. Es waͤren daher zu jenem Zwecke nur die
drei Heertheile hinter dem Rußbach nebſt der Reiterei
zur Hand geweſen, die Grenadiere nicht ſogleich, und
die beiden Heertheile am Biſamberge ſtanden noch faſt
zwei Meilen entfernt. Unter dieſen Umſtaͤnden ſah ſich
der Erzherzog Generaliſſimus genoͤthigt, die Schlacht
nicht an der Donau, ſondern erſt weiter ruͤckwaͤrts
anzunehmen, die Zeit des Anruͤckens der Franzoſen zur
Zuſammenziehung ſeiner Kraͤfte zu verwenden, und in
der vortheilhaften Stellung, die er zwiſchen Samers¬
dorf und Markgrafen-Neuſiedel einnahm, den erſten
Stoß abzuwehren, dann aber mit aller Staͤrke ſelbſt
anzugreifen, ſich vorzugsweiſe auf den linken Fluͤgel
des Feindes zu werfen, ihn von ſeiner Bruͤckenverbin¬
dung abzudraͤngen, und durch das unerwartete Ein¬
treffen des Erzherzogs Johann in der rechten Flanke
und im Ruͤcken des Feindes den Hauptſchlag zu thun.
In dieſem Sinne traf er alle Anordnungen. Die Vor¬
truppen hatten den Befehl, ſo wie auch die laͤngs der
Donau vorgeſchobenen Abtheilungen des ſechſten Heer¬
theils, ſich fechtend zuruͤckzuziehen, und ſich, jene dem
linken Fluͤgel, dieſe dem rechten der Hauptſtellung an¬
zuſchließen. Der vierte Heertheil und die Grenadiere
wurden aus ihrer zu großen Entfernung naͤher heran¬
gezogen, um hierdurch den weiten Halbkreis, welchen
das Heer bildete, enger zuſammenzuziehen. Die an die
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/224>, abgerufen am 25.11.2024.
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