lich aber, nachdem auch der Erzherzog durch die gemeldete Gefahr seines rechten Flügels wieder abgerufen worden, hatten die ermüdeten Truppen der Uebermacht weichen müssen und das Dorf den Franzosen überlassen. Der tapfre General Freiherr Peter von Vecsy wurde hier tödtlich verwundet. Sehnlichst hoffte man, der Erzherzog Johann werde endlich im Rücken des Feindes erscheinen und dem allzu nachtheiligen Kampfe eine andre Wen¬ dung geben. Schon war zu fürchten, diese Truppen würden zu spät eintreffen, allein so lange ihr Eintreffen noch möglich schien, mußte die Stellung mit angestreng¬ ter Kraft behauptet werden. Der Feind indeß zog immer zahlreichere Truppen rechtshin und suchte die Umgehung des linken Flügels mehr und mehr auszudehnen. Da hiedurch dem zweiten Heertheile bei Baumersdorf nur wenige Truppen gegenüber blieben, der Fürst von Hohen¬ zollern also für seine Front nicht besorgt sein durfte, wohl aber den vierten Heertheil hart bedrängt sah, so sandte er diesem aus eignem Antriebe 5 Bataillone und 4 Schwadronen Verstärkung; das Gefecht wurde durch deren allmähliges Eintreffen auf der äußersten linken Flanke, die sie verlängern halfen, wohlzeitig erfrischt, jedoch in seinem Gange nicht verändert. Das Mißver¬ hältniß der Kräfte war schon zu groß. Der Marschall Davoust hatte ein Drittheil der ganzen französischen Heeresstärke hier beisammen. Die österreichischen Truppen waren alle schon im Kampfe, kein Rückhalt stand zu
II. 16
lich aber, nachdem auch der Erzherzog durch die gemeldete Gefahr ſeines rechten Fluͤgels wieder abgerufen worden, hatten die ermuͤdeten Truppen der Uebermacht weichen muͤſſen und das Dorf den Franzoſen uͤberlaſſen. Der tapfre General Freiherr Peter von Vecſy wurde hier toͤdtlich verwundet. Sehnlichſt hoffte man, der Erzherzog Johann werde endlich im Ruͤcken des Feindes erſcheinen und dem allzu nachtheiligen Kampfe eine andre Wen¬ dung geben. Schon war zu fuͤrchten, dieſe Truppen wuͤrden zu ſpaͤt eintreffen, allein ſo lange ihr Eintreffen noch moͤglich ſchien, mußte die Stellung mit angeſtreng¬ ter Kraft behauptet werden. Der Feind indeß zog immer zahlreichere Truppen rechtshin und ſuchte die Umgehung des linken Fluͤgels mehr und mehr auszudehnen. Da hiedurch dem zweiten Heertheile bei Baumersdorf nur wenige Truppen gegenuͤber blieben, der Fuͤrſt von Hohen¬ zollern alſo fuͤr ſeine Front nicht beſorgt ſein durfte, wohl aber den vierten Heertheil hart bedraͤngt ſah, ſo ſandte er dieſem aus eignem Antriebe 5 Bataillone und 4 Schwadronen Verſtaͤrkung; das Gefecht wurde durch deren allmaͤhliges Eintreffen auf der aͤußerſten linken Flanke, die ſie verlaͤngern halfen, wohlzeitig erfriſcht, jedoch in ſeinem Gange nicht veraͤndert. Das Mißver¬ haͤltniß der Kraͤfte war ſchon zu groß. Der Marſchall Davouſt hatte ein Drittheil der ganzen franzoͤſiſchen Heeresſtaͤrke hier beiſammen. Die oͤſterreichiſchen Truppen waren alle ſchon im Kampfe, kein Ruͤckhalt ſtand zu
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lich aber, nachdem auch der Erzherzog durch die gemeldete
Gefahr ſeines rechten Fluͤgels wieder abgerufen worden,
hatten die ermuͤdeten Truppen der Uebermacht weichen
muͤſſen und das Dorf den Franzoſen uͤberlaſſen. Der
tapfre General Freiherr Peter von Vecſy wurde hier
toͤdtlich verwundet. Sehnlichſt hoffte man, der Erzherzog
Johann werde endlich im Ruͤcken des Feindes erſcheinen
und dem allzu nachtheiligen Kampfe eine andre Wen¬
dung geben. Schon war zu fuͤrchten, dieſe Truppen
wuͤrden zu ſpaͤt eintreffen, allein ſo lange ihr Eintreffen
noch moͤglich ſchien, mußte die Stellung mit angeſtreng¬
ter Kraft behauptet werden. Der Feind indeß zog immer
zahlreichere Truppen rechtshin und ſuchte die Umgehung
des linken Fluͤgels mehr und mehr auszudehnen. Da
hiedurch dem zweiten Heertheile bei Baumersdorf nur
wenige Truppen gegenuͤber blieben, der Fuͤrſt von Hohen¬
zollern alſo fuͤr ſeine Front nicht beſorgt ſein durfte,
wohl aber den vierten Heertheil hart bedraͤngt ſah, ſo
ſandte er dieſem aus eignem Antriebe 5 Bataillone und
4 Schwadronen Verſtaͤrkung; das Gefecht wurde durch
deren allmaͤhliges Eintreffen auf der aͤußerſten linken
Flanke, die ſie verlaͤngern halfen, wohlzeitig erfriſcht,
jedoch in ſeinem Gange nicht veraͤndert. Das Mißver¬
haͤltniß der Kraͤfte war ſchon zu groß. Der Marſchall
Davouſt hatte ein Drittheil der ganzen franzoͤſiſchen
Heeresſtaͤrke hier beiſammen. Die oͤſterreichiſchen Truppen
waren alle ſchon im Kampfe, kein Ruͤckhalt ſtand zu
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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