Gegen 1 Uhr Nachmittags kam vom Erzherzog Gene¬ ralissimus dem vierten Heertheil der Befehl, sich zurück¬ zuziehen. Nochmals warf die österreichische Reiterei hier die französische von Arrighi zurück und erleichterte den Abmarsch des Fußvolks, allein der Feind drang nichts¬ destoweniger unaufhaltsam vor, entwickelte zuletzt 8 Divi¬ sionen, und folgte langsam den österreichischen Truppen, die sich in Bataillonsmassen geschlossen fortbewegten, in der Richtung auf Bockfließ.
Hätten die waldigen Anhöhen der Hohenleithen durch Verschanzungen einen festen Anhalt dargeboten, so würde hier der linke Flügel des österreichischen Heeres sich haben stützen und den Feind geraume Zeit hemmen, ja mit Verlust zurückschlagen können. Am Vormittage hatte man wirklich angefangen, einige Schanzen aufzuwerfen, allein ehe die Arbeit noch vorgerückt war, wurde sie als verspätet und zwecklos wieder aufgegeben. Der vierte Heertheil blieb die Nacht auf den Anhöhen stehen und hielt Bockfließ besetzt. Die Regimenter Hiller und Sztarray hatten die Nachhut gebildet und die Verfolger stets in gehörige Ferne zurückgewiesen; bei Bockfließ hielt eine schwache Bataillonsmasse des Regiments Kerpen gegen die feindliche Reiterei Stand, bis 4 öster¬ reichische Schwadronen von Erzherzog Ferdinand Husaren herbeieilten und den Feind durch unerwarteten Angriff verjagten. Einige Bataillons und Husarendivisionen unter dem Feldmarschalllieutenant Grafen von Radetzky,
Gegen 1 Uhr Nachmittags kam vom Erzherzog Gene¬ raliſſimus dem vierten Heertheil der Befehl, ſich zuruͤck¬ zuziehen. Nochmals warf die oͤſterreichiſche Reiterei hier die franzoͤſiſche von Arrighi zuruͤck und erleichterte den Abmarſch des Fußvolks, allein der Feind drang nichts¬ deſtoweniger unaufhaltſam vor, entwickelte zuletzt 8 Divi¬ ſionen, und folgte langſam den oͤſterreichiſchen Truppen, die ſich in Bataillonsmaſſen geſchloſſen fortbewegten, in der Richtung auf Bockfließ.
Haͤtten die waldigen Anhoͤhen der Hohenleithen durch Verſchanzungen einen feſten Anhalt dargeboten, ſo wuͤrde hier der linke Fluͤgel des oͤſterreichiſchen Heeres ſich haben ſtuͤtzen und den Feind geraume Zeit hemmen, ja mit Verluſt zuruͤckſchlagen koͤnnen. Am Vormittage hatte man wirklich angefangen, einige Schanzen aufzuwerfen, allein ehe die Arbeit noch vorgeruͤckt war, wurde ſie als verſpaͤtet und zwecklos wieder aufgegeben. Der vierte Heertheil blieb die Nacht auf den Anhoͤhen ſtehen und hielt Bockfließ beſetzt. Die Regimenter Hiller und Sztarray hatten die Nachhut gebildet und die Verfolger ſtets in gehoͤrige Ferne zuruͤckgewieſen; bei Bockfließ hielt eine ſchwache Bataillonsmaſſe des Regiments Kerpen gegen die feindliche Reiterei Stand, bis 4 oͤſter¬ reichiſche Schwadronen von Erzherzog Ferdinand Huſaren herbeieilten und den Feind durch unerwarteten Angriff verjagten. Einige Bataillons und Huſarendiviſionen unter dem Feldmarſchalllieutenant Grafen von Radetzky,
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Gegen 1 Uhr Nachmittags kam vom Erzherzog Gene¬
raliſſimus dem vierten Heertheil der Befehl, ſich zuruͤck¬
zuziehen. Nochmals warf die oͤſterreichiſche Reiterei hier
die franzoͤſiſche von Arrighi zuruͤck und erleichterte den
Abmarſch des Fußvolks, allein der Feind drang nichts¬
deſtoweniger unaufhaltſam vor, entwickelte zuletzt 8 Divi¬
ſionen, und folgte langſam den oͤſterreichiſchen Truppen,
die ſich in Bataillonsmaſſen geſchloſſen fortbewegten, in
der Richtung auf Bockfließ.
Haͤtten die waldigen Anhoͤhen der Hohenleithen durch
Verſchanzungen einen feſten Anhalt dargeboten, ſo wuͤrde
hier der linke Fluͤgel des oͤſterreichiſchen Heeres ſich haben
ſtuͤtzen und den Feind geraume Zeit hemmen, ja mit
Verluſt zuruͤckſchlagen koͤnnen. Am Vormittage hatte
man wirklich angefangen, einige Schanzen aufzuwerfen,
allein ehe die Arbeit noch vorgeruͤckt war, wurde ſie
als verſpaͤtet und zwecklos wieder aufgegeben. Der
vierte Heertheil blieb die Nacht auf den Anhoͤhen ſtehen
und hielt Bockfließ beſetzt. Die Regimenter Hiller und
Sztarray hatten die Nachhut gebildet und die Verfolger
ſtets in gehoͤrige Ferne zuruͤckgewieſen; bei Bockfließ
hielt eine ſchwache Bataillonsmaſſe des Regiments
Kerpen gegen die feindliche Reiterei Stand, bis 4 oͤſter¬
reichiſche Schwadronen von Erzherzog Ferdinand Huſaren
herbeieilten und den Feind durch unerwarteten Angriff
verjagten. Einige Bataillons und Huſarendiviſionen
unter dem Feldmarſchalllieutenant Grafen von Radetzky,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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