Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Sänger- und Musikchöre vertheilt, die bei Annäherung
des Kaisers ihre Lieder und Harmonien begannen, und
solchergestalt dem Fortschreitenden eine ununterbrochene
Triumphbegleitung bildeten. Andere schmeichelhafte
Ueberraschungen, Sinnbilder und Anspielungen, waren
gleichzeitig für das Auge vorbereitet.

Vor einem großen, sorgfältig geebneten Rasenplatze
wurde Halt gemacht, für das kaiserliche Paar und einige
andere höchste Personen waren Sitze geordnet, und die
Aussicht von da geradehin auf das Schloß Laxenburg
gerichtet, das in glücklicher Nachbildung täuschend da¬
stand. Um den heimathlichen Erinnerungen der Kaiserin
noch lebendiger zu schmeicheln, erschienen aus den Ge¬
büschen, welche eine ländliche Bühne begränzten, in
österreichischer Tracht Tänzer und Tänzerinnen, es
waren die der großen Oper, und sie führten mit un¬
übertrefflicher Kunst österreichische Volkstänze und eine
artige Pantomime auf, welche für diesen Anlaß eigends
ausgesonnen war; Krieg und Frieden spielten darin die
Hauptrollen, von jenem blieben nach allen Schrecknissen
nur glorreiche Siegesehren zurück, und dieser vereinte
mit ihnen seine gabenreichen Segnungen.

Dieses Schauspiel endete kaum, als die Aufmerk¬
samkeit schon durch einen neuen Gegenstand angezogen
war. Wiederholtes Peitschenknallen und andringendes
Pferdegestampf verkündigte einen Kurier, der bestäubt
mitten aus der glänzenden und geschmückten Versamm¬

Saͤnger- und Muſikchoͤre vertheilt, die bei Annaͤherung
des Kaiſers ihre Lieder und Harmonien begannen, und
ſolchergeſtalt dem Fortſchreitenden eine ununterbrochene
Triumphbegleitung bildeten. Andere ſchmeichelhafte
Ueberraſchungen, Sinnbilder und Anſpielungen, waren
gleichzeitig fuͤr das Auge vorbereitet.

Vor einem großen, ſorgfaͤltig geebneten Raſenplatze
wurde Halt gemacht, fuͤr das kaiſerliche Paar und einige
andere hoͤchſte Perſonen waren Sitze geordnet, und die
Ausſicht von da geradehin auf das Schloß Laxenburg
gerichtet, das in gluͤcklicher Nachbildung taͤuſchend da¬
ſtand. Um den heimathlichen Erinnerungen der Kaiſerin
noch lebendiger zu ſchmeicheln, erſchienen aus den Ge¬
buͤſchen, welche eine laͤndliche Buͤhne begraͤnzten, in
oͤſterreichiſcher Tracht Taͤnzer und Taͤnzerinnen, es
waren die der großen Oper, und ſie fuͤhrten mit un¬
uͤbertrefflicher Kunſt oͤſterreichiſche Volkstaͤnze und eine
artige Pantomime auf, welche fuͤr dieſen Anlaß eigends
ausgeſonnen war; Krieg und Frieden ſpielten darin die
Hauptrollen, von jenem blieben nach allen Schreckniſſen
nur glorreiche Siegesehren zuruͤck, und dieſer vereinte
mit ihnen ſeine gabenreichen Segnungen.

Dieſes Schauſpiel endete kaum, als die Aufmerk¬
ſamkeit ſchon durch einen neuen Gegenſtand angezogen
war. Wiederholtes Peitſchenknallen und andringendes
Pferdegeſtampf verkuͤndigte einen Kurier, der beſtaͤubt
mitten aus der glaͤnzenden und geſchmuͤckten Verſamm¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0282" n="268"/>
Sa&#x0364;nger- und Mu&#x017F;ikcho&#x0364;re vertheilt, die bei Anna&#x0364;herung<lb/>
des Kai&#x017F;ers ihre Lieder und Harmonien begannen, und<lb/>
&#x017F;olcherge&#x017F;talt dem Fort&#x017F;chreitenden eine ununterbrochene<lb/>
Triumphbegleitung bildeten. Andere &#x017F;chmeichelhafte<lb/>
Ueberra&#x017F;chungen, Sinnbilder und An&#x017F;pielungen, waren<lb/>
gleichzeitig fu&#x0364;r das Auge vorbereitet.</p><lb/>
          <p>Vor einem großen, &#x017F;orgfa&#x0364;ltig geebneten Ra&#x017F;enplatze<lb/>
wurde Halt gemacht, fu&#x0364;r das kai&#x017F;erliche Paar und einige<lb/>
andere ho&#x0364;ch&#x017F;te Per&#x017F;onen waren Sitze geordnet, und die<lb/>
Aus&#x017F;icht von da geradehin auf das Schloß Laxenburg<lb/>
gerichtet, das in glu&#x0364;cklicher Nachbildung ta&#x0364;u&#x017F;chend da¬<lb/>
&#x017F;tand. Um den heimathlichen Erinnerungen der Kai&#x017F;erin<lb/>
noch lebendiger zu &#x017F;chmeicheln, er&#x017F;chienen aus den Ge¬<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;chen, welche eine la&#x0364;ndliche Bu&#x0364;hne begra&#x0364;nzten, in<lb/>
o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;cher Tracht Ta&#x0364;nzer und Ta&#x0364;nzerinnen, es<lb/>
waren die der großen Oper, und &#x017F;ie fu&#x0364;hrten mit un¬<lb/>
u&#x0364;bertrefflicher Kun&#x017F;t o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;che Volksta&#x0364;nze und eine<lb/>
artige Pantomime auf, welche fu&#x0364;r die&#x017F;en Anlaß eigends<lb/>
ausge&#x017F;onnen war; Krieg und Frieden &#x017F;pielten darin die<lb/>
Hauptrollen, von jenem blieben nach allen Schreckni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nur glorreiche Siegesehren zuru&#x0364;ck, und die&#x017F;er vereinte<lb/>
mit ihnen &#x017F;eine gabenreichen Segnungen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es Schau&#x017F;piel endete kaum, als die Aufmerk¬<lb/>
&#x017F;amkeit &#x017F;chon durch einen neuen Gegen&#x017F;tand angezogen<lb/>
war. Wiederholtes Peit&#x017F;chenknallen und andringendes<lb/>
Pferdege&#x017F;tampf verku&#x0364;ndigte einen Kurier, der be&#x017F;ta&#x0364;ubt<lb/>
mitten aus der gla&#x0364;nzenden und ge&#x017F;chmu&#x0364;ckten Ver&#x017F;amm¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0282] Saͤnger- und Muſikchoͤre vertheilt, die bei Annaͤherung des Kaiſers ihre Lieder und Harmonien begannen, und ſolchergeſtalt dem Fortſchreitenden eine ununterbrochene Triumphbegleitung bildeten. Andere ſchmeichelhafte Ueberraſchungen, Sinnbilder und Anſpielungen, waren gleichzeitig fuͤr das Auge vorbereitet. Vor einem großen, ſorgfaͤltig geebneten Raſenplatze wurde Halt gemacht, fuͤr das kaiſerliche Paar und einige andere hoͤchſte Perſonen waren Sitze geordnet, und die Ausſicht von da geradehin auf das Schloß Laxenburg gerichtet, das in gluͤcklicher Nachbildung taͤuſchend da¬ ſtand. Um den heimathlichen Erinnerungen der Kaiſerin noch lebendiger zu ſchmeicheln, erſchienen aus den Ge¬ buͤſchen, welche eine laͤndliche Buͤhne begraͤnzten, in oͤſterreichiſcher Tracht Taͤnzer und Taͤnzerinnen, es waren die der großen Oper, und ſie fuͤhrten mit un¬ uͤbertrefflicher Kunſt oͤſterreichiſche Volkstaͤnze und eine artige Pantomime auf, welche fuͤr dieſen Anlaß eigends ausgeſonnen war; Krieg und Frieden ſpielten darin die Hauptrollen, von jenem blieben nach allen Schreckniſſen nur glorreiche Siegesehren zuruͤck, und dieſer vereinte mit ihnen ſeine gabenreichen Segnungen. Dieſes Schauſpiel endete kaum, als die Aufmerk¬ ſamkeit ſchon durch einen neuen Gegenſtand angezogen war. Wiederholtes Peitſchenknallen und andringendes Pferdegeſtampf verkuͤndigte einen Kurier, der beſtaͤubt mitten aus der glaͤnzenden und geſchmuͤckten Verſamm¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/282
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/282>, abgerufen am 22.11.2024.