ihre Vereinigung gebilligt sahen, und sich als Braut und Bräutigam begrüßen durften. Hier jedoch entwickelt sich in den Grundlagen der Verhältnisse, die nun näher vor Augen kommen, ein ernstlicher Widerstreit, der die schon vergönnten Hoffnungen trüb umhüllen muß. Die Verschiedenheit der Lebenskreise, Gewöhnungen und An¬ sprüche, die sich vereinigen sollen, tritt für die nähere Betrachtung scharf und beängstigend hervor, und die Liebenden selbst, obwohl ihrer Neigung versichert, und ihr zu folgen entschlossen, fühlen es, daß ihr bester Wille in den gegebenen Umständen wenig ausrichten könne, sondern lieber, mit Verzichtung auf alles Ueber¬ kommene, einen ganz neuen Boden und Anfang des Lebens zu suchen habe. Dies führt den Autor zu einer übersichtlichen Betrachtung der ganzen damaligen Welt¬ lage, ihrer großen politischen Beziehungen, der Gestal¬ tung der Standesunterschiede, der von diesen Bedin¬ gungen abhängigen Lebensaussichten, und insbesondre der ihm persönlich offenstehenden, wobei seine zweifache Eigenschaft, die litterarische und bürgerliche, wiederholt zur Sprache kommt.
Es braucht nicht versichert zu werden, daß diese Schilderung durch Tiefe und Klarheit des Richtigein¬ gesehenen und Treffendausgesprochenen abermals die ganze Meisterschaft darlegt, die wir in ähnlichen Ueber¬ blicken der früheren Theile bewundert haben; die Bio¬ graphie hat ihren Zusammenhang mit der allgemeinen
ihre Vereinigung gebilligt ſahen, und ſich als Braut und Braͤutigam begruͤßen durften. Hier jedoch entwickelt ſich in den Grundlagen der Verhaͤltniſſe, die nun naͤher vor Augen kommen, ein ernſtlicher Widerſtreit, der die ſchon vergoͤnnten Hoffnungen truͤb umhuͤllen muß. Die Verſchiedenheit der Lebenskreiſe, Gewoͤhnungen und An¬ ſpruͤche, die ſich vereinigen ſollen, tritt fuͤr die naͤhere Betrachtung ſcharf und beaͤngſtigend hervor, und die Liebenden ſelbſt, obwohl ihrer Neigung verſichert, und ihr zu folgen entſchloſſen, fuͤhlen es, daß ihr beſter Wille in den gegebenen Umſtaͤnden wenig ausrichten koͤnne, ſondern lieber, mit Verzichtung auf alles Ueber¬ kommene, einen ganz neuen Boden und Anfang des Lebens zu ſuchen habe. Dies fuͤhrt den Autor zu einer uͤberſichtlichen Betrachtung der ganzen damaligen Welt¬ lage, ihrer großen politiſchen Beziehungen, der Geſtal¬ tung der Standesunterſchiede, der von dieſen Bedin¬ gungen abhaͤngigen Lebensausſichten, und insbeſondre der ihm perſoͤnlich offenſtehenden, wobei ſeine zweifache Eigenſchaft, die litterariſche und buͤrgerliche, wiederholt zur Sprache kommt.
Es braucht nicht verſichert zu werden, daß dieſe Schilderung durch Tiefe und Klarheit des Richtigein¬ geſehenen und Treffendausgeſprochenen abermals die ganze Meiſterſchaft darlegt, die wir in aͤhnlichen Ueber¬ blicken der fruͤheren Theile bewundert haben; die Bio¬ graphie hat ihren Zuſammenhang mit der allgemeinen
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ihre Vereinigung gebilligt ſahen, und ſich als Braut
und Braͤutigam begruͤßen durften. Hier jedoch entwickelt
ſich in den Grundlagen der Verhaͤltniſſe, die nun naͤher
vor Augen kommen, ein ernſtlicher Widerſtreit, der die
ſchon vergoͤnnten Hoffnungen truͤb umhuͤllen muß. Die
Verſchiedenheit der Lebenskreiſe, Gewoͤhnungen und An¬
ſpruͤche, die ſich vereinigen ſollen, tritt fuͤr die naͤhere
Betrachtung ſcharf und beaͤngſtigend hervor, und die
Liebenden ſelbſt, obwohl ihrer Neigung verſichert, und
ihr zu folgen entſchloſſen, fuͤhlen es, daß ihr beſter
Wille in den gegebenen Umſtaͤnden wenig ausrichten
koͤnne, ſondern lieber, mit Verzichtung auf alles Ueber¬
kommene, einen ganz neuen Boden und Anfang des
Lebens zu ſuchen habe. Dies fuͤhrt den Autor zu einer
uͤberſichtlichen Betrachtung der ganzen damaligen Welt¬
lage, ihrer großen politiſchen Beziehungen, der Geſtal¬
tung der Standesunterſchiede, der von dieſen Bedin¬
gungen abhaͤngigen Lebensausſichten, und insbeſondre
der ihm perſoͤnlich offenſtehenden, wobei ſeine zweifache
Eigenſchaft, die litterariſche und buͤrgerliche, wiederholt
zur Sprache kommt.
Es braucht nicht verſichert zu werden, daß dieſe
Schilderung durch Tiefe und Klarheit des Richtigein¬
geſehenen und Treffendausgeſprochenen abermals die
ganze Meiſterſchaft darlegt, die wir in aͤhnlichen Ueber¬
blicken der fruͤheren Theile bewundert haben; die Bio¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/334>, abgerufen am 26.11.2024.
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