wurde von andrer Seite her durch Eindrücke verstärkt, wo Nachdenken und Schweigen vereint die Folge waren. --
In meine frühere Kindheit fällt auch ein Besuch im Kloster zu St. Barbara-Garten in Rheinberg, wo meines Vaters Schwester Eleonora Nonne war. Dieses für adelige Fräulein bestimmte Kloster war ihr durch die Gunst des Hofes eröffnet worden, wiewohl sie keine Ahnenprobe ablegen konnte, und leicht entschloß sich die jugendlich Unerfahrne zum dargebotenen Seligkeitswege. Schon als Novize jedoch soll sie ihren Entschluß bereut haben, den sie aber dennoch, aus Scham und Rath¬ losigkeit, unwiderruflich ausführte. Wir fanden sie noch jugendlich schön, freundlich vornehmen Wesens, gefaßt und leidlich zufrieden. Sie spielte die Orgel vorzüglich gut, zeichnete und schrieb vortrefflich gut, und wußte sich auch außer ihrem geistlichen Berufe so würdig als angenehm zu beschäftigen. Mein Vater, den sie Herr Bruder und Sie nannte, sprach mit ihr allein, fragte genau nach ihrem Zustande, und erbot sich, ihr aus dem Kloster herauszuhelfen, sobald sie es verlange; er machte sich anheischig, dieses, wenn nicht im Guten, wie er hoffte, auch mit List und Gewalt durchzusetzen, und für solchen äußersten Fall gewährte die Nähe der preußischen Gränze die beste Zuflucht und Sicherheit. Das Anerbieten wurde indeß mit Dank abgelehnt, die Tante hatte sich in ihr Verhältniß gefunden, und wußte ein anderes sich weder vorzustellen noch zu wünschen.
wurde von andrer Seite her durch Eindruͤcke verſtaͤrkt, wo Nachdenken und Schweigen vereint die Folge waren. —
In meine fruͤhere Kindheit faͤllt auch ein Beſuch im Kloſter zu St. Barbara-Garten in Rheinberg, wo meines Vaters Schweſter Eleonora Nonne war. Dieſes fuͤr adelige Fraͤulein beſtimmte Kloſter war ihr durch die Gunſt des Hofes eroͤffnet worden, wiewohl ſie keine Ahnenprobe ablegen konnte, und leicht entſchloß ſich die jugendlich Unerfahrne zum dargebotenen Seligkeitswege. Schon als Novize jedoch ſoll ſie ihren Entſchluß bereut haben, den ſie aber dennoch, aus Scham und Rath¬ loſigkeit, unwiderruflich ausfuͤhrte. Wir fanden ſie noch jugendlich ſchoͤn, freundlich vornehmen Weſens, gefaßt und leidlich zufrieden. Sie ſpielte die Orgel vorzuͤglich gut, zeichnete und ſchrieb vortrefflich gut, und wußte ſich auch außer ihrem geiſtlichen Berufe ſo wuͤrdig als angenehm zu beſchaͤftigen. Mein Vater, den ſie Herr Bruder und Sie nannte, ſprach mit ihr allein, fragte genau nach ihrem Zuſtande, und erbot ſich, ihr aus dem Kloſter herauszuhelfen, ſobald ſie es verlange; er machte ſich anheiſchig, dieſes, wenn nicht im Guten, wie er hoffte, auch mit Liſt und Gewalt durchzuſetzen, und fuͤr ſolchen aͤußerſten Fall gewaͤhrte die Naͤhe der preußiſchen Graͤnze die beſte Zuflucht und Sicherheit. Das Anerbieten wurde indeß mit Dank abgelehnt, die Tante hatte ſich in ihr Verhaͤltniß gefunden, und wußte ein anderes ſich weder vorzuſtellen noch zu wuͤnſchen.
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wurde von andrer Seite her durch Eindruͤcke verſtaͤrkt,
wo Nachdenken und Schweigen vereint die Folge waren. —
In meine fruͤhere Kindheit faͤllt auch ein Beſuch im
Kloſter zu St. Barbara-Garten in Rheinberg, wo meines
Vaters Schweſter Eleonora Nonne war. Dieſes fuͤr
adelige Fraͤulein beſtimmte Kloſter war ihr durch die
Gunſt des Hofes eroͤffnet worden, wiewohl ſie keine
Ahnenprobe ablegen konnte, und leicht entſchloß ſich die
jugendlich Unerfahrne zum dargebotenen Seligkeitswege.
Schon als Novize jedoch ſoll ſie ihren Entſchluß bereut
haben, den ſie aber dennoch, aus Scham und Rath¬
loſigkeit, unwiderruflich ausfuͤhrte. Wir fanden ſie noch
jugendlich ſchoͤn, freundlich vornehmen Weſens, gefaßt
und leidlich zufrieden. Sie ſpielte die Orgel vorzuͤglich
gut, zeichnete und ſchrieb vortrefflich gut, und wußte
ſich auch außer ihrem geiſtlichen Berufe ſo wuͤrdig als
angenehm zu beſchaͤftigen. Mein Vater, den ſie Herr
Bruder und Sie nannte, ſprach mit ihr allein, fragte
genau nach ihrem Zuſtande, und erbot ſich, ihr aus
dem Kloſter herauszuhelfen, ſobald ſie es verlange; er
machte ſich anheiſchig, dieſes, wenn nicht im Guten,
wie er hoffte, auch mit Liſt und Gewalt durchzuſetzen,
und fuͤr ſolchen aͤußerſten Fall gewaͤhrte die Naͤhe der
preußiſchen Graͤnze die beſte Zuflucht und Sicherheit.
Das Anerbieten wurde indeß mit Dank abgelehnt, die
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/35>, abgerufen am 09.11.2024.
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