nicht ängstlich zurecht zu rufen, als verirre er sich; er weiß recht gut, wo er ist, und wohin er zurückkehren muß.
13. Jouy.
Seine Lebensschilderungen sind ein Spiegel, in wel¬ chem Alles sich getreu und heiter abbildet. Als Sit¬ tenmaler hat er richtige Zeichnung, kräftige Farbe, glück¬ liche Komposition. Er ist für das Stillleben, was Walter Scott für das Heroische, eben so getreu und genau, nur glücklicher Weise minder breit.
14. Frau von Genlis.
Sie ist in der Konvenienz bis zur Natürlichkeit gekommen. Ihren Figuren sind die Kleider dieser Kon¬ venienz wieder zu einer Art Haut geworden; sie wür¬ den noch nackt scheinen, wenn sie nicht neue Bedeckung erhielten. Aber an Einsicht fehlte es dieser Schriftstel¬ lerin nicht, an Kenntniß nicht, an Geschmack nicht, am wenigsten an Talent; sie schreibt rein und klar im schönsten Flusse der Rede. Was ihr fehlt? Anfängliche Wahrheit, und Freiheitsmuth.
15. Arnim.
Golderz, aber voll Schlacken; solches Metall, wie edel und ächt, hat keinen Kours im Leben, aber man kann Reichthümer auf diese Art besitzen.
II. 22
nicht aͤngſtlich zurecht zu rufen, als verirre er ſich; er weiß recht gut, wo er iſt, und wohin er zuruͤckkehren muß.
13. Jouy.
Seine Lebensſchilderungen ſind ein Spiegel, in wel¬ chem Alles ſich getreu und heiter abbildet. Als Sit¬ tenmaler hat er richtige Zeichnung, kraͤftige Farbe, gluͤck¬ liche Kompoſition. Er iſt fuͤr das Stillleben, was Walter Scott fuͤr das Heroiſche, eben ſo getreu und genau, nur gluͤcklicher Weiſe minder breit.
14. Frau von Genlis.
Sie iſt in der Konvenienz bis zur Natuͤrlichkeit gekommen. Ihren Figuren ſind die Kleider dieſer Kon¬ venienz wieder zu einer Art Haut geworden; ſie wuͤr¬ den noch nackt ſcheinen, wenn ſie nicht neue Bedeckung erhielten. Aber an Einſicht fehlte es dieſer Schriftſtel¬ lerin nicht, an Kenntniß nicht, an Geſchmack nicht, am wenigſten an Talent; ſie ſchreibt rein und klar im ſchoͤnſten Fluſſe der Rede. Was ihr fehlt? Anfaͤngliche Wahrheit, und Freiheitsmuth.
15. Arnim.
Golderz, aber voll Schlacken; ſolches Metall, wie edel und aͤcht, hat keinen Kours im Leben, aber man kann Reichthuͤmer auf dieſe Art beſitzen.
II. 22
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nicht aͤngſtlich zurecht zu rufen, als verirre er ſich; er
weiß recht gut, wo er iſt, und wohin er zuruͤckkehren
muß.
13. Jouy.
Seine Lebensſchilderungen ſind ein Spiegel, in wel¬
chem Alles ſich getreu und heiter abbildet. Als Sit¬
tenmaler hat er richtige Zeichnung, kraͤftige Farbe, gluͤck¬
liche Kompoſition. Er iſt fuͤr das Stillleben, was
Walter Scott fuͤr das Heroiſche, eben ſo getreu und
genau, nur gluͤcklicher Weiſe minder breit.
14. Frau von Genlis.
Sie iſt in der Konvenienz bis zur Natuͤrlichkeit
gekommen. Ihren Figuren ſind die Kleider dieſer Kon¬
venienz wieder zu einer Art Haut geworden; ſie wuͤr¬
den noch nackt ſcheinen, wenn ſie nicht neue Bedeckung
erhielten. Aber an Einſicht fehlte es dieſer Schriftſtel¬
lerin nicht, an Kenntniß nicht, an Geſchmack nicht, am
wenigſten an Talent; ſie ſchreibt rein und klar im
ſchoͤnſten Fluſſe der Rede. Was ihr fehlt? Anfaͤngliche
Wahrheit, und Freiheitsmuth.
15. Arnim.
Golderz, aber voll Schlacken; ſolches Metall, wie
edel und aͤcht, hat keinen Kours im Leben, aber man
kann Reichthuͤmer auf dieſe Art beſitzen.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/351>, abgerufen am 24.11.2024.
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