von denjenigen Stücken, wo das Feenhafte als eine eigene Welt in willkürlicher Selbstständigkeit auftritt, sondern von Hamlet, Macbeth u. s. w. Aber in der That ist in dem Immermann'schen Trauerspiele die Zau¬ berei nicht nur störend, sondern auch überflüssig, und es müßte dem Dichter ein Leichtes sein, durch wenige Züge die Hexe Tyche aus dem novellenartigen Karakter in den ächt dramatischen herüberzuführen. Die Gesichts¬ punkte, aus welchen dieser Tadel sich ergiebt, lassen sich hier nicht ausführlich begründen. Gehen wir von dem Ganzen auf das Einzelne zurück, so finden wir in diesem neuen Stücke Immermann's den reichsten Schmuck poetischer Züge, den wir schon seinen früheren Erzeug¬ nissen nachrühmen konnten, in nur noch größerer Ge¬ diegenheit wieder. Nicht nur einzelne Stellen in großer Anzahl, sondern ganze Auftritte ließen sich zum Beweis anführen. Meisterhaft ist z. B. das Gespräch Cardenio's mit Celinde'n, wo diese ihren Widerwillen gegen die Ehe, selbst gegen die Ehe mit dem Geliebten, kund giebt, und wo der Dichter das größte Lob verdient, diesen zum vollen Laufe so verführenden Stoff in dem Maße so weniger festen Schritte gehalten zu haben. Wir schließen unsere Anzeige mit lebhaftem Dank für den Dichter, mit neuen Erwartungen von ihm, und mit dem guten Vertrauen, daß seine dramatischen Erzeugnisse künftig nicht nur dem Leser aus dem Buche, sondern
von denjenigen Stuͤcken, wo das Feenhafte als eine eigene Welt in willkuͤrlicher Selbſtſtaͤndigkeit auftritt, ſondern von Hamlet, Macbeth u. ſ. w. Aber in der That iſt in dem Immermann'ſchen Trauerſpiele die Zau¬ berei nicht nur ſtoͤrend, ſondern auch uͤberfluͤſſig, und es muͤßte dem Dichter ein Leichtes ſein, durch wenige Zuͤge die Hexe Tyche aus dem novellenartigen Karakter in den aͤcht dramatiſchen heruͤberzufuͤhren. Die Geſichts¬ punkte, aus welchen dieſer Tadel ſich ergiebt, laſſen ſich hier nicht ausfuͤhrlich begruͤnden. Gehen wir von dem Ganzen auf das Einzelne zuruͤck, ſo finden wir in dieſem neuen Stuͤcke Immermann's den reichſten Schmuck poetiſcher Zuͤge, den wir ſchon ſeinen fruͤheren Erzeug¬ niſſen nachruͤhmen konnten, in nur noch groͤßerer Ge¬ diegenheit wieder. Nicht nur einzelne Stellen in großer Anzahl, ſondern ganze Auftritte ließen ſich zum Beweis anfuͤhren. Meiſterhaft iſt z. B. das Geſpraͤch Cardenio's mit Celinde'n, wo dieſe ihren Widerwillen gegen die Ehe, ſelbſt gegen die Ehe mit dem Geliebten, kund giebt, und wo der Dichter das groͤßte Lob verdient, dieſen zum vollen Laufe ſo verfuͤhrenden Stoff in dem Maße ſo weniger feſten Schritte gehalten zu haben. Wir ſchließen unſere Anzeige mit lebhaftem Dank fuͤr den Dichter, mit neuen Erwartungen von ihm, und mit dem guten Vertrauen, daß ſeine dramatiſchen Erzeugniſſe kuͤnftig nicht nur dem Leſer aus dem Buche, ſondern
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von denjenigen Stuͤcken, wo das Feenhafte als eine
eigene Welt in willkuͤrlicher Selbſtſtaͤndigkeit auftritt,
ſondern von Hamlet, Macbeth u. ſ. w. Aber in der
That iſt in dem Immermann'ſchen Trauerſpiele die Zau¬
berei nicht nur ſtoͤrend, ſondern auch uͤberfluͤſſig, und
es muͤßte dem Dichter ein Leichtes ſein, durch wenige
Zuͤge die Hexe Tyche aus dem novellenartigen Karakter
in den aͤcht dramatiſchen heruͤberzufuͤhren. Die Geſichts¬
punkte, aus welchen dieſer Tadel ſich ergiebt, laſſen
ſich hier nicht ausfuͤhrlich begruͤnden. Gehen wir von
dem Ganzen auf das Einzelne zuruͤck, ſo finden wir in
dieſem neuen Stuͤcke Immermann's den reichſten Schmuck
poetiſcher Zuͤge, den wir ſchon ſeinen fruͤheren Erzeug¬
niſſen nachruͤhmen konnten, in nur noch groͤßerer Ge¬
diegenheit wieder. Nicht nur einzelne Stellen in großer
Anzahl, ſondern ganze Auftritte ließen ſich zum Beweis
anfuͤhren. Meiſterhaft iſt z. B. das Geſpraͤch Cardenio's
mit Celinde'n, wo dieſe ihren Widerwillen gegen die
Ehe, ſelbſt gegen die Ehe mit dem Geliebten, kund
giebt, und wo der Dichter das groͤßte Lob verdient,
dieſen zum vollen Laufe ſo verfuͤhrenden Stoff in dem
Maße ſo weniger feſten Schritte gehalten zu haben. Wir
ſchließen unſere Anzeige mit lebhaftem Dank fuͤr den
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/368>, abgerufen am 24.11.2024.
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