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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

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von Schlözer und Ewers kennt. Der Ausspruch, Karam¬
sin's Werk sei mehr ein historischer Roman, ist dadurch
noch nicht begründet, daß in demselben einige politische
Rücksichten beobachtet worden, von welchen, auch ohne
den Einfluß einer nöthigenden Behörde, selbst ein Hume
und Johannes Müller nicht frei sind, deren Schriften
unter die Romane deßhalb zu versetzen niemand berech¬
tigt ist.

Die absprechend rauhe Behandlungsart, welche in
dieser ersten Abtheilung auffällt, schimmert auch in den
folgenden durch, wo die innere Staatsverwaltung, die
verschiedenen Stände, der Adel, der Bürger, die Geist¬
lichkeit, der Bauer, darauf die Juden, dann noch ins¬
besondere Esthland und Liefland, und seltsam genug
auch die Moldau und Wallachei, durch allerlei Aussprüche
und beispielartige Histörchen beleuchtet werden sollen.
Ueber das Heer werden die einseitigsten Aeußerungen
vorgebracht. Manches über neuere Ereignisse Gesagte
ist durch die Zeitungen bekannt, andres entschieden falsch,
z. B. daß der Kaiser Alexander dem Grafen Rostop¬
schin die Vernichtung Moskau's anbefohlen habe. Eini¬
ger Vorgänge und Verhältnisse, die allerdings für den
Geschichtforscher des Stoffes und Reizes überviel haben,
gedenkt der Verfasser auf eine Weise, die freimüthig
sein soll, bei der aber in Ermanglung hinreichender Auf¬
schlüsse doch nichts herauskommt, als bei dem ernsten

von Schloͤzer und Ewers kennt. Der Ausſpruch, Karam¬
ſin's Werk ſei mehr ein hiſtoriſcher Roman, iſt dadurch
noch nicht begruͤndet, daß in demſelben einige politiſche
Ruͤckſichten beobachtet worden, von welchen, auch ohne
den Einfluß einer noͤthigenden Behoͤrde, ſelbſt ein Hume
und Johannes Muͤller nicht frei ſind, deren Schriften
unter die Romane deßhalb zu verſetzen niemand berech¬
tigt iſt.

Die abſprechend rauhe Behandlungsart, welche in
dieſer erſten Abtheilung auffaͤllt, ſchimmert auch in den
folgenden durch, wo die innere Staatsverwaltung, die
verſchiedenen Staͤnde, der Adel, der Buͤrger, die Geiſt¬
lichkeit, der Bauer, darauf die Juden, dann noch ins¬
beſondere Eſthland und Liefland, und ſeltſam genug
auch die Moldau und Wallachei, durch allerlei Ausſpruͤche
und beiſpielartige Hiſtoͤrchen beleuchtet werden ſollen.
Ueber das Heer werden die einſeitigſten Aeußerungen
vorgebracht. Manches uͤber neuere Ereigniſſe Geſagte
iſt durch die Zeitungen bekannt, andres entſchieden falſch,
z. B. daß der Kaiſer Alexander dem Grafen Roſtop¬
ſchin die Vernichtung Moskau's anbefohlen habe. Eini¬
ger Vorgaͤnge und Verhaͤltniſſe, die allerdings fuͤr den
Geſchichtforſcher des Stoffes und Reizes uͤberviel haben,
gedenkt der Verfaſſer auf eine Weiſe, die freimuͤthig
ſein ſoll, bei der aber in Ermanglung hinreichender Auf¬
ſchluͤſſe doch nichts herauskommt, als bei dem ernſten

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[376/0390] von Schloͤzer und Ewers kennt. Der Ausſpruch, Karam¬ ſin's Werk ſei mehr ein hiſtoriſcher Roman, iſt dadurch noch nicht begruͤndet, daß in demſelben einige politiſche Ruͤckſichten beobachtet worden, von welchen, auch ohne den Einfluß einer noͤthigenden Behoͤrde, ſelbſt ein Hume und Johannes Muͤller nicht frei ſind, deren Schriften unter die Romane deßhalb zu verſetzen niemand berech¬ tigt iſt. Die abſprechend rauhe Behandlungsart, welche in dieſer erſten Abtheilung auffaͤllt, ſchimmert auch in den folgenden durch, wo die innere Staatsverwaltung, die verſchiedenen Staͤnde, der Adel, der Buͤrger, die Geiſt¬ lichkeit, der Bauer, darauf die Juden, dann noch ins¬ beſondere Eſthland und Liefland, und ſeltſam genug auch die Moldau und Wallachei, durch allerlei Ausſpruͤche und beiſpielartige Hiſtoͤrchen beleuchtet werden ſollen. Ueber das Heer werden die einſeitigſten Aeußerungen vorgebracht. Manches uͤber neuere Ereigniſſe Geſagte iſt durch die Zeitungen bekannt, andres entſchieden falſch, z. B. daß der Kaiſer Alexander dem Grafen Roſtop¬ ſchin die Vernichtung Moskau's anbefohlen habe. Eini¬ ger Vorgaͤnge und Verhaͤltniſſe, die allerdings fuͤr den Geſchichtforſcher des Stoffes und Reizes uͤberviel haben, gedenkt der Verfaſſer auf eine Weiſe, die freimuͤthig ſein ſoll, bei der aber in Ermanglung hinreichender Auf¬ ſchluͤſſe doch nichts herauskommt, als bei dem ernſten

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/390>, abgerufen am 24.11.2024.