gel jedes Antriebs und jeder Handlung sein. Dieses Gefühl hätte in jedem Fall das Ergebniß meiner ver¬ änderten Lebensstellung sein können, daß ihm aber durch eine Dauer von Monaten eine nur stets gesteigerte Ge¬ währung entsprach, war die Folge des glücklichsten Zu¬ strömens von Begünstigungen, wie sie nicht oft sich vereinigen wollen!
Ich muß zuerst als eines wunderbaren Reizes, der in täglich erneutem Werthe sich als unschätzbar erwies, der Lokalität gedenken, welche nicht glücklicher sein konnte. Schloßartige Wohnung, weit über das Bedürfniß hin¬ aus geräumig und vielfach, im Innern mit allem Behör einer behaglichen, theils holländischen, theils englischen Lebensart versehen, erhob sich, auch für den äußern Anblick bedeutend und geschmackvoll, zwischen tiefem Vorhof und ausgedehntem Garten. Von der Straße zurückgezogen wandte sich das ganze Leben des Hauses um so entschiedener nach der Gartenseite hin. Schattige Gänge, Rasenplätze, hochstämmige Bäume und mannig¬ faches Gebüsch, Blumenbeete, Obst- und Küchenpflan¬ zungen, zuletzt ein Pavillon zwischen Treibhäusern, gaben dem weiten Raume in sinniger Anordnung die heiterste Mannigfaltigkeit, und dieser grünende und blühende Bezirk gab jedem Tag und jedem Augenblicke die nahe, offne und lockende Gelegenheit zu dem reinsten Genusse, welcher das Herz erfreuen kann, zu dem Genusse der Jugend und des Sommers in ihrem schönsten Verein.
gel jedes Antriebs und jeder Handlung ſein. Dieſes Gefuͤhl haͤtte in jedem Fall das Ergebniß meiner ver¬ aͤnderten Lebensſtellung ſein koͤnnen, daß ihm aber durch eine Dauer von Monaten eine nur ſtets geſteigerte Ge¬ waͤhrung entſprach, war die Folge des gluͤcklichſten Zu¬ ſtroͤmens von Beguͤnſtigungen, wie ſie nicht oft ſich vereinigen wollen!
Ich muß zuerſt als eines wunderbaren Reizes, der in taͤglich erneutem Werthe ſich als unſchaͤtzbar erwies, der Lokalitaͤt gedenken, welche nicht gluͤcklicher ſein konnte. Schloßartige Wohnung, weit uͤber das Beduͤrfniß hin¬ aus geraͤumig und vielfach, im Innern mit allem Behoͤr einer behaglichen, theils hollaͤndiſchen, theils engliſchen Lebensart verſehen, erhob ſich, auch fuͤr den aͤußern Anblick bedeutend und geſchmackvoll, zwiſchen tiefem Vorhof und ausgedehntem Garten. Von der Straße zuruͤckgezogen wandte ſich das ganze Leben des Hauſes um ſo entſchiedener nach der Gartenſeite hin. Schattige Gaͤnge, Raſenplaͤtze, hochſtaͤmmige Baͤume und mannig¬ faches Gebuͤſch, Blumenbeete, Obſt- und Kuͤchenpflan¬ zungen, zuletzt ein Pavillon zwiſchen Treibhaͤuſern, gaben dem weiten Raume in ſinniger Anordnung die heiterſte Mannigfaltigkeit, und dieſer gruͤnende und bluͤhende Bezirk gab jedem Tag und jedem Augenblicke die nahe, offne und lockende Gelegenheit zu dem reinſten Genuſſe, welcher das Herz erfreuen kann, zu dem Genuſſe der Jugend und des Sommers in ihrem ſchoͤnſten Verein.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0040"n="26"/>
gel jedes Antriebs und jeder Handlung ſein. Dieſes<lb/>
Gefuͤhl haͤtte in jedem Fall das Ergebniß meiner ver¬<lb/>
aͤnderten Lebensſtellung ſein koͤnnen, daß ihm aber durch<lb/>
eine Dauer von Monaten eine nur ſtets geſteigerte Ge¬<lb/>
waͤhrung entſprach, war die Folge des gluͤcklichſten Zu¬<lb/>ſtroͤmens von Beguͤnſtigungen, wie ſie nicht oft ſich<lb/>
vereinigen wollen!</p><lb/><p>Ich muß zuerſt als eines wunderbaren Reizes, der<lb/>
in taͤglich erneutem Werthe ſich als unſchaͤtzbar erwies,<lb/>
der Lokalitaͤt gedenken, welche nicht gluͤcklicher ſein konnte.<lb/>
Schloßartige Wohnung, weit uͤber das Beduͤrfniß hin¬<lb/>
aus geraͤumig und vielfach, im Innern mit allem Behoͤr<lb/>
einer behaglichen, theils hollaͤndiſchen, theils engliſchen<lb/>
Lebensart verſehen, erhob ſich, auch fuͤr den aͤußern<lb/>
Anblick bedeutend und geſchmackvoll, zwiſchen tiefem<lb/>
Vorhof und ausgedehntem Garten. Von der Straße<lb/>
zuruͤckgezogen wandte ſich das ganze Leben des Hauſes<lb/>
um ſo entſchiedener nach der Gartenſeite hin. Schattige<lb/>
Gaͤnge, Raſenplaͤtze, hochſtaͤmmige Baͤume und mannig¬<lb/>
faches Gebuͤſch, Blumenbeete, Obſt- und Kuͤchenpflan¬<lb/>
zungen, zuletzt ein Pavillon zwiſchen Treibhaͤuſern, gaben<lb/>
dem weiten Raume in ſinniger Anordnung die heiterſte<lb/>
Mannigfaltigkeit, und dieſer gruͤnende und bluͤhende<lb/>
Bezirk gab jedem Tag und jedem Augenblicke die nahe,<lb/>
offne und lockende Gelegenheit zu dem reinſten Genuſſe,<lb/>
welcher das Herz erfreuen kann, zu dem Genuſſe der<lb/>
Jugend und des Sommers in ihrem ſchoͤnſten Verein.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[26/0040]
gel jedes Antriebs und jeder Handlung ſein. Dieſes
Gefuͤhl haͤtte in jedem Fall das Ergebniß meiner ver¬
aͤnderten Lebensſtellung ſein koͤnnen, daß ihm aber durch
eine Dauer von Monaten eine nur ſtets geſteigerte Ge¬
waͤhrung entſprach, war die Folge des gluͤcklichſten Zu¬
ſtroͤmens von Beguͤnſtigungen, wie ſie nicht oft ſich
vereinigen wollen!
Ich muß zuerſt als eines wunderbaren Reizes, der
in taͤglich erneutem Werthe ſich als unſchaͤtzbar erwies,
der Lokalitaͤt gedenken, welche nicht gluͤcklicher ſein konnte.
Schloßartige Wohnung, weit uͤber das Beduͤrfniß hin¬
aus geraͤumig und vielfach, im Innern mit allem Behoͤr
einer behaglichen, theils hollaͤndiſchen, theils engliſchen
Lebensart verſehen, erhob ſich, auch fuͤr den aͤußern
Anblick bedeutend und geſchmackvoll, zwiſchen tiefem
Vorhof und ausgedehntem Garten. Von der Straße
zuruͤckgezogen wandte ſich das ganze Leben des Hauſes
um ſo entſchiedener nach der Gartenſeite hin. Schattige
Gaͤnge, Raſenplaͤtze, hochſtaͤmmige Baͤume und mannig¬
faches Gebuͤſch, Blumenbeete, Obſt- und Kuͤchenpflan¬
zungen, zuletzt ein Pavillon zwiſchen Treibhaͤuſern, gaben
dem weiten Raume in ſinniger Anordnung die heiterſte
Mannigfaltigkeit, und dieſer gruͤnende und bluͤhende
Bezirk gab jedem Tag und jedem Augenblicke die nahe,
offne und lockende Gelegenheit zu dem reinſten Genuſſe,
welcher das Herz erfreuen kann, zu dem Genuſſe der
Jugend und des Sommers in ihrem ſchoͤnſten Verein.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/40>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.