Form der Novelle, des Liedes, des Reiseberichts, der Romanze, der launigen und der strengen Kritik, sind hier vereinigt, und geben von der vielseitigen Gewandt¬ heit des Verfassers das beste Zeugniß. Sollen wir die innern Vorzüge dieser Arbeiten kürzlich aufzählen, so haben wir zuvörderst entschiedene Richtung zum Schönen, Klarheit der Auffassung und des Stils, Lebhaftigkeit, Witz, Humor, mannigfache Anmuth und viele ästhetische und sittliche Feinheit namhaft zu machen. Als Humorist verdient der Verfasser auch alles Lob wegen des Maßes, das er beobachtet, und worin er fast immer die Schran¬ ken einer harmlosen Munterkeit hält, ohne in gewalt¬ same Absprünge und verzwickte Unformen zu gerathen; wiewohl wir gern zugeben, daß ihm selber hierin noch eine glückliche Fortbildung und Läuterung offen stehe. Anerkennen müssen wir auch die Sicherheit und Anschau¬ lichkeit in Darstellung des nach Ort und Zeit eigen¬ thümlichen Stoffes, z. B. der Vorgänge in schweizeri¬ scher Gebirgslandschaft, und des Kostüms englischer Verhältnisse, welches alles leicht und treffend, und ohne ängstliche Pedanterei vollkommen genügend, dem Leser vor Augen gerückt wird. Die Freunde der Erzählungs¬ weise von Leopold Schefer werden hier bisweilen einige Aehnlichkeit finden; doch ist Rellstab im Ganzen rascher und leichter, wobei die Umstände, unter welchen beide Autoren schreiben, sehr in Betracht kommen mögen: indem Schefer mit einer durch große Reisen genährten
Form der Novelle, des Liedes, des Reiſeberichts, der Romanze, der launigen und der ſtrengen Kritik, ſind hier vereinigt, und geben von der vielſeitigen Gewandt¬ heit des Verfaſſers das beſte Zeugniß. Sollen wir die innern Vorzuͤge dieſer Arbeiten kuͤrzlich aufzaͤhlen, ſo haben wir zuvoͤrderſt entſchiedene Richtung zum Schoͤnen, Klarheit der Auffaſſung und des Stils, Lebhaftigkeit, Witz, Humor, mannigfache Anmuth und viele aͤſthetiſche und ſittliche Feinheit namhaft zu machen. Als Humoriſt verdient der Verfaſſer auch alles Lob wegen des Maßes, das er beobachtet, und worin er faſt immer die Schran¬ ken einer harmloſen Munterkeit haͤlt, ohne in gewalt¬ ſame Abſpruͤnge und verzwickte Unformen zu gerathen; wiewohl wir gern zugeben, daß ihm ſelber hierin noch eine gluͤckliche Fortbildung und Laͤuterung offen ſtehe. Anerkennen muͤſſen wir auch die Sicherheit und Anſchau¬ lichkeit in Darſtellung des nach Ort und Zeit eigen¬ thuͤmlichen Stoffes, z. B. der Vorgaͤnge in ſchweizeri¬ ſcher Gebirgslandſchaft, und des Koſtuͤms engliſcher Verhaͤltniſſe, welches alles leicht und treffend, und ohne aͤngſtliche Pedanterei vollkommen genuͤgend, dem Leſer vor Augen geruͤckt wird. Die Freunde der Erzaͤhlungs¬ weiſe von Leopold Schefer werden hier bisweilen einige Aehnlichkeit finden; doch iſt Rellſtab im Ganzen raſcher und leichter, wobei die Umſtaͤnde, unter welchen beide Autoren ſchreiben, ſehr in Betracht kommen moͤgen: indem Schefer mit einer durch große Reiſen genaͤhrten
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[409/0423]
Form der Novelle, des Liedes, des Reiſeberichts, der
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hier vereinigt, und geben von der vielſeitigen Gewandt¬
heit des Verfaſſers das beſte Zeugniß. Sollen wir die
innern Vorzuͤge dieſer Arbeiten kuͤrzlich aufzaͤhlen, ſo
haben wir zuvoͤrderſt entſchiedene Richtung zum Schoͤnen,
Klarheit der Auffaſſung und des Stils, Lebhaftigkeit,
Witz, Humor, mannigfache Anmuth und viele aͤſthetiſche
und ſittliche Feinheit namhaft zu machen. Als Humoriſt
verdient der Verfaſſer auch alles Lob wegen des Maßes,
das er beobachtet, und worin er faſt immer die Schran¬
ken einer harmloſen Munterkeit haͤlt, ohne in gewalt¬
ſame Abſpruͤnge und verzwickte Unformen zu gerathen;
wiewohl wir gern zugeben, daß ihm ſelber hierin noch
eine gluͤckliche Fortbildung und Laͤuterung offen ſtehe.
Anerkennen muͤſſen wir auch die Sicherheit und Anſchau¬
lichkeit in Darſtellung des nach Ort und Zeit eigen¬
thuͤmlichen Stoffes, z. B. der Vorgaͤnge in ſchweizeri¬
ſcher Gebirgslandſchaft, und des Koſtuͤms engliſcher
Verhaͤltniſſe, welches alles leicht und treffend, und ohne
aͤngſtliche Pedanterei vollkommen genuͤgend, dem Leſer
vor Augen geruͤckt wird. Die Freunde der Erzaͤhlungs¬
weiſe von Leopold Schefer werden hier bisweilen einige
Aehnlichkeit finden; doch iſt Rellſtab im Ganzen raſcher
und leichter, wobei die Umſtaͤnde, unter welchen beide
Autoren ſchreiben, ſehr in Betracht kommen moͤgen:
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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