kaum wahrzunehmen. Das Leben des thätigen und glücklichen Arztes scheint am wenigsten zu altern; Heim insbesondere ist kräftig und wirksam bis in das höchste Greisenalter, ist antheilvoll und vergnügt bis zum letzten Entschlummern, und sieht jenseits desselben getrost und heiter nur neue Anfänge und Entwicklungen.
Wir genießen des unschätzbaren Vortheils, Heim in dieser Lebensbeschreibung großentheils durch ihn selbst kennen zu lernen. Aus seinen zahlreichen Papieren, Briefen und Tagebüchern, sind die meisten Begegnisse, Stimmungen und Verhältnisse mit seinen eignen Worten erzählt und ausgedrückt. Kein andres Mittel konnte uns so in das ächte Wesen des Mannes blicken lassen, ihn uns so ganz in seiner Reinheit, Redlichkeit und Herzensgüte zeigen. Die Auswahl und Verarbeitung solcher Bruchstücke zu einem gelungenen Ganzen ist mit glücklicher Hand geschehen; nur der innigsten, verehrungs¬ vollsten Liebe und dem kundigsten Takte konnte diese Behandlung in solchem Grade gelingen. Der Reichthum ist mit seltener Maßhaltung dargeboten, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel, denn da, wo ein Uebermaß zu befürchten sein konnte, tritt alsogleich der geistig zusam¬ menfassende, wünschenswerth ergänzende, mit den Erfor¬ dernissen der Anschauung und Darstellung wohlvertraute Herausgeber ein. Wir müssen ihm danken, daß er uns Heims Worte so gern giebt, und können hinwieder nur bedauern, wenn er nicht selbst das Wort führt, denn
kaum wahrzunehmen. Das Leben des thaͤtigen und gluͤcklichen Arztes ſcheint am wenigſten zu altern; Heim insbeſondere iſt kraͤftig und wirkſam bis in das hoͤchſte Greiſenalter, iſt antheilvoll und vergnuͤgt bis zum letzten Entſchlummern, und ſieht jenſeits deſſelben getroſt und heiter nur neue Anfaͤnge und Entwicklungen.
Wir genießen des unſchaͤtzbaren Vortheils, Heim in dieſer Lebensbeſchreibung großentheils durch ihn ſelbſt kennen zu lernen. Aus ſeinen zahlreichen Papieren, Briefen und Tagebuͤchern, ſind die meiſten Begegniſſe, Stimmungen und Verhaͤltniſſe mit ſeinen eignen Worten erzaͤhlt und ausgedruͤckt. Kein andres Mittel konnte uns ſo in das aͤchte Weſen des Mannes blicken laſſen, ihn uns ſo ganz in ſeiner Reinheit, Redlichkeit und Herzensguͤte zeigen. Die Auswahl und Verarbeitung ſolcher Bruchſtuͤcke zu einem gelungenen Ganzen iſt mit gluͤcklicher Hand geſchehen; nur der innigſten, verehrungs¬ vollſten Liebe und dem kundigſten Takte konnte dieſe Behandlung in ſolchem Grade gelingen. Der Reichthum iſt mit ſeltener Maßhaltung dargeboten, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel, denn da, wo ein Uebermaß zu befuͤrchten ſein konnte, tritt alſogleich der geiſtig zuſam¬ menfaſſende, wuͤnſchenswerth ergaͤnzende, mit den Erfor¬ derniſſen der Anſchauung und Darſtellung wohlvertraute Herausgeber ein. Wir muͤſſen ihm danken, daß er uns Heims Worte ſo gern giebt, und koͤnnen hinwieder nur bedauern, wenn er nicht ſelbſt das Wort fuͤhrt, denn
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kaum wahrzunehmen. Das Leben des thaͤtigen und
gluͤcklichen Arztes ſcheint am wenigſten zu altern; Heim
insbeſondere iſt kraͤftig und wirkſam bis in das hoͤchſte
Greiſenalter, iſt antheilvoll und vergnuͤgt bis zum letzten
Entſchlummern, und ſieht jenſeits deſſelben getroſt und
heiter nur neue Anfaͤnge und Entwicklungen.
Wir genießen des unſchaͤtzbaren Vortheils, Heim in
dieſer Lebensbeſchreibung großentheils durch ihn ſelbſt
kennen zu lernen. Aus ſeinen zahlreichen Papieren,
Briefen und Tagebuͤchern, ſind die meiſten Begegniſſe,
Stimmungen und Verhaͤltniſſe mit ſeinen eignen Worten
erzaͤhlt und ausgedruͤckt. Kein andres Mittel konnte
uns ſo in das aͤchte Weſen des Mannes blicken laſſen,
ihn uns ſo ganz in ſeiner Reinheit, Redlichkeit und
Herzensguͤte zeigen. Die Auswahl und Verarbeitung
ſolcher Bruchſtuͤcke zu einem gelungenen Ganzen iſt mit
gluͤcklicher Hand geſchehen; nur der innigſten, verehrungs¬
vollſten Liebe und dem kundigſten Takte konnte dieſe
Behandlung in ſolchem Grade gelingen. Der Reichthum
iſt mit ſeltener Maßhaltung dargeboten, nicht zu wenig,
aber auch nicht zu viel, denn da, wo ein Uebermaß zu
befuͤrchten ſein konnte, tritt alſogleich der geiſtig zuſam¬
menfaſſende, wuͤnſchenswerth ergaͤnzende, mit den Erfor¬
derniſſen der Anſchauung und Darſtellung wohlvertraute
Herausgeber ein. Wir muͤſſen ihm danken, daß er uns
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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