Thatfülle und Verdienstlichkeit, dies alles bildet eine breite und feste Grundlage, auf welcher die dennoch durchgedrungene Auszeichnung nur um so glänzender sich erhebt.
Das Regiment, in welches Tettenborn getreten war, stand in den Niederlanden gegen die Franzosen, und nahm ruhmvollen Antheil an den Kriegsthaten, durch welche die Oesterreicher und Preußen damals für sich selbst wohl Ehre genug erfochten, für die Sache ihrer Herrscher aber, bei dem Mangel an gehörigem Zusammenwirken, keine bleibenden Erfolge gewinnen konnten. Einzelne Kompagnieen Fußvolk, eine Schwa¬ dron Reiter, ja bloße Patrouillen, kämpften sehr häufig einer zehnfachen Uebermacht entgegen, hielten sie auf, warfen sie zurück, oder wagten wohl selbst den Angriff; der Ruf, den manche Regimenter in solchen Vorfällen erwarben, und die Ansprüche, welche die eigne und die öffentliche Meinung an sie machten, gränzten oft an die romantischen Erzählungen früherer Zeit. Die Feld¬ züge im Ganzen waren darum nicht weniger unglück¬ lich, und die Hauptvortheile meist auf der Seite des Feindes; aber eine bessere Schule des Kriegs, eine an persönlichen Aufgaben und Erfahrungen reichere, als das österreichische Heer in jener Zeit darbot, konnte schwerlich nochmals zu finden sein.
Nach wenigen Monaten zum Lieutenant befördert, fand Tettenborn häufige Gelegenheit, seinen Muth zu
Thatfuͤlle und Verdienſtlichkeit, dies alles bildet eine breite und feſte Grundlage, auf welcher die dennoch durchgedrungene Auszeichnung nur um ſo glaͤnzender ſich erhebt.
Das Regiment, in welches Tettenborn getreten war, ſtand in den Niederlanden gegen die Franzoſen, und nahm ruhmvollen Antheil an den Kriegsthaten, durch welche die Oeſterreicher und Preußen damals fuͤr ſich ſelbſt wohl Ehre genug erfochten, fuͤr die Sache ihrer Herrſcher aber, bei dem Mangel an gehoͤrigem Zuſammenwirken, keine bleibenden Erfolge gewinnen konnten. Einzelne Kompagnieen Fußvolk, eine Schwa¬ dron Reiter, ja bloße Patrouillen, kaͤmpften ſehr haͤufig einer zehnfachen Uebermacht entgegen, hielten ſie auf, warfen ſie zuruͤck, oder wagten wohl ſelbſt den Angriff; der Ruf, den manche Regimenter in ſolchen Vorfaͤllen erwarben, und die Anſpruͤche, welche die eigne und die oͤffentliche Meinung an ſie machten, graͤnzten oft an die romantiſchen Erzaͤhlungen fruͤherer Zeit. Die Feld¬ zuͤge im Ganzen waren darum nicht weniger ungluͤck¬ lich, und die Hauptvortheile meiſt auf der Seite des Feindes; aber eine beſſere Schule des Kriegs, eine an perſoͤnlichen Aufgaben und Erfahrungen reichere, als das oͤſterreichiſche Heer in jener Zeit darbot, konnte ſchwerlich nochmals zu finden ſein.
Nach wenigen Monaten zum Lieutenant befoͤrdert, fand Tettenborn haͤufige Gelegenheit, ſeinen Muth zu
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Thatfuͤlle und Verdienſtlichkeit, dies alles bildet eine
breite und feſte Grundlage, auf welcher die dennoch
durchgedrungene Auszeichnung nur um ſo glaͤnzender
ſich erhebt.
Das Regiment, in welches Tettenborn getreten
war, ſtand in den Niederlanden gegen die Franzoſen,
und nahm ruhmvollen Antheil an den Kriegsthaten,
durch welche die Oeſterreicher und Preußen damals fuͤr
ſich ſelbſt wohl Ehre genug erfochten, fuͤr die Sache
ihrer Herrſcher aber, bei dem Mangel an gehoͤrigem
Zuſammenwirken, keine bleibenden Erfolge gewinnen
konnten. Einzelne Kompagnieen Fußvolk, eine Schwa¬
dron Reiter, ja bloße Patrouillen, kaͤmpften ſehr haͤufig
einer zehnfachen Uebermacht entgegen, hielten ſie auf,
warfen ſie zuruͤck, oder wagten wohl ſelbſt den Angriff;
der Ruf, den manche Regimenter in ſolchen Vorfaͤllen
erwarben, und die Anſpruͤche, welche die eigne und die
oͤffentliche Meinung an ſie machten, graͤnzten oft an
die romantiſchen Erzaͤhlungen fruͤherer Zeit. Die Feld¬
zuͤge im Ganzen waren darum nicht weniger ungluͤck¬
lich, und die Hauptvortheile meiſt auf der Seite des
Feindes; aber eine beſſere Schule des Kriegs, eine an
perſoͤnlichen Aufgaben und Erfahrungen reichere, als
das oͤſterreichiſche Heer in jener Zeit darbot, konnte
ſchwerlich nochmals zu finden ſein.
Nach wenigen Monaten zum Lieutenant befoͤrdert,
fand Tettenborn haͤufige Gelegenheit, ſeinen Muth zu
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/230>, abgerufen am 24.11.2024.
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