bewähren und vielfache Kunde des Felddienstes einzu¬ sammeln. Die Reiter zogen gern mit ihm aus, der als Führer entschlossen und gewandt, und als Kämpfer jedem Gemeinen ein Muster war. Die Wagstücke und Erfolge des kleinen Kriegs, von denen die Geschichte nichts zu melden pflegt, haben für die betheiligten Truppen oft mehr Werth, als manches größere Ereig¬ niß; in ihnen begründet sich am sichersten die persön¬ liche Schätzung, der Ruf des Mannes und der Waffe.
Der Gang der damaligen Feldzüge in den Nieder¬ landen und am Rhein ist bekannt. Tettenborn folgte dem Wechsel derselben in den Bewegungen seines Re¬ giments, dem wenig Ruhe gegönnt war, und das wir, nach manchen Begegnissen, im Jahre 1799 bei dem Heere des tapfern Erzherzogs Karl wiederfinden. Von den zahlreichen Vorfällen, welchen Tettenborn hier mit Aus¬ zeichnung beiwohnte, heben wir nachfolgende Züge aus, welche ihn insbesondere angehn.
In dem Treffen bei Frauenfeld hatte das Regi¬ ment Kinsky einen harten Stand, und bewies gegen den überlegenen Feind auf ungünstigem Boden die aus¬ dauerndste Unerschrockenheit. Viele seiner trefflichsten Offiziere wurden getödtet oder verwundet. Die Fran¬ zosen hatten das österreichische Fußvolk aus einem vor¬ liegenden Walde verdrängt, und dadurch die auf der Straße vorgerückten Truppen in die Flanke genommen; der Augenblick war dringend, und forderte schleunigst
bewaͤhren und vielfache Kunde des Felddienſtes einzu¬ ſammeln. Die Reiter zogen gern mit ihm aus, der als Fuͤhrer entſchloſſen und gewandt, und als Kaͤmpfer jedem Gemeinen ein Muſter war. Die Wagſtuͤcke und Erfolge des kleinen Kriegs, von denen die Geſchichte nichts zu melden pflegt, haben fuͤr die betheiligten Truppen oft mehr Werth, als manches groͤßere Ereig¬ niß; in ihnen begruͤndet ſich am ſicherſten die perſoͤn¬ liche Schaͤtzung, der Ruf des Mannes und der Waffe.
Der Gang der damaligen Feldzuͤge in den Nieder¬ landen und am Rhein iſt bekannt. Tettenborn folgte dem Wechſel derſelben in den Bewegungen ſeines Re¬ giments, dem wenig Ruhe gegoͤnnt war, und das wir, nach manchen Begegniſſen, im Jahre 1799 bei dem Heere des tapfern Erzherzogs Karl wiederfinden. Von den zahlreichen Vorfaͤllen, welchen Tettenborn hier mit Aus¬ zeichnung beiwohnte, heben wir nachfolgende Zuͤge aus, welche ihn insbeſondere angehn.
In dem Treffen bei Frauenfeld hatte das Regi¬ ment Kinsky einen harten Stand, und bewies gegen den uͤberlegenen Feind auf unguͤnſtigem Boden die aus¬ dauerndſte Unerſchrockenheit. Viele ſeiner trefflichſten Offiziere wurden getoͤdtet oder verwundet. Die Fran¬ zoſen hatten das oͤſterreichiſche Fußvolk aus einem vor¬ liegenden Walde verdraͤngt, und dadurch die auf der Straße vorgeruͤckten Truppen in die Flanke genommen; der Augenblick war dringend, und forderte ſchleunigſt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0231"n="219"/>
bewaͤhren und vielfache Kunde des Felddienſtes einzu¬<lb/>ſammeln. Die Reiter zogen gern mit ihm aus, der<lb/>
als Fuͤhrer entſchloſſen und gewandt, und als Kaͤmpfer<lb/>
jedem Gemeinen ein Muſter war. Die Wagſtuͤcke und<lb/>
Erfolge des kleinen Kriegs, von denen die Geſchichte<lb/>
nichts zu melden pflegt, haben fuͤr die betheiligten<lb/>
Truppen oft mehr Werth, als manches groͤßere Ereig¬<lb/>
niß; in ihnen begruͤndet ſich am ſicherſten die perſoͤn¬<lb/>
liche Schaͤtzung, der Ruf des Mannes und der Waffe.</p><lb/><p>Der Gang der damaligen Feldzuͤge in den Nieder¬<lb/>
landen und am Rhein iſt bekannt. Tettenborn folgte<lb/>
dem Wechſel derſelben in den Bewegungen ſeines Re¬<lb/>
giments, dem wenig Ruhe gegoͤnnt war, und das wir,<lb/>
nach manchen Begegniſſen, im Jahre <hirendition="#b">1799</hi> bei dem Heere<lb/>
des tapfern Erzherzogs Karl wiederfinden. Von den<lb/>
zahlreichen Vorfaͤllen, welchen Tettenborn hier mit Aus¬<lb/>
zeichnung beiwohnte, heben wir nachfolgende Zuͤge aus,<lb/>
welche ihn insbeſondere angehn.</p><lb/><p>In dem Treffen bei Frauenfeld hatte das Regi¬<lb/>
ment Kinsky einen harten Stand, und bewies gegen<lb/>
den uͤberlegenen Feind auf unguͤnſtigem Boden die aus¬<lb/>
dauerndſte Unerſchrockenheit. Viele ſeiner trefflichſten<lb/>
Offiziere wurden getoͤdtet oder verwundet. Die Fran¬<lb/>
zoſen hatten das oͤſterreichiſche Fußvolk aus einem vor¬<lb/>
liegenden Walde verdraͤngt, und dadurch die auf der<lb/>
Straße vorgeruͤckten Truppen in die Flanke genommen;<lb/>
der Augenblick war dringend, und forderte ſchleunigſt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[219/0231]
bewaͤhren und vielfache Kunde des Felddienſtes einzu¬
ſammeln. Die Reiter zogen gern mit ihm aus, der
als Fuͤhrer entſchloſſen und gewandt, und als Kaͤmpfer
jedem Gemeinen ein Muſter war. Die Wagſtuͤcke und
Erfolge des kleinen Kriegs, von denen die Geſchichte
nichts zu melden pflegt, haben fuͤr die betheiligten
Truppen oft mehr Werth, als manches groͤßere Ereig¬
niß; in ihnen begruͤndet ſich am ſicherſten die perſoͤn¬
liche Schaͤtzung, der Ruf des Mannes und der Waffe.
Der Gang der damaligen Feldzuͤge in den Nieder¬
landen und am Rhein iſt bekannt. Tettenborn folgte
dem Wechſel derſelben in den Bewegungen ſeines Re¬
giments, dem wenig Ruhe gegoͤnnt war, und das wir,
nach manchen Begegniſſen, im Jahre 1799 bei dem Heere
des tapfern Erzherzogs Karl wiederfinden. Von den
zahlreichen Vorfaͤllen, welchen Tettenborn hier mit Aus¬
zeichnung beiwohnte, heben wir nachfolgende Zuͤge aus,
welche ihn insbeſondere angehn.
In dem Treffen bei Frauenfeld hatte das Regi¬
ment Kinsky einen harten Stand, und bewies gegen
den uͤberlegenen Feind auf unguͤnſtigem Boden die aus¬
dauerndſte Unerſchrockenheit. Viele ſeiner trefflichſten
Offiziere wurden getoͤdtet oder verwundet. Die Fran¬
zoſen hatten das oͤſterreichiſche Fußvolk aus einem vor¬
liegenden Walde verdraͤngt, und dadurch die auf der
Straße vorgeruͤckten Truppen in die Flanke genommen;
der Augenblick war dringend, und forderte ſchleunigſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/231>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.