Hülfe; da ließ Tettenborn eine halbe Schwadron ab¬ sitzen, und stürmte zu Fuß mit dieser Mannschaft den Wald, aus welchem der Feind, bestürzt durch den un¬ erwarteten raschen Angriff, eiligst hinausgetrieben wurde, so daß die kleinere Schaar den Raum wieder einnahm, den die größere nicht behaupten gekonnt! Drei Tage darauf, bei dem Gefechte von Winterthur, machte die Schwadron Tettenborns den Vortrab, und wurde von den Franzosen, die vor der Stadt sechs Stücke Geschütz auf¬ gepflanzt hatten, mit heftigem Kartätschenfeuer empfan¬ gen, das sogleich mehrere Leute niederstreckte; er aber besann sich keinen Augenblick, und sprengte an der Spitze seines Zuges geradezu auf die feindlichen Kano¬ nen an; schon waren die Artilleristen, welche ihr Ge¬ schütz wacker vertheidigten, im Handgemenge größten¬ theils niedergemacht, als die Franzosen zur Unterstützung derselben mit zahlreicher Reiterei ungestüm hervorbra¬ chen, und die österreichische wieder zurückwarfen; Tet¬ tenborn's Pferd, von einem Kanonier durch Säbelstiche verwundet, stürzte in diesem Augenblicke zwischen die Kanonenpferde nieder, er selbst lag zu Boden und schien verloren, umgeben von feindlichen Husaren, die nach ihm hieben und schossen, und ihn wenigstens ge¬ fangen nehmen wollten, als die Tapferkeit seines Ritt¬ meisters, des nachherigen Generals von Meyer, ihn noch eben zu rechter Zeit aus dieser großen Gefahr wieder befreite. Nach Beendigung des Feldzuges in
Huͤlfe; da ließ Tettenborn eine halbe Schwadron ab¬ ſitzen, und ſtuͤrmte zu Fuß mit dieſer Mannſchaft den Wald, aus welchem der Feind, beſtuͤrzt durch den un¬ erwarteten raſchen Angriff, eiligſt hinausgetrieben wurde, ſo daß die kleinere Schaar den Raum wieder einnahm, den die groͤßere nicht behaupten gekonnt! Drei Tage darauf, bei dem Gefechte von Winterthur, machte die Schwadron Tettenborns den Vortrab, und wurde von den Franzoſen, die vor der Stadt ſechs Stuͤcke Geſchuͤtz auf¬ gepflanzt hatten, mit heftigem Kartaͤtſchenfeuer empfan¬ gen, das ſogleich mehrere Leute niederſtreckte; er aber beſann ſich keinen Augenblick, und ſprengte an der Spitze ſeines Zuges geradezu auf die feindlichen Kano¬ nen an; ſchon waren die Artilleriſten, welche ihr Ge¬ ſchuͤtz wacker vertheidigten, im Handgemenge groͤßten¬ theils niedergemacht, als die Franzoſen zur Unterſtuͤtzung derſelben mit zahlreicher Reiterei ungeſtuͤm hervorbra¬ chen, und die oͤſterreichiſche wieder zuruͤckwarfen; Tet¬ tenborn's Pferd, von einem Kanonier durch Saͤbelſtiche verwundet, ſtuͤrzte in dieſem Augenblicke zwiſchen die Kanonenpferde nieder, er ſelbſt lag zu Boden und ſchien verloren, umgeben von feindlichen Huſaren, die nach ihm hieben und ſchoſſen, und ihn wenigſtens ge¬ fangen nehmen wollten, als die Tapferkeit ſeines Ritt¬ meiſters, des nachherigen Generals von Meyer, ihn noch eben zu rechter Zeit aus dieſer großen Gefahr wieder befreite. Nach Beendigung des Feldzuges in
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Huͤlfe; da ließ Tettenborn eine halbe Schwadron ab¬
ſitzen, und ſtuͤrmte zu Fuß mit dieſer Mannſchaft den
Wald, aus welchem der Feind, beſtuͤrzt durch den un¬
erwarteten raſchen Angriff, eiligſt hinausgetrieben wurde,
ſo daß die kleinere Schaar den Raum wieder einnahm,
den die groͤßere nicht behaupten gekonnt! Drei Tage
darauf, bei dem Gefechte von Winterthur, machte die
Schwadron Tettenborns den Vortrab, und wurde von den
Franzoſen, die vor der Stadt ſechs Stuͤcke Geſchuͤtz auf¬
gepflanzt hatten, mit heftigem Kartaͤtſchenfeuer empfan¬
gen, das ſogleich mehrere Leute niederſtreckte; er aber
beſann ſich keinen Augenblick, und ſprengte an der
Spitze ſeines Zuges geradezu auf die feindlichen Kano¬
nen an; ſchon waren die Artilleriſten, welche ihr Ge¬
ſchuͤtz wacker vertheidigten, im Handgemenge groͤßten¬
theils niedergemacht, als die Franzoſen zur Unterſtuͤtzung
derſelben mit zahlreicher Reiterei ungeſtuͤm hervorbra¬
chen, und die oͤſterreichiſche wieder zuruͤckwarfen; Tet¬
tenborn's Pferd, von einem Kanonier durch Saͤbelſtiche
verwundet, ſtuͤrzte in dieſem Augenblicke zwiſchen die
Kanonenpferde nieder, er ſelbſt lag zu Boden und
ſchien verloren, umgeben von feindlichen Huſaren, die
nach ihm hieben und ſchoſſen, und ihn wenigſtens ge¬
fangen nehmen wollten, als die Tapferkeit ſeines Ritt¬
meiſters, des nachherigen Generals von Meyer, ihn
noch eben zu rechter Zeit aus dieſer großen Gefahr
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/232>, abgerufen am 21.11.2024.
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