in der Weise französischer Denkwürdigkeiten behandelt, den Stoff der anziehendsten Erzählungen geben könn¬ ten! Auch an neuen Proben eines Muthes, den viele Kenner von dem Muthe auf dem Schlachtfelde für sehr verschieden halten, fehlte es in solchem Lebensge¬ wirre nicht, und auch in diesem Betreff wurde Tetten¬ born's Namen mit größter Auszeichnung genannt. Un¬ ter den angesehenen Befreundungen, die ihm zu Theil wurden, war auch die mit dem Prinzen Louis Ferdi¬ nand von Preußen, der sich bei einem Besuche in Böh¬ men überall große Zuneigung erwarb, mit den öster¬ reichischen Offizieren als Kammerad lebte, und in Tettenborn ebenso sehr den tüchtigen Krieger würdigte, als er in ihm den heitern Lebensgenossen liebte.
Diese Befreundung wurde noch inniger, als Tet¬ tenborn im Jahre 1804 mit einem Auftrag an den österreichischen Gesandten Grafen von Metternich nach Berlin geschickt wurde, und hier mit dem Prinzen, den er auch schon auf dessen Landsitze besucht hatte, in täglichen vertauten Umgang lebte, den die Zeitumstände durch die Kriegsgesinnung, welche sich in Preußen, wie Oesterreich regte, nur noch stärker beseelten. Von die¬ sem Aufenthalte Tettenborn's in Berlin wird ein be¬ sondrer Zug erzählt, den wir unverbürgt wiedergeben, wie wir ihn gehört, indem er auch als Sage bezeich¬ net ist. Tettenborn hatte nämlich in Berlin die nicht unbeträchtliche Erbschaft eines im Preußischen verstor¬
III.15
in der Weiſe franzoͤſiſcher Denkwuͤrdigkeiten behandelt, den Stoff der anziehendſten Erzaͤhlungen geben koͤnn¬ ten! Auch an neuen Proben eines Muthes, den viele Kenner von dem Muthe auf dem Schlachtfelde fuͤr ſehr verſchieden halten, fehlte es in ſolchem Lebensge¬ wirre nicht, und auch in dieſem Betreff wurde Tetten¬ born's Namen mit groͤßter Auszeichnung genannt. Un¬ ter den angeſehenen Befreundungen, die ihm zu Theil wurden, war auch die mit dem Prinzen Louis Ferdi¬ nand von Preußen, der ſich bei einem Beſuche in Boͤh¬ men uͤberall große Zuneigung erwarb, mit den oͤſter¬ reichiſchen Offizieren als Kammerad lebte, und in Tettenborn ebenſo ſehr den tuͤchtigen Krieger wuͤrdigte, als er in ihm den heitern Lebensgenoſſen liebte.
Dieſe Befreundung wurde noch inniger, als Tet¬ tenborn im Jahre 1804 mit einem Auftrag an den oͤſterreichiſchen Geſandten Grafen von Metternich nach Berlin geſchickt wurde, und hier mit dem Prinzen, den er auch ſchon auf deſſen Landſitze beſucht hatte, in taͤglichen vertauten Umgang lebte, den die Zeitumſtaͤnde durch die Kriegsgeſinnung, welche ſich in Preußen, wie Oeſterreich regte, nur noch ſtaͤrker beſeelten. Von die¬ ſem Aufenthalte Tettenborn's in Berlin wird ein be¬ ſondrer Zug erzaͤhlt, den wir unverbuͤrgt wiedergeben, wie wir ihn gehoͤrt, indem er auch als Sage bezeich¬ net iſt. Tettenborn hatte naͤmlich in Berlin die nicht unbetraͤchtliche Erbſchaft eines im Preußiſchen verſtor¬
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in der Weiſe franzoͤſiſcher Denkwuͤrdigkeiten behandelt,
den Stoff der anziehendſten Erzaͤhlungen geben koͤnn¬
ten! Auch an neuen Proben eines Muthes, den viele
Kenner von dem Muthe auf dem Schlachtfelde fuͤr
ſehr verſchieden halten, fehlte es in ſolchem Lebensge¬
wirre nicht, und auch in dieſem Betreff wurde Tetten¬
born's Namen mit groͤßter Auszeichnung genannt. Un¬
ter den angeſehenen Befreundungen, die ihm zu Theil
wurden, war auch die mit dem Prinzen Louis Ferdi¬
nand von Preußen, der ſich bei einem Beſuche in Boͤh¬
men uͤberall große Zuneigung erwarb, mit den oͤſter¬
reichiſchen Offizieren als Kammerad lebte, und in
Tettenborn ebenſo ſehr den tuͤchtigen Krieger wuͤrdigte,
als er in ihm den heitern Lebensgenoſſen liebte.
Dieſe Befreundung wurde noch inniger, als Tet¬
tenborn im Jahre 1804 mit einem Auftrag an den
oͤſterreichiſchen Geſandten Grafen von Metternich nach
Berlin geſchickt wurde, und hier mit dem Prinzen,
den er auch ſchon auf deſſen Landſitze beſucht hatte, in
taͤglichen vertauten Umgang lebte, den die Zeitumſtaͤnde
durch die Kriegsgeſinnung, welche ſich in Preußen, wie
Oeſterreich regte, nur noch ſtaͤrker beſeelten. Von die¬
ſem Aufenthalte Tettenborn's in Berlin wird ein be¬
ſondrer Zug erzaͤhlt, den wir unverbuͤrgt wiedergeben,
wie wir ihn gehoͤrt, indem er auch als Sage bezeich¬
net iſt. Tettenborn hatte naͤmlich in Berlin die nicht
unbetraͤchtliche Erbſchaft eines im Preußiſchen verſtor¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/237>, abgerufen am 21.11.2024.
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