Ernst. Er hatte noch im siebenjährigen Kriege mitge¬ fochten, dann als Rittmeister seinen Abschied genommen und sich auf das Land zurückgezogen, wo er in geisti¬ ger und wirthschaftlicher Beziehung ein tüchtiges und ertragreiches Leben führte. Ein schöner Park war durch ihn entstanden, ausländische Bäume und Gesträuche hatte er angepflanzt, und jeden Fortschritt im Landbau für sich und seine Dorfleute bestens zu benutzen gesucht. Die letztern liebten und ehrten ihn als einen väterlichen Herrn, bei welchem sie in allen Fällen guten Rathes und wirksamer Hülfe versichert waren. "Von dem Mann, sagte mir ein alter Bauer, hab' ich noch mein Lebtag nichts Ungeschicktes gehört." Der Name von Briest lebte in diesen Gegenden schon von alten Zeiten her in bestem Ruhme; ein Landrath dieses Namens hatte bei des großen Kurfürsten Ueberfall der Schweden in Rathenau zu dem Siege wesentlich mitgewirkt, wie dessen auch Friedrich der Große in den brandenburgischen Denkwürdigkeiten ehrend erwähnt. Jetzt war derselbe Namen auch mit den Vorzügen deutscher Wissenschaft verknüpft; in Fichte's und Niethammers philosophischer Zeitschrift hatte Hülsen, der eine Zeit lang in Nenn¬ hausen bei seinem Freunde gelebt, philosophische Briefe an Briest drucken lassen.
Seine Tochter, Frau von Fouque, war eine hohe, glänzende Erscheinung, die äußere Schönheit ordnete sich gleichsam als Zugabe dem noch reicheren Glanze
Ernſt. Er hatte noch im ſiebenjaͤhrigen Kriege mitge¬ fochten, dann als Rittmeiſter ſeinen Abſchied genommen und ſich auf das Land zuruͤckgezogen, wo er in geiſti¬ ger und wirthſchaftlicher Beziehung ein tuͤchtiges und ertragreiches Leben fuͤhrte. Ein ſchoͤner Park war durch ihn entſtanden, auslaͤndiſche Baͤume und Geſtraͤuche hatte er angepflanzt, und jeden Fortſchritt im Landbau fuͤr ſich und ſeine Dorfleute beſtens zu benutzen geſucht. Die letztern liebten und ehrten ihn als einen vaͤterlichen Herrn, bei welchem ſie in allen Faͤllen guten Rathes und wirkſamer Huͤlfe verſichert waren. „Von dem Mann, ſagte mir ein alter Bauer, hab' ich noch mein Lebtag nichts Ungeſchicktes gehoͤrt.“ Der Name von Brieſt lebte in dieſen Gegenden ſchon von alten Zeiten her in beſtem Ruhme; ein Landrath dieſes Namens hatte bei des großen Kurfuͤrſten Ueberfall der Schweden in Rathenau zu dem Siege weſentlich mitgewirkt, wie deſſen auch Friedrich der Große in den brandenburgiſchen Denkwuͤrdigkeiten ehrend erwaͤhnt. Jetzt war derſelbe Namen auch mit den Vorzuͤgen deutſcher Wiſſenſchaft verknuͤpft; in Fichte's und Niethammers philoſophiſcher Zeitſchrift hatte Huͤlſen, der eine Zeit lang in Nenn¬ hauſen bei ſeinem Freunde gelebt, philoſophiſche Briefe an Brieſt drucken laſſen.
Seine Tochter, Frau von Fouqué, war eine hohe, glaͤnzende Erſcheinung, die aͤußere Schoͤnheit ordnete ſich gleichſam als Zugabe dem noch reicheren Glanze
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Ernſt. Er hatte noch im ſiebenjaͤhrigen Kriege mitge¬
fochten, dann als Rittmeiſter ſeinen Abſchied genommen
und ſich auf das Land zuruͤckgezogen, wo er in geiſti¬
ger und wirthſchaftlicher Beziehung ein tuͤchtiges und
ertragreiches Leben fuͤhrte. Ein ſchoͤner Park war durch
ihn entſtanden, auslaͤndiſche Baͤume und Geſtraͤuche
hatte er angepflanzt, und jeden Fortſchritt im Landbau
fuͤr ſich und ſeine Dorfleute beſtens zu benutzen geſucht.
Die letztern liebten und ehrten ihn als einen vaͤterlichen
Herrn, bei welchem ſie in allen Faͤllen guten Rathes
und wirkſamer Huͤlfe verſichert waren. „Von dem
Mann, ſagte mir ein alter Bauer, hab' ich noch mein
Lebtag nichts Ungeſchicktes gehoͤrt.“ Der Name von
Brieſt lebte in dieſen Gegenden ſchon von alten Zeiten
her in beſtem Ruhme; ein Landrath dieſes Namens
hatte bei des großen Kurfuͤrſten Ueberfall der Schweden
in Rathenau zu dem Siege weſentlich mitgewirkt, wie
deſſen auch Friedrich der Große in den brandenburgiſchen
Denkwuͤrdigkeiten ehrend erwaͤhnt. Jetzt war derſelbe
Namen auch mit den Vorzuͤgen deutſcher Wiſſenſchaft
verknuͤpft; in Fichte's und Niethammers philoſophiſcher
Zeitſchrift hatte Huͤlſen, der eine Zeit lang in Nenn¬
hauſen bei ſeinem Freunde gelebt, philoſophiſche Briefe
an Brieſt drucken laſſen.
Seine Tochter, Frau von Fouqué, war eine hohe,
glaͤnzende Erſcheinung, die aͤußere Schoͤnheit ordnete
ſich gleichſam als Zugabe dem noch reicheren Glanze
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/25>, abgerufen am 23.11.2024.
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