Wir kehren zu den Arbeiten zurück, die jetzt in Hamburg alle Thätigkeit in Anspruch nahmen. Aller Schwierigkeiten ungeachtet, ging die Errichtung der hanseatischen Legion rasch vorwärts. Die theils dem Feinde abgenommenen, theils als altes Eigenthum der Stadt vorgefundenen Kanonen gaben Veranlassung auch eine Abtheilung Artillerie zu errichten und der Legion einzuverleiben. Man verschrieb die fehlenden Waffen aus England, man erbaute Lavetten und Pulverwagen, errichtete ein Laboratorium, sorgte für die Bespannung, ließ Waffen aller Art verfertigen und ausbessern, schaffte die übrigen Rüstungsstücke so gut als möglich herbei. Die sonst an Hülfsmitteln so reiche Stadt bot deren für die militärischen Bedürfnisse unglaublich wenige dar; manche Gegenstände mußten unter großen Schwierig¬ keiten aus dem Dänischen herbeigeschafft werden; die Unbekanntschaft mit allen kriegerischen Anordnungen und Beziehungen setzte jedem Schritte unausweichliche Hindernisse entgegen, die nur durch unermüdete Auf¬ sicht und unverdrossene Selbstbemühung endlich wegge¬ räumt werden konnten. Es fehlte sehr an gedienten Offizieren, gänzlich an Unteroffizieren für die neuen Truppen, Vorschriften und Anleitungen zum Dienst und zur Uebung wurden daher um so nöthiger und man eilte dieselben abzufassen. Außer den Hanseaten bildete sich nach Tettenborn's Befehl und Anleitung ein Bataillon Lauenburger in Ratzeburg unter dem
Wir kehren zu den Arbeiten zuruͤck, die jetzt in Hamburg alle Thaͤtigkeit in Anſpruch nahmen. Aller Schwierigkeiten ungeachtet, ging die Errichtung der hanſeatiſchen Legion raſch vorwaͤrts. Die theils dem Feinde abgenommenen, theils als altes Eigenthum der Stadt vorgefundenen Kanonen gaben Veranlaſſung auch eine Abtheilung Artillerie zu errichten und der Legion einzuverleiben. Man verſchrieb die fehlenden Waffen aus England, man erbaute Lavetten und Pulverwagen, errichtete ein Laboratorium, ſorgte fuͤr die Beſpannung, ließ Waffen aller Art verfertigen und ausbeſſern, ſchaffte die uͤbrigen Ruͤſtungsſtuͤcke ſo gut als moͤglich herbei. Die ſonſt an Huͤlfsmitteln ſo reiche Stadt bot deren fuͤr die militaͤriſchen Beduͤrfniſſe unglaublich wenige dar; manche Gegenſtaͤnde mußten unter großen Schwierig¬ keiten aus dem Daͤniſchen herbeigeſchafft werden; die Unbekanntſchaft mit allen kriegeriſchen Anordnungen und Beziehungen ſetzte jedem Schritte unausweichliche Hinderniſſe entgegen, die nur durch unermuͤdete Auf¬ ſicht und unverdroſſene Selbſtbemuͤhung endlich wegge¬ raͤumt werden konnten. Es fehlte ſehr an gedienten Offizieren, gaͤnzlich an Unteroffizieren fuͤr die neuen Truppen, Vorſchriften und Anleitungen zum Dienſt und zur Uebung wurden daher um ſo noͤthiger und man eilte dieſelben abzufaſſen. Außer den Hanſeaten bildete ſich nach Tettenborn's Befehl und Anleitung ein Bataillon Lauenburger in Ratzeburg unter dem
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0289"n="277"/><p>Wir kehren zu den Arbeiten zuruͤck, die jetzt in<lb/>
Hamburg alle Thaͤtigkeit in Anſpruch nahmen. Aller<lb/>
Schwierigkeiten ungeachtet, ging die Errichtung der<lb/>
hanſeatiſchen Legion raſch vorwaͤrts. Die theils dem<lb/>
Feinde abgenommenen, theils als altes Eigenthum der<lb/>
Stadt vorgefundenen Kanonen gaben Veranlaſſung auch<lb/>
eine Abtheilung Artillerie zu errichten und der Legion<lb/>
einzuverleiben. Man verſchrieb die fehlenden Waffen<lb/>
aus England, man erbaute Lavetten und Pulverwagen,<lb/>
errichtete ein Laboratorium, ſorgte fuͤr die Beſpannung,<lb/>
ließ Waffen aller Art verfertigen und ausbeſſern, ſchaffte<lb/>
die uͤbrigen Ruͤſtungsſtuͤcke ſo gut als moͤglich herbei.<lb/>
Die ſonſt an Huͤlfsmitteln ſo reiche Stadt bot deren<lb/>
fuͤr die militaͤriſchen Beduͤrfniſſe unglaublich wenige dar;<lb/>
manche Gegenſtaͤnde mußten unter großen Schwierig¬<lb/>
keiten aus dem Daͤniſchen herbeigeſchafft werden; die<lb/>
Unbekanntſchaft mit allen kriegeriſchen Anordnungen<lb/>
und Beziehungen ſetzte jedem Schritte unausweichliche<lb/>
Hinderniſſe entgegen, die nur durch unermuͤdete Auf¬<lb/>ſicht und unverdroſſene Selbſtbemuͤhung endlich wegge¬<lb/>
raͤumt werden konnten. Es fehlte ſehr an gedienten<lb/>
Offizieren, gaͤnzlich an Unteroffizieren fuͤr die neuen<lb/>
Truppen, Vorſchriften und Anleitungen zum Dienſt<lb/>
und zur Uebung wurden daher um ſo noͤthiger und<lb/>
man eilte dieſelben abzufaſſen. Außer den Hanſeaten<lb/>
bildete ſich nach Tettenborn's Befehl und Anleitung<lb/>
ein Bataillon Lauenburger in Ratzeburg unter dem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[277/0289]
Wir kehren zu den Arbeiten zuruͤck, die jetzt in
Hamburg alle Thaͤtigkeit in Anſpruch nahmen. Aller
Schwierigkeiten ungeachtet, ging die Errichtung der
hanſeatiſchen Legion raſch vorwaͤrts. Die theils dem
Feinde abgenommenen, theils als altes Eigenthum der
Stadt vorgefundenen Kanonen gaben Veranlaſſung auch
eine Abtheilung Artillerie zu errichten und der Legion
einzuverleiben. Man verſchrieb die fehlenden Waffen
aus England, man erbaute Lavetten und Pulverwagen,
errichtete ein Laboratorium, ſorgte fuͤr die Beſpannung,
ließ Waffen aller Art verfertigen und ausbeſſern, ſchaffte
die uͤbrigen Ruͤſtungsſtuͤcke ſo gut als moͤglich herbei.
Die ſonſt an Huͤlfsmitteln ſo reiche Stadt bot deren
fuͤr die militaͤriſchen Beduͤrfniſſe unglaublich wenige dar;
manche Gegenſtaͤnde mußten unter großen Schwierig¬
keiten aus dem Daͤniſchen herbeigeſchafft werden; die
Unbekanntſchaft mit allen kriegeriſchen Anordnungen
und Beziehungen ſetzte jedem Schritte unausweichliche
Hinderniſſe entgegen, die nur durch unermuͤdete Auf¬
ſicht und unverdroſſene Selbſtbemuͤhung endlich wegge¬
raͤumt werden konnten. Es fehlte ſehr an gedienten
Offizieren, gaͤnzlich an Unteroffizieren fuͤr die neuen
Truppen, Vorſchriften und Anleitungen zum Dienſt
und zur Uebung wurden daher um ſo noͤthiger und
man eilte dieſelben abzufaſſen. Außer den Hanſeaten
bildete ſich nach Tettenborn's Befehl und Anleitung
ein Bataillon Lauenburger in Ratzeburg unter dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/289>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.