braven und der Freiheit noch nicht allzu lange ent¬ wöhnten Volke erwarten konnte. Die schöne Begei¬ sterung für die gute Sache hat sich nicht minder wirk¬ sam in der Summe sowohl, als in der Art der frei¬ willigen Gaben bezeigt, die noch täglich für die neuen Bewaffnungen zuströmen, und zu welchem besonders die Frauen mit ausgezeichnetem Eifer beigetragen ha¬ ben, indem sie ihren letzten Schmuck darbrachten, des¬ sen äußerliche Zierde sie freilich nie so schmücken konnte, wie die edle Gesinnung, die sie demselben entsagen hieß. Ich bekenne mit Freuden, daß ich alle Ursache habe, mit dem, was gegenwärtig geschieht, zufrieden zu sein, und daß ich das feste Vertrauen hege, die genommenen Maßregeln und die eifrige Thätigkeit der Bürger immer wirksamer werden zu sehen. Ich sage Ihnen, mein Herr General, den lebhaftesten Dank für den glücklichen Auftrag, den sie mir ertheilt haben, die ersten Schritte dieser frohen Bewegungen einzuleiten. Ich habe die Ehre u. s. w. Benkendorf."
Mittlerweile hatte Tettenborn die Hälfte seiner Rei¬ terei über die Elbe auf der Straße nach Bremen vor¬ gesandt. Der französische General Morand, der ohne Noth sich mit seinen Truppen bis zur Weser zurück¬ gezogen hatte, schien seinen Fehler wieder gut machen zu sollen, und rückte, vermuthlich auf ausdrücklichen höheren Befehl, wieder gegen die Elbe vor, indem er sogar die Absicht äußerte, auch Hamburg wieder zu
braven und der Freiheit noch nicht allzu lange ent¬ woͤhnten Volke erwarten konnte. Die ſchoͤne Begei¬ ſterung fuͤr die gute Sache hat ſich nicht minder wirk¬ ſam in der Summe ſowohl, als in der Art der frei¬ willigen Gaben bezeigt, die noch taͤglich fuͤr die neuen Bewaffnungen zuſtroͤmen, und zu welchem beſonders die Frauen mit ausgezeichnetem Eifer beigetragen ha¬ ben, indem ſie ihren letzten Schmuck darbrachten, deſ¬ ſen aͤußerliche Zierde ſie freilich nie ſo ſchmuͤcken konnte, wie die edle Geſinnung, die ſie demſelben entſagen hieß. Ich bekenne mit Freuden, daß ich alle Urſache habe, mit dem, was gegenwaͤrtig geſchieht, zufrieden zu ſein, und daß ich das feſte Vertrauen hege, die genommenen Maßregeln und die eifrige Thaͤtigkeit der Buͤrger immer wirkſamer werden zu ſehen. Ich ſage Ihnen, mein Herr General, den lebhafteſten Dank fuͤr den gluͤcklichen Auftrag, den ſie mir ertheilt haben, die erſten Schritte dieſer frohen Bewegungen einzuleiten. Ich habe die Ehre u. ſ. w. Benkendorf.“
Mittlerweile hatte Tettenborn die Haͤlfte ſeiner Rei¬ terei uͤber die Elbe auf der Straße nach Bremen vor¬ geſandt. Der franzoͤſiſche General Morand, der ohne Noth ſich mit ſeinen Truppen bis zur Weſer zuruͤck¬ gezogen hatte, ſchien ſeinen Fehler wieder gut machen zu ſollen, und ruͤckte, vermuthlich auf ausdruͤcklichen hoͤheren Befehl, wieder gegen die Elbe vor, indem er ſogar die Abſicht aͤußerte, auch Hamburg wieder zu
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braven und der Freiheit noch nicht allzu lange ent¬
woͤhnten Volke erwarten konnte. Die ſchoͤne Begei¬
ſterung fuͤr die gute Sache hat ſich nicht minder wirk¬
ſam in der Summe ſowohl, als in der Art der frei¬
willigen Gaben bezeigt, die noch taͤglich fuͤr die neuen
Bewaffnungen zuſtroͤmen, und zu welchem beſonders
die Frauen mit ausgezeichnetem Eifer beigetragen ha¬
ben, indem ſie ihren letzten Schmuck darbrachten, deſ¬
ſen aͤußerliche Zierde ſie freilich nie ſo ſchmuͤcken konnte,
wie die edle Geſinnung, die ſie demſelben entſagen
hieß. Ich bekenne mit Freuden, daß ich alle Urſache
habe, mit dem, was gegenwaͤrtig geſchieht, zufrieden
zu ſein, und daß ich das feſte Vertrauen hege, die
genommenen Maßregeln und die eifrige Thaͤtigkeit der
Buͤrger immer wirkſamer werden zu ſehen. Ich ſage
Ihnen, mein Herr General, den lebhafteſten Dank fuͤr
den gluͤcklichen Auftrag, den ſie mir ertheilt haben, die
erſten Schritte dieſer frohen Bewegungen einzuleiten.
Ich habe die Ehre u. ſ. w. Benkendorf.“
Mittlerweile hatte Tettenborn die Haͤlfte ſeiner Rei¬
terei uͤber die Elbe auf der Straße nach Bremen vor¬
geſandt. Der franzoͤſiſche General Morand, der ohne
Noth ſich mit ſeinen Truppen bis zur Weſer zuruͤck¬
gezogen hatte, ſchien ſeinen Fehler wieder gut machen
zu ſollen, und ruͤckte, vermuthlich auf ausdruͤcklichen
hoͤheren Befehl, wieder gegen die Elbe vor, indem er
ſogar die Abſicht aͤußerte, auch Hamburg wieder zu
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/306>, abgerufen am 24.11.2024.
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