schlag bringt, und doch lag es nur an einigen Zufällen, die oft im Kriege so bedeutend werden, und sich nicht beherrschen lassen, daß nicht der Tag zum Nachtheil der Franzosen endigte.
Da der Feind jetzt Meister der ganzen Insel Wil¬ helmsburg und der daran stoßenden Feddel war, so konnte er aus dieser Nähe die Stadt mit Granaten und Bomben bewerfen, und es war vorauszusehn, daß dies eine große Bestürzung hervorbringen würde. Die beiden hanseatischen Bataillons waren größtentheils auf¬ gerieben, der Ueberrest erschöpft und zerstreut. Der üble Erfolg verbreitete allgemeinen Mißmuth; die Bür¬ ger hatten Augenblicke der Entflammung, wo sie be¬ gehrten die Feddel und Wilhelmsburg wieder zu neh¬ men, allein in ihrer Unkunde des Kriegs quälten sie sich neben diesem Muthe auch wieder mit tausend Mei¬ nungen und Besorgnissen unnütz ab. Ueberall waren gefahrvolle Posten, viele darunter von höchster Wichtig¬ keit, und keiner konnte hinreichend mit Truppen besetzt werden, auf deren kriegsgeübte Festigkeit wäre zu rech¬ nen gewesen. Die geringste Unternehmung des Fein¬ des, die jetzt gelang, konnte entscheidend werden. Zwar legten einige dänische Kanonenboote sich zwischen die Inseln und die Stadt, allein der Wechsel der Ebbe und Fluth hinderten sie, zu den günstigen Stellen hin¬ zudringen, und sie konnten nur einen Theil der vielen Uebergangspunkte bestreichen. Tettenborn behielt sein
ſchlag bringt, und doch lag es nur an einigen Zufaͤllen, die oft im Kriege ſo bedeutend werden, und ſich nicht beherrſchen laſſen, daß nicht der Tag zum Nachtheil der Franzoſen endigte.
Da der Feind jetzt Meiſter der ganzen Inſel Wil¬ helmsburg und der daran ſtoßenden Feddel war, ſo konnte er aus dieſer Naͤhe die Stadt mit Granaten und Bomben bewerfen, und es war vorauszuſehn, daß dies eine große Beſtuͤrzung hervorbringen wuͤrde. Die beiden hanſeatiſchen Bataillons waren groͤßtentheils auf¬ gerieben, der Ueberreſt erſchoͤpft und zerſtreut. Der uͤble Erfolg verbreitete allgemeinen Mißmuth; die Buͤr¬ ger hatten Augenblicke der Entflammung, wo ſie be¬ gehrten die Feddel und Wilhelmsburg wieder zu neh¬ men, allein in ihrer Unkunde des Kriegs quaͤlten ſie ſich neben dieſem Muthe auch wieder mit tauſend Mei¬ nungen und Beſorgniſſen unnuͤtz ab. Ueberall waren gefahrvolle Poſten, viele darunter von hoͤchſter Wichtig¬ keit, und keiner konnte hinreichend mit Truppen beſetzt werden, auf deren kriegsgeuͤbte Feſtigkeit waͤre zu rech¬ nen geweſen. Die geringſte Unternehmung des Fein¬ des, die jetzt gelang, konnte entſcheidend werden. Zwar legten einige daͤniſche Kanonenboote ſich zwiſchen die Inſeln und die Stadt, allein der Wechſel der Ebbe und Fluth hinderten ſie, zu den guͤnſtigen Stellen hin¬ zudringen, und ſie konnten nur einen Theil der vielen Uebergangspunkte beſtreichen. Tettenborn behielt ſein
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ſchlag bringt, und doch lag es nur an einigen Zufaͤllen,
die oft im Kriege ſo bedeutend werden, und ſich nicht
beherrſchen laſſen, daß nicht der Tag zum Nachtheil
der Franzoſen endigte.
Da der Feind jetzt Meiſter der ganzen Inſel Wil¬
helmsburg und der daran ſtoßenden Feddel war, ſo
konnte er aus dieſer Naͤhe die Stadt mit Granaten
und Bomben bewerfen, und es war vorauszuſehn, daß
dies eine große Beſtuͤrzung hervorbringen wuͤrde. Die
beiden hanſeatiſchen Bataillons waren groͤßtentheils auf¬
gerieben, der Ueberreſt erſchoͤpft und zerſtreut. Der
uͤble Erfolg verbreitete allgemeinen Mißmuth; die Buͤr¬
ger hatten Augenblicke der Entflammung, wo ſie be¬
gehrten die Feddel und Wilhelmsburg wieder zu neh¬
men, allein in ihrer Unkunde des Kriegs quaͤlten ſie
ſich neben dieſem Muthe auch wieder mit tauſend Mei¬
nungen und Beſorgniſſen unnuͤtz ab. Ueberall waren
gefahrvolle Poſten, viele darunter von hoͤchſter Wichtig¬
keit, und keiner konnte hinreichend mit Truppen beſetzt
werden, auf deren kriegsgeuͤbte Feſtigkeit waͤre zu rech¬
nen geweſen. Die geringſte Unternehmung des Fein¬
des, die jetzt gelang, konnte entſcheidend werden. Zwar
legten einige daͤniſche Kanonenboote ſich zwiſchen die
Inſeln und die Stadt, allein der Wechſel der Ebbe
und Fluth hinderten ſie, zu den guͤnſtigen Stellen hin¬
zudringen, und ſie konnten nur einen Theil der vielen
Uebergangspunkte beſtreichen. Tettenborn behielt ſein
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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