jauchzte, und trank in den besten Weinen wiederholt die Gesundheit des kühnen Dichters. Chamisso seiner¬ seits fing dann auch eigne Gedichte zu deklamiren an, und nun sollte er umständlich sagen, wie er zu seinen deutschen Studien gelangt und durch welche Hülfsmit¬ tel er darin fortgeschritten sei. Man nahm an seinen Lebensgeschicken, an seiner Person und Eigenart den lebhaftesten Antheil, und Gurlitt insbesondere schien von fürsorglichen Gesinnungen erfüllt und bewegt. Wäh¬ rend er nun mit Zärtlichkeit dem eben so lieben als außerordentlichen Gaste horchte und zusprach, war dieser in das Hersagen von Versen schon verfangen, und zwischen die Antworten, die er zu geben hatte, flocht er gelegentlich die allbekannten Worte ein:
"Habe nun ach! Philosophie, Juristerei und Medicin, Und leider auch Theologie Durchaus studirt mit heißem Bemühn."
Mit steigendem Pathos vorgetragen machte dies gute Wirkung, und das Gedächtniß hätte ihn gewiß noch eine weite Strecke so fortfahren lassen, als der liebe Gurlitt, in seinen Alten so trefflich zu Hause, und auch in den Neuern sonst belesen genug, nur gerade mit dem unkorrekten Neusten nicht vertraut, die ganze Tirade für ein persönliches Bekenntniß aufnehmend, verwundert und antheilvoll mit fast gleichem Pathos, indem er sich mit erhobenen Armen hinüberneigte, den
jauchzte, und trank in den beſten Weinen wiederholt die Geſundheit des kuͤhnen Dichters. Chamiſſo ſeiner¬ ſeits fing dann auch eigne Gedichte zu deklamiren an, und nun ſollte er umſtaͤndlich ſagen, wie er zu ſeinen deutſchen Studien gelangt und durch welche Huͤlfsmit¬ tel er darin fortgeſchritten ſei. Man nahm an ſeinen Lebensgeſchicken, an ſeiner Perſon und Eigenart den lebhafteſten Antheil, und Gurlitt insbeſondere ſchien von fuͤrſorglichen Geſinnungen erfuͤllt und bewegt. Waͤh¬ rend er nun mit Zaͤrtlichkeit dem eben ſo lieben als außerordentlichen Gaſte horchte und zuſprach, war dieſer in das Herſagen von Verſen ſchon verfangen, und zwiſchen die Antworten, die er zu geben hatte, flocht er gelegentlich die allbekannten Worte ein:
„Habe nun ach! Philoſophie, Juriſterei und Medicin, Und leider auch Theologie Durchaus ſtudirt mit heißem Bemuͤhn.“
Mit ſteigendem Pathos vorgetragen machte dies gute Wirkung, und das Gedaͤchtniß haͤtte ihn gewiß noch eine weite Strecke ſo fortfahren laſſen, als der liebe Gurlitt, in ſeinen Alten ſo trefflich zu Hauſe, und auch in den Neuern ſonſt beleſen genug, nur gerade mit dem unkorrekten Neuſten nicht vertraut, die ganze Tirade fuͤr ein perſoͤnliches Bekenntniß aufnehmend, verwundert und antheilvoll mit faſt gleichem Pathos, indem er ſich mit erhobenen Armen hinuͤberneigte, den
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jauchzte, und trank in den beſten Weinen wiederholt
die Geſundheit des kuͤhnen Dichters. Chamiſſo ſeiner¬
ſeits fing dann auch eigne Gedichte zu deklamiren an,
und nun ſollte er umſtaͤndlich ſagen, wie er zu ſeinen
deutſchen Studien gelangt und durch welche Huͤlfsmit¬
tel er darin fortgeſchritten ſei. Man nahm an ſeinen
Lebensgeſchicken, an ſeiner Perſon und Eigenart den
lebhafteſten Antheil, und Gurlitt insbeſondere ſchien
von fuͤrſorglichen Geſinnungen erfuͤllt und bewegt. Waͤh¬
rend er nun mit Zaͤrtlichkeit dem eben ſo lieben als
außerordentlichen Gaſte horchte und zuſprach, war dieſer
in das Herſagen von Verſen ſchon verfangen, und
zwiſchen die Antworten, die er zu geben hatte, flocht
er gelegentlich die allbekannten Worte ein:
„Habe nun ach! Philoſophie,
Juriſterei und Medicin,
Und leider auch Theologie
Durchaus ſtudirt mit heißem Bemuͤhn.“
Mit ſteigendem Pathos vorgetragen machte dies gute
Wirkung, und das Gedaͤchtniß haͤtte ihn gewiß noch
eine weite Strecke ſo fortfahren laſſen, als der liebe
Gurlitt, in ſeinen Alten ſo trefflich zu Hauſe, und
auch in den Neuern ſonſt beleſen genug, nur gerade
mit dem unkorrekten Neuſten nicht vertraut, die ganze
Tirade fuͤr ein perſoͤnliches Bekenntniß aufnehmend,
verwundert und antheilvoll mit faſt gleichem Pathos,
indem er ſich mit erhobenen Armen hinuͤberneigte, den
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/62>, abgerufen am 28.11.2024.
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