um diese müßte man mich auszeichnen, ehren; ich liebe mich darum. Und alles tadelt mich darum. Ich trage dies leicht; aber verächtlich ist es mir. Darum appuyire ich darauf, wenn man mich verkennt. Ich bin zu reich, um zu prahlen (pour etaler), und aus wahrer Bescheidenheit thu' ich's nicht; sie sind mir alle zu arm, und ich sollte noch Kostbarkeiten zei- gen? "Frech wohl bin ich geworden, ihr Götter wißt, und wißt nicht allein, daß ich auch fromm bin und treu." Das sei mein Epitaph. Wenn wir uns nicht wiedersehen, oder wenn wir uns auch wiedersehen, sehen Sie diesen Brief als mein Testament an. Er ist mit einer Wahrheit geschrieben, wie man auf dem Todtenbette spricht -- vielleicht glauben Sie aus Furcht, Gott behüte! -- weil man's da nicht mehr der Mühe werth hält unwahr zu sein. Zeigen Sie der Hum- boldt diesen Brief, wenn Sie wollen. Sie schreiben mir fer- ner, Sie wären "kindisch" und "toll mit Methode"? nun toller, kindischer, kurz ärger als ich selbst, ist nichts. Ich bilde mich aber sehr; ich will nicht mehr mit Gewalt glücklich sein; und weiß, wie so sich widersprechende Dinge nicht vereinigen lassen, als das äußere und das innere Glück; nur eine harte Wahl bleibt dem Menschen, und das ist, selon moi, sein freier Wille, von dem man so viel spricht. Bei Manchen geht das nun freilich zusammen, und auf Augenblicke immer nur, und sähen sie ganz genau nach, nie. Meine Fähigkeiten sind immer noch nicht angegriffen, und daher bin ich immer noch gut, episch gestimmt. Je suis rassie,aber, traurig! und bei guter Laune, höchst verwundet; und über dies und über mich selbst erhaben. Daraus werden Sie klug; ich bin's.
um dieſe müßte man mich auszeichnen, ehren; ich liebe mich darum. Und alles tadelt mich darum. Ich trage dies leicht; aber verächtlich iſt es mir. Darum appuyire ich darauf, wenn man mich verkennt. Ich bin zu reich, um zu prahlen (pour étaler), und aus wahrer Beſcheidenheit thu’ ich’s nicht; ſie ſind mir alle zu arm, und ich ſollte noch Koſtbarkeiten zei- gen? „Frech wohl bin ich geworden, ihr Götter wißt, und wißt nicht allein, daß ich auch fromm bin und treu.“ Das ſei mein Epitaph. Wenn wir uns nicht wiederſehen, oder wenn wir uns auch wiederſehen, ſehen Sie dieſen Brief als mein Teſtament an. Er iſt mit einer Wahrheit geſchrieben, wie man auf dem Todtenbette ſpricht — vielleicht glauben Sie aus Furcht, Gott behüte! — weil man’s da nicht mehr der Mühe werth hält unwahr zu ſein. Zeigen Sie der Hum- boldt dieſen Brief, wenn Sie wollen. Sie ſchreiben mir fer- ner, Sie wären „kindiſch“ und „toll mit Methode“? nun toller, kindiſcher, kurz ärger als ich ſelbſt, iſt nichts. Ich bilde mich aber ſehr; ich will nicht mehr mit Gewalt glücklich ſein; und weiß, wie ſo ſich widerſprechende Dinge nicht vereinigen laſſen, als das äußere und das innere Glück; nur eine harte Wahl bleibt dem Menſchen, und das iſt, selon moi, ſein freier Wille, von dem man ſo viel ſpricht. Bei Manchen geht das nun freilich zuſammen, und auf Augenblicke immer nur, und ſähen ſie ganz genau nach, nie. Meine Fähigkeiten ſind immer noch nicht angegriffen, und daher bin ich immer noch gut, epiſch geſtimmt. Je suis rassie,aber, traurig! und bei guter Laune, höchſt verwundet; und über dies und über mich ſelbſt erhaben. Daraus werden Sie klug; ich bin’s.
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wißt nicht allein, daß ich auch fromm bin und treu.“ Das
ſei mein Epitaph. Wenn wir uns nicht wiederſehen, oder
wenn wir uns auch wiederſehen, ſehen Sie dieſen Brief als
mein Teſtament an. Er iſt mit einer Wahrheit geſchrieben,
wie man auf dem Todtenbette ſpricht — vielleicht glauben
Sie aus Furcht, Gott behüte! — weil man’s da nicht mehr
der Mühe werth hält unwahr zu ſein. Zeigen Sie der Hum-
boldt dieſen Brief, wenn Sie wollen. Sie ſchreiben mir fer-
ner, Sie wären „kindiſch“ und „toll mit Methode“? nun
toller, kindiſcher, kurz ärger als ich ſelbſt, iſt nichts. Ich bilde
mich aber ſehr; ich will nicht mehr mit Gewalt glücklich ſein;
und weiß, wie ſo ſich widerſprechende Dinge nicht vereinigen
laſſen, als das äußere und das innere Glück; nur eine harte
Wahl bleibt dem Menſchen, und das iſt, selon moi, ſein freier
Wille, von dem man ſo viel ſpricht. Bei Manchen geht das
nun freilich zuſammen, und auf Augenblicke immer nur, und
ſähen ſie ganz genau nach, nie. Meine Fähigkeiten ſind
immer noch nicht angegriffen, und daher bin ich immer noch
gut, epiſch geſtimmt. Je suis rassie, aber, traurig! und
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/199>, abgerufen am 22.12.2024.
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