dix ans que nous nous sommes vaus pour la derniere fois, d'un autre cote je crois que c'est hier, ce que je souhaite c'est que se soit aujourd'hui." Sehen Sie die Ungeduld, die Wenigkeit, die Natürlichkeit, das gute Schreiben! Der richtige Ausdruck in den wenigen Zeilen des ganzen Verhältnisses, die Sorglosigkeit! Ich besinne mich nicht mehr genau auf die Worte meines Billets; es war aber eben so klein! -- Wie finden Sie mich mit Abschreiben und Erzählen? Und mein Händchen? Adieu! Sein Sie gutes Muthes! Bin ich morgen -- ach Gott nein! morgen Vormittag geh' ich zu Fichte. Aber ich werde doch zu kommen suchen. Sinken Sie nicht! das fehlte mir noch! --
An Frau von F., in Berlin.
Sommer 1806.
Liebe beste Freundin, es ist auf Ehre ein Leid! daß ich nicht kommen kann. Aber das Wetter ist Mord, und mein Katarrh auf der größten Höhe. Ich habe die Aussicht, allein zu bleiben, und bin weniger als je geschickt dazu. Jetzt die- sen Augenblick geht Egl. aus meinem Zimmer, es mag beinah halb 6 sein. Als ich mich mehr aus Verdruß, und weil es die Stunde ist, zum Schlaf niedergelegt hatte, und "sich die Knoten der strengen Gedanken zu lösen anfingen" klopft et- was an mein zweites Zimmer, ich, überzeugt, daß zu dieser Stunde niemand, aber auch niemand zu mir kommen kann, denke, es ist neben an, und bleibe liegen; man klinkt die Thüre auf, und Egl. steht da. Aus dem Schlaf macht' ich
mir
dix ans que nous nous sommes vûs pour la dernière fois, d’un autre côté je crois que c’est hier, ce que je souhaite c’est que se soit aujourd’hui.” Sehen Sie die Ungeduld, die Wenigkeit, die Natürlichkeit, das gute Schreiben! Der richtige Ausdruck in den wenigen Zeilen des ganzen Verhältniſſes, die Sorgloſigkeit! Ich beſinne mich nicht mehr genau auf die Worte meines Billets; es war aber eben ſo klein! — Wie finden Sie mich mit Abſchreiben und Erzählen? Und mein Händchen? Adieu! Sein Sie gutes Muthes! Bin ich morgen — ach Gott nein! morgen Vormittag geh’ ich zu Fichte. Aber ich werde doch zu kommen ſuchen. Sinken Sie nicht! das fehlte mir noch! —
An Frau von F., in Berlin.
Sommer 1806.
Liebe beſte Freundin, es iſt auf Ehre ein Leid! daß ich nicht kommen kann. Aber das Wetter iſt Mord, und mein Katarrh auf der größten Höhe. Ich habe die Ausſicht, allein zu bleiben, und bin weniger als je geſchickt dazu. Jetzt die- ſen Augenblick geht Egl. aus meinem Zimmer, es mag beinah halb 6 ſein. Als ich mich mehr aus Verdruß, und weil es die Stunde iſt, zum Schlaf niedergelegt hatte, und „ſich die Knoten der ſtrengen Gedanken zu löſen anfingen“ klopft et- was an mein zweites Zimmer, ich, überzeugt, daß zu dieſer Stunde niemand, aber auch niemand zu mir kommen kann, denke, es iſt neben an, und bleibe liegen; man klinkt die Thüre auf, und Egl. ſteht da. Aus dem Schlaf macht’ ich
mir
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dix ans que nous nous sommes vûs pour la dernière fois,
d’un autre côté je crois que c’est hier, ce que je souhaite
c’est que se soit aujourd’hui.” Sehen Sie die Ungeduld, die
Wenigkeit, die Natürlichkeit, das gute Schreiben! Der richtige
Ausdruck in den wenigen Zeilen des ganzen Verhältniſſes, die
Sorgloſigkeit! Ich beſinne mich nicht mehr genau auf die
Worte meines Billets; es war aber eben ſo klein! — Wie
finden Sie mich mit Abſchreiben und Erzählen? Und mein
Händchen? Adieu! Sein Sie gutes Muthes! Bin ich morgen
— ach Gott nein! morgen Vormittag geh’ ich zu Fichte.
Aber ich werde doch zu kommen ſuchen. Sinken Sie nicht!
das fehlte mir noch! —
An Frau von F., in Berlin.
Sommer 1806.
Liebe beſte Freundin, es iſt auf Ehre ein Leid! daß ich
nicht kommen kann. Aber das Wetter iſt Mord, und mein
Katarrh auf der größten Höhe. Ich habe die Ausſicht, allein
zu bleiben, und bin weniger als je geſchickt dazu. Jetzt die-
ſen Augenblick geht Egl. aus meinem Zimmer, es mag beinah
halb 6 ſein. Als ich mich mehr aus Verdruß, und weil es
die Stunde iſt, zum Schlaf niedergelegt hatte, und „ſich die
Knoten der ſtrengen Gedanken zu löſen anfingen“ klopft et-
was an mein zweites Zimmer, ich, überzeugt, daß zu dieſer
Stunde niemand, aber auch niemand zu mir kommen kann,
denke, es iſt neben an, und bleibe liegen; man klinkt die
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/302>, abgerufen am 23.12.2024.
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