dem heimathlichen Brandenburg, so ist die preußische Stadt. Schwer kam ein Hausknecht ohne Licht: noch schwerer das Licht; und noch ärger ein Mädchen. Wir nahmen nichts mehr; unser Wagen kam, und wir endlich in's Bette. Hier hat sich die alte Saumseligkeit und Unvernunft erhalten, als ob die Reisenden für die Wirthe kämen, und dafür bezahlt würden. Unterwegs war es zu meinem Erstaunen umge- kehrt. Alle Menschen, und der Postillon an der Spitze, glaub- ten sich für uns geschaffen; mich ängstigte es ordentlich. Das Volk hat sich sehr verändert. --
Dienstag den 20. September.
Die Nacht besser als ich dachte. Am Morgen, Magde- burg schwamm in Sonne: die dicken Weiden mit den dicken Haaren. Ankunft. Zimmertausch. Markt. Kugelkarren. Kon- skription. Lesen. Nathusius Garten; hübsche Frau, Kind. Nachhausefahrt lustig.
Donnerstag den 22. September.
Von Magdeburg. Um halb 11, nicht weit von unserm Wirthshause, in einem von den engen Gäßchen, mußten wir hinter einem Wagen halten, auf welchen Mehlsäcke von einer Bodenluke hinabgelassen wurden; unser Postillon blies, aber wer weder sich stören ließ, noch rückte oder rührte, waren die Auflader: mich empörte sowohl die Geduld des Postillons, als die rasende Unbilligkeit der Leute, die gelassen verlangten, man solle ihr Geschäft abwarten, womit sie eine Straße ein- nahmen. Es standen andere Markthelfer und Leute umher, die die Sache einsahen, und etwas drein redeten, besonders ein Alter, der uns zu amüsiren dachte, und mit einem jungen,
dem heimathlichen Brandenburg, ſo iſt die preußiſche Stadt. Schwer kam ein Hausknecht ohne Licht: noch ſchwerer das Licht; und noch ärger ein Mädchen. Wir nahmen nichts mehr; unſer Wagen kam, und wir endlich in’s Bette. Hier hat ſich die alte Saumſeligkeit und Unvernunft erhalten, als ob die Reiſenden für die Wirthe kämen, und dafür bezahlt würden. Unterwegs war es zu meinem Erſtaunen umge- kehrt. Alle Menſchen, und der Poſtillon an der Spitze, glaub- ten ſich für uns geſchaffen; mich ängſtigte es ordentlich. Das Volk hat ſich ſehr verändert. —
Dienstag den 20. September.
Die Nacht beſſer als ich dachte. Am Morgen, Magde- burg ſchwamm in Sonne: die dicken Weiden mit den dicken Haaren. Ankunft. Zimmertauſch. Markt. Kugelkarren. Kon- ſkription. Leſen. Nathuſius Garten; hübſche Frau, Kind. Nachhauſefahrt luſtig.
Donnerstag den 22. September.
Von Magdeburg. Um halb 11, nicht weit von unſerm Wirthshauſe, in einem von den engen Gäßchen, mußten wir hinter einem Wagen halten, auf welchen Mehlſäcke von einer Bodenluke hinabgelaſſen wurden; unſer Poſtillon blies, aber wer weder ſich ſtören ließ, noch rückte oder rührte, waren die Auflader: mich empörte ſowohl die Geduld des Poſtillons, als die raſende Unbilligkeit der Leute, die gelaſſen verlangten, man ſolle ihr Geſchäft abwarten, womit ſie eine Straße ein- nahmen. Es ſtanden andere Markthelfer und Leute umher, die die Sache einſahen, und etwas drein redeten, beſonders ein Alter, der uns zu amüſiren dachte, und mit einem jungen,
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dem heimathlichen Brandenburg, ſo iſt die preußiſche Stadt.
Schwer kam ein Hausknecht ohne Licht: noch ſchwerer das
Licht; und noch ärger ein Mädchen. Wir nahmen nichts
mehr; unſer Wagen kam, und wir endlich in’s Bette. Hier
hat ſich die alte Saumſeligkeit und Unvernunft erhalten, als
ob die Reiſenden für die Wirthe kämen, und dafür bezahlt
würden. Unterwegs war es zu meinem Erſtaunen umge-
kehrt. Alle Menſchen, und der Poſtillon an der Spitze, glaub-
ten ſich für uns geſchaffen; mich ängſtigte es ordentlich. Das
Volk hat ſich ſehr verändert. —
Dienstag den 20. September.
Die Nacht beſſer als ich dachte. Am Morgen, Magde-
burg ſchwamm in Sonne: die dicken Weiden mit den dicken
Haaren. Ankunft. Zimmertauſch. Markt. Kugelkarren. Kon-
ſkription. Leſen. Nathuſius Garten; hübſche Frau, Kind.
Nachhauſefahrt luſtig.
Donnerstag den 22. September.
Von Magdeburg. Um halb 11, nicht weit von unſerm
Wirthshauſe, in einem von den engen Gäßchen, mußten wir
hinter einem Wagen halten, auf welchen Mehlſäcke von einer
Bodenluke hinabgelaſſen wurden; unſer Poſtillon blies, aber
wer weder ſich ſtören ließ, noch rückte oder rührte, waren die
Auflader: mich empörte ſowohl die Geduld des Poſtillons, als
die raſende Unbilligkeit der Leute, die gelaſſen verlangten,
man ſolle ihr Geſchäft abwarten, womit ſie eine Straße ein-
nahmen. Es ſtanden andere Markthelfer und Leute umher,
die die Sache einſahen, und etwas drein redeten, beſonders
ein Alter, der uns zu amüſiren dachte, und mit einem jungen,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/361>, abgerufen am 23.12.2024.
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