links; dicht vor Schönebeck vorbei, und sieht einen Theil der Salinen-Anstalten ganz nah. Vier Meilen nach Kalbe, da gingen wir ein wenig spaziren, aßen Biersuppe und Tauben. Der Magdeburger Postillon hatte einen ekligen Karakter: sagte, er lebe von seinen Gütern, und führe, um die Welt zu sehen: nachdem ich mit ihm gesprochen hatte, fuhr er gut. Wir fuhren um 2 von Kalbe, gleich hinter dem Ort wird es sehr schön: der Weg geht sonderbar immer ringsum. Gen- darmen setzten Deserteurs nach: sie ritten mit uns. Eine Fähre setzt einen über die schmale Saale, einem Mühlbach ähnlich, man fährt südlich, wenn's nicht rundum geht; hat den Harz und den Blocksberg und den hallischen Petersberg rechts, die untergehende Sonne hinter sich. Nah an Köthen sahen wir auf Stoppelfeld Gesellschaften von zwanzig, vierzig, zehn, Rebhühnern laufen, Hasen zu sechs, drei, fünf; und viele. In Köthen kamen wir um halb 7 an: ich überredete meinen Reisegefährten, obgleich es finster war, die Stadt zu sehen. Ich redete einen kleinen artigen Jungen in der Straße an, uns zu begleiten: er that es gütig. Wir sahen des Herzogs Schloß und Garten etc. -- Als ich nach Hause kam, hatte ich den Mordschreck, dies Büchelchen verloren zu haben: der Haus- knecht fand es mit der Laterne im Schloßgarten. Liebes dum- mes Buch, du kostest mich acht Groschen, aber küssen möcht' ich dich, die hast du gut verdient! --
links; dicht vor Schönebeck vorbei, und ſieht einen Theil der Salinen-Anſtalten ganz nah. Vier Meilen nach Kalbe, da gingen wir ein wenig ſpaziren, aßen Bierſuppe und Tauben. Der Magdeburger Poſtillon hatte einen ekligen Karakter: ſagte, er lebe von ſeinen Gütern, und führe, um die Welt zu ſehen: nachdem ich mit ihm geſprochen hatte, fuhr er gut. Wir fuhren um 2 von Kalbe, gleich hinter dem Ort wird es ſehr ſchön: der Weg geht ſonderbar immer ringsum. Gen- darmen ſetzten Deſerteurs nach: ſie ritten mit uns. Eine Fähre ſetzt einen über die ſchmale Saale, einem Mühlbach ähnlich, man fährt ſüdlich, wenn’s nicht rundum geht; hat den Harz und den Blocksberg und den halliſchen Petersberg rechts, die untergehende Sonne hinter ſich. Nah an Köthen ſahen wir auf Stoppelfeld Geſellſchaften von zwanzig, vierzig, zehn, Rebhühnern laufen, Haſen zu ſechs, drei, fünf; und viele. In Köthen kamen wir um halb 7 an: ich überredete meinen Reiſegefährten, obgleich es finſter war, die Stadt zu ſehen. Ich redete einen kleinen artigen Jungen in der Straße an, uns zu begleiten: er that es gütig. Wir ſahen des Herzogs Schloß und Garten ꝛc. — Als ich nach Hauſe kam, hatte ich den Mordſchreck, dies Büchelchen verloren zu haben: der Haus- knecht fand es mit der Laterne im Schloßgarten. Liebes dum- mes Buch, du koſteſt mich acht Groſchen, aber küſſen möcht’ ich dich, die haſt du gut verdient! —
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links; dicht vor Schönebeck vorbei, und ſieht einen Theil der
Salinen-Anſtalten ganz nah. Vier Meilen nach Kalbe, da
gingen wir ein wenig ſpaziren, aßen Bierſuppe und Tauben.
Der Magdeburger Poſtillon hatte einen ekligen Karakter:
ſagte, er lebe von ſeinen Gütern, und führe, um die Welt zu
ſehen: nachdem ich mit ihm geſprochen hatte, fuhr er gut.
Wir fuhren um 2 von Kalbe, gleich hinter dem Ort wird es
ſehr ſchön: der Weg geht ſonderbar immer ringsum. Gen-
darmen ſetzten Deſerteurs nach: ſie ritten mit uns. Eine Fähre
ſetzt einen über die ſchmale Saale, einem Mühlbach ähnlich,
man fährt ſüdlich, wenn’s nicht rundum geht; hat den Harz
und den Blocksberg und den halliſchen Petersberg rechts, die
untergehende Sonne hinter ſich. Nah an Köthen ſahen wir
auf Stoppelfeld Geſellſchaften von zwanzig, vierzig, zehn,
Rebhühnern laufen, Haſen zu ſechs, drei, fünf; und viele.
In Köthen kamen wir um halb 7 an: ich überredete meinen
Reiſegefährten, obgleich es finſter war, die Stadt zu ſehen.
Ich redete einen kleinen artigen Jungen in der Straße an,
uns zu begleiten: er that es gütig. Wir ſahen des Herzogs
Schloß und Garten ꝛc. — Als ich nach Hauſe kam, hatte ich
den Mordſchreck, dies Büchelchen verloren zu haben: der Haus-
knecht fand es mit der Laterne im Schloßgarten. Liebes dum-
mes Buch, du koſteſt mich acht Groſchen, aber küſſen möcht’
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/363>, abgerufen am 23.12.2024.
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