und mit uns spazirte. Adieu! Lieber! Antwort! und das gleich. Rahel. Hier ist helles Sonnenwetter mit Kälte, ich rheumatisch davon. Nordostwind. Der gräßlichste.
An Varnhagen, in Steinfurt.
Montag, den 30. April 1810.
Diesen Augenblick erhalte ich deinen Brief aus Kassel, lieber Freund. Und zuerst muß ich von Steffens sprechen! den ich natürlich nie sah. -- Ich bin sehr eingenommen von Steffens. Wundere dich nicht; ich habe seinen Aufsatz über Universitäten gelesen, lese jetzt -- lache nicht! -- seine geo- gnostisch-geologischen Aufsätze als Vorbereitung zu einer in- nern Naturgeschichte der Erde. Ich habe sie Humboldt weg- genommen. So nur kann ich von Geschichte und Natur reden hören, die sind ihm Eins. So denk' ich ungelehrt auch. Und verstehe ihn sehr wohl. Doch kann ich nicht mehr über ihn schreiben, du kennst mich, weil ich das schon Einmal im größ- ten Enthusiasmus an Moritz ergehen ließ, der es gleich lesen soll. -- Ja! er ergründet's ja selbst, nichts entwickelt sich nach seinen Anlagen, alles ist gestört, sage ich; einer größeren, uns unbekannten Beziehung gehören wir und alles an; das denk' ich lange, lange! --
-- Wäre ich nicht in der größten Weltschmiede endlich wirklich, von lauter Schlägen, fertig geworden, so hätte ich heute den Tod eingenommen über den mir beigesandten Brief. --
-- Ich bin in nichts verändert. Nur noch geschwinder
und mit uns ſpazirte. Adieu! Lieber! Antwort! und das gleich. Rahel. Hier iſt helles Sonnenwetter mit Kälte, ich rheumatiſch davon. Nordoſtwind. Der gräßlichſte.
An Varnhagen, in Steinfurt.
Montag, den 30. April 1810.
Dieſen Augenblick erhalte ich deinen Brief aus Kaſſel, lieber Freund. Und zuerſt muß ich von Steffens ſprechen! den ich natürlich nie ſah. — Ich bin ſehr eingenommen von Steffens. Wundere dich nicht; ich habe ſeinen Aufſatz über Univerſitäten geleſen, leſe jetzt — lache nicht! — ſeine geo- gnoſtiſch-geologiſchen Aufſätze als Vorbereitung zu einer in- nern Naturgeſchichte der Erde. Ich habe ſie Humboldt weg- genommen. So nur kann ich von Geſchichte und Natur reden hören, die ſind ihm Eins. So denk’ ich ungelehrt auch. Und verſtehe ihn ſehr wohl. Doch kann ich nicht mehr über ihn ſchreiben, du kennſt mich, weil ich das ſchon Einmal im größ- ten Enthuſiasmus an Moritz ergehen ließ, der es gleich leſen ſoll. — Ja! er ergründet’s ja ſelbſt, nichts entwickelt ſich nach ſeinen Anlagen, alles iſt geſtört, ſage ich; einer größeren, uns unbekannten Beziehung gehören wir und alles an; das denk’ ich lange, lange! —
— Wäre ich nicht in der größten Weltſchmiede endlich wirklich, von lauter Schlägen, fertig geworden, ſo hätte ich heute den Tod eingenommen über den mir beigeſandten Brief. —
— Ich bin in nichts verändert. Nur noch geſchwinder
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und mit uns ſpazirte. Adieu! Lieber! Antwort! und das
gleich. Rahel. Hier iſt helles Sonnenwetter mit Kälte, ich
rheumatiſch davon. Nordoſtwind. Der gräßlichſte.
An Varnhagen, in Steinfurt.
Montag, den 30. April 1810.
Dieſen Augenblick erhalte ich deinen Brief aus Kaſſel,
lieber Freund. Und zuerſt muß ich von Steffens ſprechen!
den ich natürlich nie ſah. — Ich bin ſehr eingenommen von
Steffens. Wundere dich nicht; ich habe ſeinen Aufſatz über
Univerſitäten geleſen, leſe jetzt — lache nicht! — ſeine geo-
gnoſtiſch-geologiſchen Aufſätze als Vorbereitung zu einer in-
nern Naturgeſchichte der Erde. Ich habe ſie Humboldt weg-
genommen. So nur kann ich von Geſchichte und Natur reden
hören, die ſind ihm Eins. So denk’ ich ungelehrt auch. Und
verſtehe ihn ſehr wohl. Doch kann ich nicht mehr über ihn
ſchreiben, du kennſt mich, weil ich das ſchon Einmal im größ-
ten Enthuſiasmus an Moritz ergehen ließ, der es gleich leſen
ſoll. — Ja! er ergründet’s ja ſelbſt, nichts entwickelt ſich nach
ſeinen Anlagen, alles iſt geſtört, ſage ich; einer größeren, uns
unbekannten Beziehung gehören wir und alles an; das denk’
ich lange, lange! —
— Wäre ich nicht in der größten Weltſchmiede endlich
wirklich, von lauter Schlägen, fertig geworden, ſo hätte
ich heute den Tod eingenommen über den mir beigeſandten
Brief. —
— Ich bin in nichts verändert. Nur noch geſchwinder
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/486>, abgerufen am 23.12.2024.
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