großen Krankheiten, verspürt' ich in der vierten den Krampf im Herzen, von dem Sie sprechen. Sie sollen ihn durchaus nicht haben!! bei Ihrer Jugend: Sie sind ja eigentlich gar nicht gekränkt; vergehen, wie eine Blume, sollen Sie nicht. Jetzt müssen Sie wirklich mir nahe leben. Soll ich Sie auf einen Irrthum aufmerksam machen? Sie wollen in einem Bade, in einem äußerlich müßigen Leben nicht das Ansehen haben, als verweichlichten Sie sich in Unthätigkeit; und unterdeß geschieht das in der Wirklichkeit in Friedersdorf. Sie gehen da in Ihren eignen Stimmungen wie in einem Zauberwald umher, und werden bald nichts mehr vernehmen können! Kaum, Lieber, entschließen Sie sich, mir zu antworten, auf Punkte der lebendigen Mittheilung, und möchten mir reine Stimmun- gen schicken, die ich gewiß! alle in mein Herz aufnehmen möchte, und mit meinen Augen, und eigener Seele erahnde. Diese aber müssen die Dekoration Ihres Lebens nicht werden; diese müssen von der lebenden und lebendig machenden Sonne hervorgerufen, modifizirt werden. Von den Sonnen anderer Geister. Überlegen Sie das, Lieber, und erwägen Sie genau, wie meine Lust, Sie in Töplitz zu haben, hier mitwirken kann; ich bin nicht ganz im Stande es zu unterscheiden. Nur dies weiß ich, wüßt' ich diese Menschen, dies Thal, bei Wiesbaden zum Beispiel; so sagte ich, gehen Sie da hin: oder irgend einen geliebten belebenden Kreis von Freunden von Ihnen. Ich kenne nur den, der in Töplitz sich versammelt. Und rechne viel auf mich. Ich bin geschaffen das zu verlebendigen was da ist; ja manches nur im Keim Daseiendes zu schaffen. Ich habe schon oft gut auf Sie gewirkt. Varnhagen wird auch
großen Krankheiten, verſpürt’ ich in der vierten den Krampf im Herzen, von dem Sie ſprechen. Sie ſollen ihn durchaus nicht haben!! bei Ihrer Jugend: Sie ſind ja eigentlich gar nicht gekränkt; vergehen, wie eine Blume, ſollen Sie nicht. Jetzt müſſen Sie wirklich mir nahe leben. Soll ich Sie auf einen Irrthum aufmerkſam machen? Sie wollen in einem Bade, in einem äußerlich müßigen Leben nicht das Anſehen haben, als verweichlichten Sie ſich in Unthätigkeit; und unterdeß geſchieht das in der Wirklichkeit in Friedersdorf. Sie gehen da in Ihren eignen Stimmungen wie in einem Zauberwald umher, und werden bald nichts mehr vernehmen können! Kaum, Lieber, entſchließen Sie ſich, mir zu antworten, auf Punkte der lebendigen Mittheilung, und möchten mir reine Stimmun- gen ſchicken, die ich gewiß! alle in mein Herz aufnehmen möchte, und mit meinen Augen, und eigener Seele erahnde. Dieſe aber müſſen die Dekoration Ihres Lebens nicht werden; dieſe müſſen von der lebenden und lebendig machenden Sonne hervorgerufen, modifizirt werden. Von den Sonnen anderer Geiſter. Überlegen Sie das, Lieber, und erwägen Sie genau, wie meine Luſt, Sie in Töplitz zu haben, hier mitwirken kann; ich bin nicht ganz im Stande es zu unterſcheiden. Nur dies weiß ich, wüßt’ ich dieſe Menſchen, dies Thal, bei Wiesbaden zum Beiſpiel; ſo ſagte ich, gehen Sie da hin: oder irgend einen geliebten belebenden Kreis von Freunden von Ihnen. Ich kenne nur den, der in Töplitz ſich verſammelt. Und rechne viel auf mich. Ich bin geſchaffen das zu verlebendigen was da iſt; ja manches nur im Keim Daſeiendes zu ſchaffen. Ich habe ſchon oft gut auf Sie gewirkt. Varnhagen wird auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0536"n="522"/>
großen Krankheiten, verſpürt’ ich in der vierten den Krampf<lb/>
im Herzen, von dem Sie ſprechen. Sie ſollen ihn durchaus<lb/>
nicht haben!! bei Ihrer Jugend: Sie ſind ja eigentlich gar nicht<lb/>
gekränkt; vergehen, wie eine Blume, ſollen Sie nicht. Jetzt<lb/>
müſſen Sie wirklich mir nahe leben. Soll ich Sie auf einen<lb/>
Irrthum aufmerkſam machen? Sie wollen in einem Bade, in<lb/>
einem äußerlich müßigen Leben nicht das Anſehen haben, als<lb/>
verweichlichten Sie ſich in Unthätigkeit; und unterdeß geſchieht<lb/>
das in der Wirklichkeit in Friedersdorf. Sie gehen da in<lb/>
Ihren eignen Stimmungen wie in einem Zauberwald umher,<lb/>
und werden bald nichts mehr vernehmen können! Kaum,<lb/>
Lieber, entſchließen Sie ſich, mir zu antworten, auf Punkte<lb/>
der lebendigen Mittheilung, und möchten mir reine Stimmun-<lb/>
gen ſchicken, die ich <hirendition="#g">gewiß</hi>! alle in mein Herz aufnehmen<lb/>
möchte, und mit meinen Augen, und eigener Seele erahnde.<lb/>
Dieſe aber müſſen die Dekoration Ihres Lebens nicht werden;<lb/>
dieſe müſſen von der lebenden und lebendig machenden Sonne<lb/>
hervorgerufen, modifizirt werden. Von den Sonnen anderer<lb/>
Geiſter. Überlegen Sie das, Lieber, und erwägen Sie genau,<lb/>
wie meine Luſt, Sie in Töplitz zu haben, hier mitwirken kann;<lb/>
ich bin nicht ganz im Stande es zu unterſcheiden. Nur dies<lb/>
weiß ich, wüßt’ ich dieſe Menſchen, dies Thal, bei Wiesbaden<lb/>
zum Beiſpiel; ſo ſagte ich, gehen Sie da hin: oder irgend<lb/>
einen geliebten belebenden Kreis von Freunden von Ihnen.<lb/>
Ich kenne nur den, der in Töplitz ſich verſammelt. Und rechne<lb/>
viel auf mich. Ich bin geſchaffen das zu verlebendigen was<lb/>
da iſt; ja manches nur im Keim Daſeiendes zu ſchaffen. Ich<lb/>
habe ſchon oft gut auf Sie gewirkt. Varnhagen wird auch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[522/0536]
großen Krankheiten, verſpürt’ ich in der vierten den Krampf
im Herzen, von dem Sie ſprechen. Sie ſollen ihn durchaus
nicht haben!! bei Ihrer Jugend: Sie ſind ja eigentlich gar nicht
gekränkt; vergehen, wie eine Blume, ſollen Sie nicht. Jetzt
müſſen Sie wirklich mir nahe leben. Soll ich Sie auf einen
Irrthum aufmerkſam machen? Sie wollen in einem Bade, in
einem äußerlich müßigen Leben nicht das Anſehen haben, als
verweichlichten Sie ſich in Unthätigkeit; und unterdeß geſchieht
das in der Wirklichkeit in Friedersdorf. Sie gehen da in
Ihren eignen Stimmungen wie in einem Zauberwald umher,
und werden bald nichts mehr vernehmen können! Kaum,
Lieber, entſchließen Sie ſich, mir zu antworten, auf Punkte
der lebendigen Mittheilung, und möchten mir reine Stimmun-
gen ſchicken, die ich gewiß! alle in mein Herz aufnehmen
möchte, und mit meinen Augen, und eigener Seele erahnde.
Dieſe aber müſſen die Dekoration Ihres Lebens nicht werden;
dieſe müſſen von der lebenden und lebendig machenden Sonne
hervorgerufen, modifizirt werden. Von den Sonnen anderer
Geiſter. Überlegen Sie das, Lieber, und erwägen Sie genau,
wie meine Luſt, Sie in Töplitz zu haben, hier mitwirken kann;
ich bin nicht ganz im Stande es zu unterſcheiden. Nur dies
weiß ich, wüßt’ ich dieſe Menſchen, dies Thal, bei Wiesbaden
zum Beiſpiel; ſo ſagte ich, gehen Sie da hin: oder irgend
einen geliebten belebenden Kreis von Freunden von Ihnen.
Ich kenne nur den, der in Töplitz ſich verſammelt. Und rechne
viel auf mich. Ich bin geſchaffen das zu verlebendigen was
da iſt; ja manches nur im Keim Daſeiendes zu ſchaffen. Ich
habe ſchon oft gut auf Sie gewirkt. Varnhagen wird auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/536>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.