ist ein Wechsel, worauf Ihnen die Tücher sogleich ausgeliefert werden sollen. Auch sollen Sie die Briefe und Billets haben, die ich von Louis konservirt habe: weil Sie sie am meisten lieben werden. Sie aber vermachen sie mit den Tüchern, wie- der Ihrem liebsten Verwandten, und so der weiter, und immer der Liebste dem Liebsten. Er ist ein geschichtlicher Mann. Er war die feinste Seele: von beinah niemand gekannt, wenn auch viel geliebt; und viel verkannt. Es ist nicht Eitelkeit, daß ich mich so mit hinüber spielen möchte. Meine ehrenvollsten Briefe sind verbrannt, daß Feinde sie nicht lesen! Denn alles schrieb der Vielverworrene der vertrauten Freundin, oft auf einen Bogen, auf einer Blattseite. Mit wahrhaftem Vollge- fühl sag' ich Ihnen aber: "Schade, daß meine Briefe an ihn nicht da sind!" Gerne ließ ich der Welt das Exempel, wie wahrhaft man mit einem Königlichen Prinzen, der schon vom Ruhm geführt, und hoch geliebt war, sein kann. Er hat alles was er schriftlich besaß -- wie ich -- vor dem letzten Ausmarsch in Schricke verbrannt, weiß ich vom Major Möllendorf. Auch hat sich nichts gefunden. Sonst hätte man das Geklatsche schon gehört. Man kann Fürsten die Wahrheit sagen; und verschweigt man sie bei einem Wüthrich, um Martern auszu- weichen: so wird er dies schon merken. Mißhandelt wurde Louis oft -- zur Empörung -- aber schmeichlen thaten sie ihm doch, und die Wahrheit hab' ich ihm nicht sagen hören, wenn nicht Persönlichkeit dazu trieb; und großartig dies, nur von Einer; von Paulinen. Mir aber machte er es möglich, sie ihm jedesmal wie ich sie einsah zu zeigen. Halb, gewiß, gebührt diesem menschlichsten Menschen dieser Ruhm! Das Mensch-
iſt ein Wechſel, worauf Ihnen die Tücher ſogleich ausgeliefert werden ſollen. Auch ſollen Sie die Briefe und Billets haben, die ich von Louis konſervirt habe: weil Sie ſie am meiſten lieben werden. Sie aber vermachen ſie mit den Tüchern, wie- der Ihrem liebſten Verwandten, und ſo der weiter, und immer der Liebſte dem Liebſten. Er iſt ein geſchichtlicher Mann. Er war die feinſte Seele: von beinah niemand gekannt, wenn auch viel geliebt; und viel verkannt. Es iſt nicht Eitelkeit, daß ich mich ſo mit hinüber ſpielen möchte. Meine ehrenvollſten Briefe ſind verbrannt, daß Feinde ſie nicht leſen! Denn alles ſchrieb der Vielverworrene der vertrauten Freundin, oft auf einen Bogen, auf einer Blattſeite. Mit wahrhaftem Vollge- fühl ſag’ ich Ihnen aber: „Schade, daß meine Briefe an ihn nicht da ſind!“ Gerne ließ ich der Welt das Exempel, wie wahrhaft man mit einem Königlichen Prinzen, der ſchon vom Ruhm geführt, und hoch geliebt war, ſein kann. Er hat alles was er ſchriftlich beſaß — wie ich — vor dem letzten Ausmarſch in Schricke verbrannt, weiß ich vom Major Möllendorf. Auch hat ſich nichts gefunden. Sonſt hätte man das Geklatſche ſchon gehört. Man kann Fürſten die Wahrheit ſagen; und verſchweigt man ſie bei einem Wüthrich, um Martern auszu- weichen: ſo wird er dies ſchon merken. Mißhandelt wurde Louis oft — zur Empörung — aber ſchmeichlen thaten ſie ihm doch, und die Wahrheit hab’ ich ihm nicht ſagen hören, wenn nicht Perſönlichkeit dazu trieb; und großartig dies, nur von Einer; von Paulinen. Mir aber machte er es möglich, ſie ihm jedesmal wie ich ſie einſah zu zeigen. Halb, gewiß, gebührt dieſem menſchlichſten Menſchen dieſer Ruhm! Das Menſch-
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iſt ein Wechſel, worauf Ihnen die Tücher ſogleich ausgeliefert
werden ſollen. Auch ſollen Sie die Briefe und Billets haben,
die ich von Louis konſervirt habe: weil Sie ſie am meiſten
lieben werden. Sie aber vermachen ſie mit den Tüchern, wie-
der Ihrem liebſten Verwandten, und ſo der weiter, und immer
der Liebſte dem Liebſten. Er iſt ein geſchichtlicher Mann. Er
war die feinſte Seele: von beinah niemand gekannt, wenn auch
viel geliebt; und viel verkannt. Es iſt nicht Eitelkeit, daß
ich mich ſo mit hinüber ſpielen möchte. Meine ehrenvollſten
Briefe ſind verbrannt, daß Feinde ſie nicht leſen! Denn alles
ſchrieb der Vielverworrene der vertrauten Freundin, oft auf
einen Bogen, auf einer Blattſeite. Mit wahrhaftem Vollge-
fühl ſag’ ich Ihnen aber: „Schade, daß meine Briefe an ihn
nicht da ſind!“ Gerne ließ ich der Welt das Exempel, wie
wahrhaft man mit einem Königlichen Prinzen, der ſchon vom
Ruhm geführt, und hoch geliebt war, ſein kann. Er hat alles
was er ſchriftlich beſaß — wie ich — vor dem letzten Ausmarſch
in Schricke verbrannt, weiß ich vom Major Möllendorf. Auch
hat ſich nichts gefunden. Sonſt hätte man das Geklatſche
ſchon gehört. Man kann Fürſten die Wahrheit ſagen; und
verſchweigt man ſie bei einem Wüthrich, um Martern auszu-
weichen: ſo wird er dies ſchon merken. Mißhandelt wurde
Louis oft — zur Empörung — aber ſchmeichlen thaten ſie ihm
doch, und die Wahrheit hab’ ich ihm nicht ſagen hören, wenn
nicht Perſönlichkeit dazu trieb; und großartig dies, nur von
Einer; von Paulinen. Mir aber machte er es möglich, ſie ihm
jedesmal wie ich ſie einſah zu zeigen. Halb, gewiß, gebührt
dieſem menſchlichſten Menſchen dieſer Ruhm! Das Menſch-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/570>, abgerufen am 23.12.2024.
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